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Mordsucht

Mordsucht

Titel: Mordsucht
Autoren: Moe Teratos
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gewesen, als ich ihr am Telefon davon erzählte.
    »Hab's mir in der Klinik abgewöhnt.« Ich hoffte, für ihn wäre es Antwort genug. Denn es gehörte mehr dazu. Während des Aufenthalts in der Psychiatrie hatten die Ärzte mir täglich gesagt, wie schädlich es sei, Körper und Geist mit Nikotin zu vergiften, und dass es meiner Genesung zuträglich wäre, das Rauchen aufzugeben. Des Weiteren piesackten mich andere Patienten, wenn ich an ihnen vorbeiging. Sie wedelten sich frische Luft zu, als würde ich den ganzen Raum mit meinem Gestank verpesten. Und der banalste Grund war, dass ich keine Lust hatte, ständig vom dritten Stock hinunter in den Garten zu gehen, mich beim Pförtner zu melden und beobachtet zu werden wie jemand, der gleich über den Zaun klettert und flüchtet. Dann traf ich am Aschenbecher auch zwei Mal einen Mann, der sich über Gott und die Welt aufregte, während ich versuchte, den Klinikalltag im Nikotinrausch zu vergessen. Ich bemühte mich, den unscheinbaren Herrn zu ignorieren, wenn seine Aufregung sich steigerte und seine laute Stimme mir in den Ohren schmerzte. Leider war mir das nicht gelungen und ich hatte den Bereich gemieden.
    »Einfach so?« Schroer schien ein Wundermittel von mir hören zu wollen.
    »Es spielten mehrere Faktoren eine Rolle.«
    Er gab sich damit zufrieden und legte die Zigarren zurück in die Schublade. »Irgendwann wird die Zeit kommen, dass sie es wert sind, geraucht zu werden.«
    »Ganz bestimmt«, pflichtete ich ihm bei und hoffte, das lästige Thema Zigarettenkonsum wäre somit abgehandelt. Diana hatte mich lang genug gequält, indem sie mir jedes Detail meines Klinikaufenthalts aus der Nase zog und darunter fielen ebenfalls die Glimmstängel.
    »Wie geht es eigentlich Paul?«, fragte ich in die entstandene Stille.
    Paul war ein ehemaliger Ermittler, den ich in der Mordserie, für die mein Schwager verantwortlich war, fälschlicherweise verdächtigt hatte. Es hatte sich herausgestellt, dass meinem Kollegen ein Tumor im Kopf gewachsen war, der damals sein seltsames Verhalten verursacht hatte.
    »Soweit ich weiß, macht er Fortschritte«, sagte Schroer. »Die Operation hat er gut überstanden und die Reha läuft vielversprechend. Vielleicht kann er bald zurückkehren, vielleicht auch nicht. Wir müssen abwarten.« Für ihn schien das Thema erledigt zu sein, er nahm einen Schlüssel aus seiner Jacketttasche und legte ihn auf den Schreibtisch. »Ich habe mit der Chefetage ausgiebig darüber diskutiert, ob wir Sie zurück in den Dienst lassen oder nicht.« Er räusperte sich. »Ich habe mich für Sie stark gemacht, Ratz.« Er legte eine längere Pause ein. Erwartete er ein Lob von mir? »Die Chefetage hat zugestimmt, allerdings nur unter der Bedingung, dass ich Sie noch nicht überfordere und langsam an die Arbeit gewöhne.«
    »Und was soll das genau heißen?« Ich befürchtete, Schroer würde mich zum Toilettenputzen abkommandieren oder in die Cafeteria zum Kaffeekochen schicken.
    »Wir kamen überein, dass Sie mit Frau Balke zusammen die kalten Fälle durchgehen.«
    Ich atmete erleichtert aus, es hätte mich schlimmer treffen können. Es waren Fälle, die nach einer Aufklärung verlangten und regelmäßig von verschiedenen Beamten durchgesehen wurden. Dank der heutigen Forensik und der Arbeit von Profilern gelang es oftmals, auch Jahrzehnte alte Straftaten zu lösen.
    Schroer sah mich fragend an. »Was haben Sie denn erwartet, Ratz?«
    »Dass Sie mich Toiletten putzen lassen«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    Er lachte und fasste sich an den Bauch, der seit unserem letzten Treffen an Umfang zugelegt hatte. »Nein, ganz so qualvoll wird es nicht. Sind Sie damit einverstanden?«
    »Selbstverständlich.« Ich nahm den Schlüssel und steckte ihn in meine Jackentasche.
    »Wo Sie Frau Balke finden, wissen Sie ja.« Er stand auf. »Ich will Sie ja nicht rausschmeißen, aber ich muss los, hier ist die Kacke am Dampfen.«
    »Um was geht es?«
    »Kindesmissbrauch mit anschließender Tötung. Wir haben eine Soko aus zwanzig Beamten gebildet«, speiste Schroer mich ab und schob mich zur Tür. »Mehr müssen Sie nicht wissen. Sie kümmern sich um die alten Fälle und wir uns um den Pädophilen. Wenn Sie was brauchen, wenden Sie sich an Frau Balke oder rufen Sie mich an.«
    Ich nickte und mit einem weiteren »Schön, dass Sie zurück sind« und einem kräftigen Händedruck verbannte er mich aus seinem Büro. Worum ging es genau bei dem Pädophilen? Wollte oder konnte Schroer
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