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Mordshunger

Titel: Mordshunger
Autoren: Frank Schätzing
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fuhr nach Hause und maskierte sich als Italiener, wie Hartmann es ihr gezeigt hatte. Sie fuhr zum Bazaar, wo sie um 18.30 Uhr eintraf. Ihre Aufgabe war es, aufzufallen. Um nicht wie eine Frau zu klingen, senkte sie ihre Stimme zu einem heiseren Flüstern. Es funktionierte. Überzeugt, ihr Bestes getan zu haben, kehrte sie wenig später nach Hause zurück, nicht ahnend, dass ihr Astrid Hasling über den Weg gelaufen war.
    Hartmann verließ die Villa rund zwei Stunden nach ihr, um 19.00 Uhr, fuhr nach Hause und wartete.
    Unterdessen trafen in Marienburg die Gäste ein, im Bazaar hingegen Ulrich Stoerer. Inka schleppte ihn zum Essen, belustigte sich an seiner Angst vor einer möglichen Entdeckung, ließ sich eine Stunde lang von ihm verwöhnen und warf ihn raus, bevor Max kam.
    Der erschien um 22.30 Uhr, ein Besuch, den Inka keine zehn Sekunden überlebte. Hartmann legte das Messer neben sie, ein weiteres Verwirrmanöver, und ließ die Wohnungstüre offen, damit Inka bald gefunden würde. Das wurde sie dann auch, allerdings von der unglücklichen Astrid Hasling, die sich damit selbst in Mordverdacht brachte. Besser hätte es für Hartmann gar nicht laufen können. Im Übrigen war weder ihm noch Fritz von Barneck etwas nachzuweisen, ganz wie er es geplant hatte.
    Der zweite Mord geriet zum Kabinettstück. Hartmanns größte Angst war, jemand könne Zweifel an der Identität des Opfers hegen. Also ging er in die Offensive. Es sollte so scheinen, als sei nicht er, sondern von Barneck erstochen worden, mit dem Knalleffekt, dass unter der Maske Hartmann zum Vorschein käme. Niemand würde je vermuten, von Barneck sei als Hartmann hergerichtet und dann wieder als von Barneck verkleidet worden – eine zu absurde Gedankenkette!
    Während der Jahre in Köln hatte von Barneck die Hoffnung auf Eva nie ganz aufgegeben. Jetzt, nur kurz nach Inkas Tod, signalisierte sie Bereitschaft. Nicht in der Villa allerdings! Man dürfe sie nicht zusammen sehen, am Ende glaube die Polizei noch an Zusammenhänge zwischen ihnen und dem Mord. Am besten also, sich bei ihr zu treffen, um acht zum Essen. Sie bedrängte ihn, ohne Chauffeur zu kommen, selbst zu fahren, bloß keine Zeugen! Noch besser, in der Villa zu hinterlassen, er führe in die Philharmonie. Von Barneck hielt das alles für maßlos übertrieben, aber er wollte Eva. Also spielte er mit.
    Und bestellte ein Taxi.
    Um 20.10 Uhr traf er bei Eva ein. Sie maß der Verspätung keinerlei Bedeutung bei, begrüßte ihn stürmisch, wollte wissen, ob er dem Personal den philharmonischen Bären aufgebunden habe. Er bejahte. Beiläufig fragte sie ihn, wo sein Wagen stünde. Von Barneck sagte, er hätte ein Taxi genommen. Dass es erst um zehn vor acht gekommen war, vergaß er zu erwähnen.
    Minuten später lag von Barneck in tiefer Ohnmacht. Sie hatte ihm Taipoxin in den Wein getan, eine Betäubungsdroge, gewonnen aus dem Gift der Cobra und im Blut schon nach wenigen Stunden nicht mehr nachzuweisen.
    Sein Schicksal war damit besiegelt.
     
    Zuvor war Hartmann als von Barneck in die Philharmonie gefahren, wo er lautstark auf sich aufmerksam machte. Gleich nach Konzertbeginn verwandelte er sich auf der Toilette in einen schlurfenden Niemand im Trenchcoat, der die Philharmonie um 20.10 Uhr verließ, ohne jemandem weiter aufzufallen. Draußen stand ein Lieferwagen bereit, den Eva angemietet hatte. Um 20.25 Uhr traf er in der Karl-Korn-Straße ein, parkte den Transporter in der Tiefgarage unter dem Haus und fuhr mit dem Fahrstuhl in den fünften Stock. Eva öffnete ihm. Das Erste, was sie ihm erzählte, war die Sache mit dem Taxi.
    Das bereitete ihm Kopfzerbrechen. Es gab nun einen Zeugen, der wusste, wo von Barneck tatsächlich hingefahren war. Andererseits, was sollte die Polizei schon von dem Fahrer wollen? Fritz war in der Philharmonie gesehen worden. Das reichte. Ändern ließ sich ohnehin nichts mehr.
    Sie banden von Barneck auf einen Stuhl, schnitten und färbten seine Haare, bis er aussah wie Hartmann, setzten ihm Kontaktlinsen ein, ritzten die Haut am Oberarm mit winzigen Schnitten und ließen Tinte hineinfließen. Die provisorische Tätowierung würde jede Leichenwäsche überstehen. Um 21.00 Uhr war aus Fritz von Barneck Max Hartmann und per Perücke wieder Fritz von Barneck geworden. Mit vereinten Kräften fassten sie ihn unter die Arme, bugsierten ihn in den Aufzug und brachten ihn in die Tiefgarage, wo sie ihn im Transporter verstauten. Von Barneck war gefesselt, für den Fall, dass die
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