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Morganas Wölfe

Morganas Wölfe

Titel: Morganas Wölfe
Autoren: Jason Dark
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etwas aufgefallen war. Trotz der nicht eben bewundernswerten Beleuchtung des Flurs hatte ich am Ende des Ganges eine Bewegung gesehen.
    Dort war jemand.
    Leider konnte ich nicht erkennen, um wen es sich handelte. Es konnte ein Mann, aber ebensogut eine Frau sein. Diese Person blieb stehen und öffnete eine Tür. Und so wie die Gestalt das Zimmer betrat, gehörte sie bestimmt nicht zum Personal. Krankenschwestern waren da wesentlich resoluter.
    Als ich drei weitere Schritte zurückgelegt hatte, richtete sich die Gestalt auf. Ihr blondes Haar blitzte auf. Es gab nur eine Person, die darauf stolz sein konnte. Melanie Morton. Sie war schon hier, hatte es kurz vor mir geschafft, und plötzlich hörte ich die Schüsse aus meiner eigenen Waffe…
    ***
    Melanie schoß, und sie freute sich dabei. Ein wahrer Sturm von Gefühlen hatte sie in einen regelrechten Rausch versetzt. Sie sah den auf sich zurennenden Professor und fragte sich, aus welchem Grunde er plötzlich taumelte und seine Arme so unkontrolliert bewegte.
    Zwei rote Flecken waren auf dem weißen Stoff seines Kittels zu sehen, beide Hände fanden ihre Ziele, als sie sich auf diese Flecken drückten, wobei es dem Mann nicht mehr gelang, sich auf den Beinen zu halten, denn in der gebückten Vorwärtsbewegung brach er zusammen.
    Er rutschte noch über den Boden, dann blieb er auf dem Bauch liegen, nicht einmal weit von der Schützin entfernt.
    Die wiederum lächelte. Sie fühlte sich gut, sie genoß den Augenblick des Sieges, wurde aber aus ihren Träumen hervorgerissen, als sie von den Betten her ein Geräusch hörte.
    Sie fuhr herum.
    Dabei riß sie die Waffe hoch und sah den zweiten Mann, der sich aus dem schmalen Gang gelöst hatte und dort stand, wo die Betten endeten.
    Suko hatte nichts für den Professor tun können. Es war einfach zu schnell gegangen, und daß diese Frau zweimal geschossen hatte, davon war er auch überrascht worden.
    Er mußte sie ausschalten!
    Sie war herumgefahren, und Suko hatte einen Blick auf ihre Waffe erhaschen können. Eine Beretta.
    Eine Pistole, wie er sie ebenfalls bei sich trug und sie auch gezogen hatte. Wer war schneller?
    Suko feuerte zuerst. Er mußte abdrücken, es ging um sein Leben, denn die blonde Stripperin hätte auch keine Rücksicht gekannt.
    Das Silbergeschoß erwischte ihren Körper. Auf einmal war die Kraft weg.
    Suko sah den erstaunten Ausdruck in ihren Augen, als könnte sie nicht fassen, verloren zu haben. Der Ausdruck aber wandelte sich. Er ging über in einen tiefen, nicht mehr kontrollierbaren Schmerz, und alles an ihrem Körper wurde Melanie zu schwer. Sie ließ zuerst die Waffe fallen, dann kippte sie selbst, ging aber noch mit dem rechten Bein einen Schritt zur Seite, so daß sie sich noch einmal fangen konnte, aber das Knie wollte ihr Gewicht nicht mehr halten.
    Sie fiel hin, als die Tür noch einmal wuchtig aufgestoßen wurde und jemand auf der Schwelle stand.
    Sukos Beretta ruckte herum – und sank nach unten, als er den Mann erkannte.
    Es war John Sinclair!
    ***
    Ich hatte mit den hochkant gestellten Hacken meinen Lauf gestoppt, starrte Suko an, der auf mich den Eindruck eines Menschen machte, der voll unter Strom stand, und richtete meinen Kopf nach rechts.
    Eine Frau und ein Mann lagen auf dem Boden. Unter beiden Körpern breiteten sich dünne Blutlachen aus. Ob sie tot oder nur angeschossen waren, wußte ich nicht. Die Frau war Melanie Morton, den Mann kannte ich nicht.
    Da er jedoch einen weißen Kittel trug, mußte er einer der hier beschäftigten Ärzte sein.
    Beide brauchten Hilfe, das stand fest, aber wir konnten nicht weg, denn der Blick gegen das Fenster ließ mich erschauern. Trotzdem blieb ich nicht ruhig, ein innerer Befehl zwang mich dazu, mich nach der Beretta zu bücken und sie aufzuheben.
    »Lade sie nach«, sagte Suko.
    Einige Ersatzpatronen trug ich immer bei mir wie klingendes Kleingeld.
    Ich löste das Magazin aus dem Griff und drückte die Patronen in die Federung hinein.
    Dann lud ich die Waffe durch, immer die beiden Fenster im Auge behaltend, hinter denen der weiße, kalte Kreis wie ein Mond stand.
    Es waren nicht nur der kalte Kreis und das brutale Licht, die mich störten, es war der Inhalt, denn sehr deutlich zeichneten sich das Gesicht und ein Teil des Oberkörpers einer gewissen Morgana Layton ab. Sie war innerhalb des Schutzes erschienen, um ihre Opfer zu holen.
    Es hätte alles glatt laufen können, nur standen jetzt wir gegen sie, und sie kannte uns beide.
    Das Fenster
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