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Morganas Wölfe

Morganas Wölfe

Titel: Morganas Wölfe
Autoren: Jason Dark
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zum Fenster gehen und es öffnen. Da fielen ihm die hastigen Bewegungen Bill Jacksons auf. Er war an der linken Schulter verletzt worden, und dort saß auch sein Verband fest. Das blanke Metall der Klammern schimmerte – und war plötzlich verschwunden, denn Jackson hatte es geschafft, den Verband mit einem heftigen Ruck zu lösen. Er riß auch noch die Reste ab, die an der Haut festklebten, dann lag die Wunde frei, bevor ihn Suko noch davon hatte abhalten können.
    Er wollte etwas tun, er mußte etwas tun, aber in Wirklichkeit tat er nichts.
    Er starrte dorthin, wo die Wunde nach dem Lösen des Verbands hätte zu sehen sein müssen. Sie war es auch, oder nicht?
    Genau dort, wo die Zähne des Wolfs die Menschen erwischt hatten, waren Haut und Knochen verschwunden. Statt dessen füllte ein kaltes Licht die Schulter…
    ***
    Durch seine Erfahrungen war Suko so leicht nicht zu überraschen.
    Dieser Anblick aber ließ ihn starr werden. Er konnte zunächst weder denken noch reden und nur starren. Sein Blick sezierte die ›Wunde‹, die ja nicht mehr vorhanden war, ebensowenig wie ein bestimmter Teil einer Schulter. Wo vorher Fleisch, Knochen und Haut gewesen waren, entdeckte er nur das Licht, das alles andere, was natürlich war, gefressen oder aufgelöst haben mußte. Aber der Patient lebte weiter!
    Suko mußte aus seiner Starre heraus. Er winkte dem Professor zu, der sich bereits auf den Weg gemacht hatte. Auf seinen Leinenschuhen glitt er lautlos auf das Bett zu.
    »Schauen Sie sich das an, Professor!«
    Penrose blieb stumm. Aber sein Gesicht nahm zuerst einen ungläubigen und dann einen entsetzten Ausdruck an. Er sah zudem aus wie jemand, für den eine Welt zusammengebrochen war, schüttelte den Kopf und sagte: »Was ist das?«
    »Magie, Professor, Magie!« Sukos Stimme hatte ernst geklungen.
    Penrose enthielt sich einer Antwort, denn er kümmerte sich um den Patienten. Jackson rührte sich nicht. Er war noch wie in seiner Haltung liegen geblieben und hatte den Kopf so gedreht, um zum Fenster schauen zu können, weil er noch immer das Licht erwartete.
    Es kam nicht, aber es war schon da. Es steckte in ihm, und auch die anderen fingen damit an, ihre Verbände abzureißen. An den Armen, an den Händen, wie Suko sehen konnte, den nichts mehr auf dem Bett gehalten hatte, der nun zu den anderen ging, dort nachschaute und ebenfalls die mit Licht gefüllten Stellen an den Körpern der Verletzten entdeckte.
    Im Nebenzimmer war das gleiche geschehen, und die Patienten hatten sich aufgerichtet, um gegen die Fenster schauen zu können, wo die Welt dunkler geworden war, sich aber noch immer kein fremder Schein zeigte.
    Auch in dem zweiten Krankenzimmer war keine Lampe eingeschaltet worden, die Patienten lagen im Halbdunkel, und es leuchteten nur die Stellen an ihren Körpern, die sie von ihren Verbänden befreit hatten.
    Es war auch für Suko schwer, dies alles zu begreifen. Die Männer sahen aus, als wären in ihren Körpern Lampen angezündet worden, die ihre Helligkeit auch nach außen strahlten, und er sah draußen noch immer keinen Schein, der sich durch den Nebel schob.
    Er kehrte wieder in das erste Krankenzimmer zurück, wo der Professor ratlos neben dem Bett stand und auf Jackson schaute. »Ich kann es nicht fassen, was hier vorgeht.« Sein Blick traf Suko. Er war fordernd und hoffnungsvoll. »Wir müssen doch etwas tun, Inspektor! Sagen Sie was. Sie sind der Fachmann!«
    »Nein, wir können nichts tun, außer einem.«
    »Und?«
    »Warten!«
    »Mist.« Penrose schüttelte den Kopf. »Worauf denn? Was ich hier sehe, ist eine medizinische Sensation. Das ist etwas, was ich nicht fassen kann. Es gibt dafür keine logische Erklärung. Da sind Teile eines menschlichen Körpers verschwunden. Sie haben mir berichtet, daß Sie mit derartigen Phänomenen des öfteren zu tun haben, Inspektor. Aus diesem Grunde könnte ich eine Erklärung von Ihnen verlangen.«
    »Ich bin noch ratlos.«
    »Und Sie meinen, das wird sich ändern, wenn wir tatsächlich das Licht sehen, von dem gesprochen wurde?«
    »Ich hoffe es.«
    Er senkte den Kopf. »Ich müßte eigentlich Kollegen holen, damit sie auch dieses Phänomen…«
    »Bitte lassen Sie es, Professor. Das werden wir beide allein durchstehen.«
    Penrose lachte auf. »Und was ist mit Ihrem Kollegen?«
    »Ich hoffe, daß er kommt.«
    Der Blick des Arztes glitt wieder über seine Patienten hinweg. Er konnte nicht fassen, daß sie sich trotz der Veränderungen noch so wohl fühiten, daß sie
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