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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan
Autoren: C.J. Cherryh
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Landstreifen, die Chadrih ernährt hatten, waren verschwunden; sie lagen bis auf die Grenzposten aus aufgestapelten Steinen und die nutzlosen Überreste des uralten Deiches völlig unter Wasser. Die grauen Steinhäuser des Dorfes waren zu Ruinen verfallen, durch die ehemaligen Straßen gluckerte sogar bei Ebbe das Wasser, das zur Zeit des Hnoth, wenn die Monde ihre Kraft vereinten, bis zur Fensterhöhe anstieg. Die dachlosen Häuser waren zu Nistplätzen der weißen Vögel geworden, die über der eintönigen See kreisten und einsame Schreie ertönen ließen.
    Die Bewohner Chadrihs waren weitergezogen, soweit sie den Einbruch des Deiches und das Fieber und die Hungersnot jenes Winters überstanden hatten. Sie hatten Schutz gesucht, die meisten bei den Sumpfbewohnern von Aren, während einige Entschlossene sich vornahmen, ins eigentliche Shiuan weiterzuziehen, auf der Suche nach dem Schutz von Siedlungen wie das sagenhafte Abarais der Brunnen oder Ohtij-in unter den Halblings-Herren. Die Barrower hatten Nachricht von jenen, die Aren erreicht hatten; doch was aus den wenigen geworden war, die den langen Weg nach Shiuan angetreten hatten, wußte niemand.
    Der Deich war in Jhiruns zehntem Lebensjahr gebrochen. Jetzt gab es in ganz Hiuaj kaum noch trockenes Land, nur ein Gewirr von kleinen Inseln, die durch Sümpfe getrennt waren, von dem tödlichen Salz nur durch die Macht des breiten Aj verschont, der aus Shiuan herabfloß und sein dunkles, behäbiges Wasser dem grauen Meer entgegenbrachte. Bei Sturmwetter brodelte der Aj vor braunem Schlamm, und die kostbare Erde wurde seewärts gewaschen, bei Flut war außer den Hügeln und größeren Inseln alles unter Wasser. Bei Hochwasser, wenn die Monde zum Hnoth zusammenrückten, drängte das Meer binnenwärts und verdarb Flächen des Sumpflandes, wo grünes Gras starb und stille Teiche vor Fäulnis stanken und große Meeresfische den Aj erkundeten. In ganz Hiuaj gab es kaum noch Weiden für Ziegen und für die wilden Sumpf-Ponies. Das Meer rückte den Barrows entgegen, und der breiter werdende Sumpf bedrohte sie an ihrer Flanke, drohte Hiuaj von Siuan zu trennen und es ein für allemal zu vernichten. Land, das süß und grün gewesen war, verwandelte sich in ein Gewirr ertrunkener Bäume, in kleine Buckel aus schwammiger Erde und schilfüberwucherte Wasserpassagen, die nur von den flachen Booten der Sumpfbewohner und Barrower benutzt wurden.
    Und die Barrow-Hügel wurden in jenen letzten Jahren der Welt zu Inseln.
    Menschen hatten diese Hügel errichtet, kurz nach der Zeit der Dunkelheit. Anlaß waren die Begräbnisse von Königen und Prinzen der Königreiche der Menschen, in jenen weit zurückliegenden Tagen unmittelbar nach dem Zerbrechen des Mondes, da die
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niedergegangen waren und die Menschen alle
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Halblinge in die fernen Berge vertrieben hatten. In jenen Tagen besaßen die Menschen auf der Welt das Übergewicht, sie hatten über eine weite, fruchtbare Ebene geherrscht und in Hiuaj große Reichtümer besessen.
    Die Menschen hatten ihre großen Anführer in solchen hochaufragenden Bergen begraben, in Steingräbern: Kriegerkönige, stolz angetan in Gold und Edelsteinen und Eisenwaffen; geschickt im Kampf und streng in ihrer Herrschaft über das bäuerliche Volk. Sie hatten die uralte Magie der Brunnen zu restaurieren versucht, vor denen selbst die Halblings
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Angst gehabt hatten. Aber das Meer stieg und stieg und vernichtete ihre Ebenen, und die letzten Könige der Menschen gerieten unter die Macht der Halblinge von Shiuan. So ging das stolze Zeitalter der Barrow-Könige zu Ende und ließ nur die Begräbnisstätten zurück, geschart um den großen Brunnen namens Anlas Krone, der ihren Reichtum verschlungen und ihnen nur Elend gebracht hatte.
    Zuletzt gab es nur noch vereinzelte Menschendörfer, Bauern, die die alten Barrow-Könige verwünschten. Die verlassenen Festungen und Begräbnisstätten wurden von späteren Generationen auf der Flußebene gemieden. Chadrih war den Barrows näher gewesen als jedes andere Dorf; dennoch war es von allen Siedlungen in Hiuaj als letzte untergegangen, was den Chadrih-Bewohnern eine gewisse Arroganz eingab, bis sie selbst vom Schicksal ereilt wurden. Nun wurden die Barrow-Hügel zur letzten Zuflucht für alle; die Barrower hatten selbst immer außerhalb der Achtung der Bewohner der Niederungen gelebt — Grabräuber, zuweilen Viehzüchter und Fischer, oft beschuldigt (solange Chadrih noch existierte), sie eigneten sich
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