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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan
Autoren: C.J. Cherryh
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ähnlich bewaffnet und sogar beritten, denn die beiden Pferde, Rohs Stute und sein Wallach, kamen aus derselben Zucht.
    So ritten sie ins Lager, das sich zu beiden Seiten der Straße in ungeordneter Masse erstreckte. Gemächlich ritten sie an den bedrückten Shiua entlang, die vor ihren Feuern dösten oder den Kopf hoben und die Neuankömmlinge mit verstohlener Neugier beobachteten.
    »Wir müssen den Brunnen finden«, sagte Vanye leise. »Dort werden wir wohl auch Roh antreffen.«
    »Das Ende des Weges«, antwortete Kithan und deutete auf eine Stelle weiter vorn, wo sich die Straße am Hang eines Berges emporzuwinden begann. »Die Alten haben hoch gebaut.«
    Irgendwo ertönte ein Hornstoß, ein dünnes, fernes Tuten, ein einsamer Laut über den Hängen. Immer wieder war der Ton zu hören, die Echos von den Bergen zurückhallend, und ringsum begann es sich im Lager zu rühren. Stimmen erklangen, Stimmen, in denen unterdrückte Erregung schwang; Feuer wurden gelöscht; Rauch stieg empor.
    Nervös blickte Jhirun hin und her. »Sie ziehen los. Lord, der Brunnen ist gewiß geöffnet, sie setzen sich in Bewegung.«
    Sie hatte recht: überall verließen die Rastenden die Lager und sammelten ihre bescheidene Habe ein; Kinder weinten, Tiere blökten aufgeschreckt. Nach kurzer Zeit waren die Leute mit dem leichtesten Gepäck zur Straße vorgedrungen und strömten auf dem Weg dahin, der zum Brunnen führte.
    Rohs Geschenk, dachte Vanye, das Herz schwer von dem Verrat, den er in sich wußte, seine menschliche Seele zerrissen beim Anblick der schwer beladenen Gestalten ringsum, die den Pferden Platz machten. Morgaine hätte sie allesamt zum Tode verurteilt, nun aber würden sie weiterleben, auf einer anderen Welt, in einer anderen Zeit.
    Er kam, um sich Roh zu Füßen zu werfen und um ihn eines Tages zu töten — und auf diese Weise würde er diese Menschen verraten: er sah sich schon, ein böser Einfluß, der sich behutsam zwischen ihnen bewegte, auf deren Gesichtern eine entzückte, verzweifelte Hoffnung leuchtete.
    Er diente Morgaine.
    Mindestens einmal hast du allein entschieden,
hatte sie gesagt.
    Ihr werdet Euch nicht zu meinem Gewissen ernennen, Nhi Vanye. Dazu fehlt Euch das Talent.
    Er begann die Wahrheit zu erkennen.
    Mit einer schmerzvollen Grimasse spornte er den schwarzen Wallach an. und scheuchte die Shiua-Bauern aus dem Weg, erschreckte Gestalten, die ihm und seinen beiden nachfolgenden Gefährten Platz machten. Gesichter zuckten im schwachen Licht vor ihm zur Seite, Gesichter voller Angst und Bestürzung.
    Die Straße führte in steilen Kurven bergan. Ein Bogen spannte sich darüber, massiv und seltsam. Sie ritten hindurch, drängten sich durch die Vorhut der Menschenmassen, die sich den Hang hinaufquälten, und erreichten plötzlich Horden von
qujal
mit Dämonenhelmen, mit Lanzen bewaffnet, begleitet von Frauen, hellhaarige Damen in schimmernden Mänteln, dazwischen in sehr geringer Zahl bleiche Kinder mit ernsten Augen, die mit derselben nüchternen Miene auf die Eindringlinge starrten wie ihre Eltern.
    Aus dieser Masse schwenkte eine Gruppe
qujal
auf die Straße, wo eine Kurve das Durchkommen erschwerte, rechts ein schwindelerregender Abgrund. Ein Mann von Autorität gehörte zu dieser Gruppe, kahlköpfig, das weiße Haar im Wind flatternd. Die Männer reihten sich vor ihm auf.
    Vanye zügelte sein Tier und griff nach seinem Schwert. »Nein«, sagte Kithan sofort. »Es sind Sotharra. Sie werden uns nicht aufhalten.«
    Ungehaglich überließ Vanye Kithan die Führung, an seiner Seite bleibend, Jhirun ein Stück hinter sich, als sie langsam vor den Halblingen anhielten, umgeben von gesenkten Speeren.
    Kithan brauchte nicht viel zu sagen: eine Handvoll Worte, darunter Ohtij-in und Roh und seinen eigenen Namen; daraufhin richtete sich der Sotharra-Lord im Sattel auf und zog sein Pferd zur Seite, während seine Bewaffneten ihre Lanzen aufrichteten.
    Doch als sie passiert hatten, fielen die Sotharra hinter ihnen ein und hielten das Tempo mit, was Vanye wenig gefiel, obwohl es ihm das Vorankommen in der Masse anderer Halblinge erleichterte, die den gewundenen Weg bevölkerte. Nun gab es keine Rückkehr mehr: er war in der Gewalt von
qujal
und mußte Kithan vertrauen, der den anderen sagen konnte, was er wollte.
    Und wenn Roh bereits durch das Tor geschritten war und wenn Hetharu seinen Zutritt bestätigen mußte? Vanye schlug sich den Gedanken aus dem Kopf.
    Eine Kurve der Straße brachte plötzlich einen runden
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