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Mordsucht

Mordsucht

Titel: Mordsucht
Autoren: Moe Teratos
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Stück. Er ging seinem Ziel entgegen, mal mit kleinen, mal mit großen Schritten, und würde nicht aufgeben, ehe er erreicht hatte, was er wollte.
    David richtete die Waffe auf die Hinterköpfe. »Entschuldigen Sie?«
    Sie drehten sich gleichzeitig um.
    »Was gibt's denn …« Martin brach mitten im Satz ab, als er die Pistole in den Händen des vermeintlichen Klempners sah. »David? Was haben Sie vor?«
    »Los! Auf die Stühle!« Der Klang seiner eigenen Stimme ließ ihn zusammenzucken. Hoch und quäkend wie ein Frosch.
    Sie gingen mit erhobenen Armen zum Esstisch und setzten sich. Die Angst in ihren Augen erregte David. Zählte er zu den Sadisten, wenn es ihm gefiel, andere leiden zu sehen? Dieses Wort reihte er ab jetzt in die Liste ein, mit denen Menschen ihn beschimpfen würden.
    »Was wollen Sie?« Die Frau weinte und David bemerkte, wie ihr Blick ständig zwischen ihm und dem Handy auf dem Küchentisch hin und her zuckte.
    »Komm her, Schlampe!« Er richtete die Waffe auf sie.
    Sie sah Martin an und zögerte.
    »Wenn du nicht sofort herkommst, knall ich ihn ab.« Jetzt zeigte die Mündung auf Martin. Dass David ihn niemals einfach erschießen würde, konnte sie natürlich nicht ahnen …
     
     
     
     

Kapitel 4
     
    Ich stand mit weichen Knien vor der Eingangstür des Reviers.
    Los, Tomas, worauf wartest du? Reiß dich zusammen und verhalte dich wie ein Erwachsener!
    Ich öffnete die Tür und ließ mich von dem Geruch harter Arbeit und fleißiger Menschen einhüllen. Wie ich ihn vermisst hatte! Die ersten Kollegen erkannten mich, kamen zu mir, fragten nach meinem Befinden und sprachen mir ihr tiefes Mitgefühl aus, von dem meine Familie jedoch nicht zurückkehren würde. Ich machte ihnen keine Vorwürfe, dass sie mich behandelten wie ein rohes Ei. Wie würde ich mit jemandem umgehen, der das letzte halbe Jahr mit Psychosen, Therapien und Trauer verbracht hatte? Ich versicherte ihnen, dass alles mit mir in Ordnung und ich bereit für die Verbrecherjagd sei. Manche klopften mir aufmunternd auf die Schulter, andere senkten ihren Blick und konnten ihr Unbehagen nicht verbergen. Was sie in meiner Abwesenheit wohl über mich gesprochen hatten?
    »Hast du das mit Tomas gehört? Armes Schwein!«
    »Der ist doch vollkommen verrückt, den sollten sie nie wieder in den Dienst lassen!«
    »Wie kann ein Mann all das ertragen?«
    »Der soll mal nicht so tun und sich zusammenreißen!«
    Alles nur Fantasien meines kranken Gehirns während meiner Auszeit. Ob sie der Wahrheit entsprachen oder totaler Blödsinn waren, würde ich nie erfahren.
    Für den Weg zum Büro meines Chefs brauchte ich doppelt so lange wie sonst üblich. Stehen bleiben, Hände schütteln, Ratschläge anhören und die eigene Gesundheit besser darstellen, als sie tatsächlich war.
    Als ich endlich vor Schroers Tür stand, wischte ich mir die Hand an der Hose ab – wer wusste schon, wie viele Bakterien sich seit meiner Ankunft darauf angesammelt hatten – und klopfte schließlich an.
    Es dauerte keine Sekunde, da hörte ich: »Herein.«
    Ich berührte die Klinke, atmete tief durch und öffnete die Tür. Schroer sprang sofort vom Chefsessel auf, ging um den Tisch und streckte mir seine Hand entgegen.
    »Willkommen zurück, Ratz. Es ist schön, Sie wieder bei uns zu haben!«
    Ich ergriff seine Hand und schüttelte sie überschwänglich. »Ich freue mich, zurück zu sein.«
    Schroer klopfte mir auf die Schulter – heute Abend würde sie bestimmt grün und blau sein. »Setzen Sie sich«, forderte er mich auf.
    Ich nahm auf einem der Besucherstühle Platz und beobachtete ihn, wie er in seiner Schublade suchte und eine kleine braune Kiste auf den Schreibtisch legte. Dann ging er zum Fenster, öffnete es und setzte sich.
    »Ich weiß, es ist hier drin nicht erlaubt, aber ich dachte, zur Feier des Tages machen wir eine Ausnahme.« Mit einem verschmitzten Lächeln klappte er die Box auf und holte zwei Zigarren hervor. »Sind zwar keine kubanischen, aber sie werden ihren Zweck erfüllen.« Schroer reichte mir eine.
    Ich hob meine rechte Hand und schüttelte sie. »Es tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, Chef, ich rauche nicht mehr.«
    Schroer schienen alle Gesichtszüge zu entgleisen. »Wollen Sie mich verarschen? Ausgerechnet Sie haben aufgehört? Unser Kettenraucher wurde bekehrt? Wie haben Sie das geschafft?«
    Sein Unglauben verwirrte mich. War es tatsächlich so unvorstellbar, dass ich mich vom Nikotin befreit hatte? Dianas Reaktion war dieselbe
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