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Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Titel: Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)
Autoren: Michael Koglin , Philip Tamm , Regula Venske , Steffi von Wolff
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zusammen.
    »Wie wär’s mit einem Computer, mit ’nem Telefon?«
    »Die Techniker kommen am frühen Nachmittag«, sagte Veitlinger. »Wollen Sie ein Update?«
    »Ein Update? «
    Veitlinger nickte gequält und drehte sich zu Gabriel um, der sich an seinen neuen Schreibtisch gesetzt hatte und zum Fenster hinaussah.
    Der Oberkommissar nahm eine Akte in die Hand und sagte: »Also, das Opfer heißt Peter Berkens. Der Mann ist … also er war Bioingenieur, derzeit ohne Anstellung. Verheiratet, keine Kinder. Hat anscheinend als Erfinder gearbeitet, jedenfalls sind Patente auf ihn angemeldet.«
    »… und unser Penner war sein Versuchskaninchen, oder woher kannten die sich?«
    »Tja, es sieht wohl so aus, als hätte Peter Berkens die Namensrechte an der früheren Erdhammer-Bräu erworben.«
    »Der Penner hatte eine Brauerei?«, fragte Gabriel.
    »Früher. Erdhammers Eltern besaßen in München einen Biergarten inklusive Hausbrauerei. Erdhammer junior hatte sogar mal beinahe ein Festzelt auf der Wiesn. Das war in den Neunzigern. Er ist dann aber pleitegegangen.«
    »Ein Festzelt auf …?«
    »Dem Oktoberfest«, sagte Veitlinger. »Der Mann war mal fast so was wie eine Münchner Institution.«
    »Dann hat unser Obdachloser ein Motiv. Rache. Was sagt er dazu? Ist vielleicht sauer gewesen, dass so ein Schnösel einfach den Familiennamen übernimmt …«
    »Ich hab gedacht, Sie wollen den Mann selbst verhören. Sah heute früh so aus, als hätte er Sie ins Herz geschlossen«, sagte Veitlinger und gähnte.
    »Aber Sie leiten hier doch …«
    »O nein«, sagte Veitlinger. »Hab ich das nicht erwähnt? Ich mache hier nur die erste Sichtung, bereite alles vor für die Mordkommission II. Die übernehmen später. Hauptkommissar Kleincke. Aber bis dahin …«
    Gabriel überlegte. Noch könnte er sich dezent aus der Schusslinie halten und vorgeben, sich erst einmal in die Münchner Verhältnisse einarbeiten zu müssen. Andererseits, ein schneller Erfolg barg natürlich die Chance, recht bald wieder zurück nach Hamburg zu kommen.
    »Wollen Sie ihn noch ein wenig schmoren lassen?«, fragte Veitlinger.
    Gabriel erhob sich und ging hinüber zum Nebenzimmer des Verhörraums. Durch die Scheibe musterte er den Mann.
    Dem hatte man eine viel zu weite Hose spendiert. Auch sein T-Shirt war neu, und er sah frisch geduscht aus. Neugierig wie ein Fünfjähriger inspizierte er den Verhörraum. Die in einer Ecke angebrachte Videokamera schien sein besonderes Interesse zu wecken. Er erhob sich, machte ein paar Schritte auf die Kamera zu und beäugte sie von allen Seiten. Schließlich kehrte er zu seinem Stuhl zurück.
    Irgendwas schien ihn zu beschäftigen, und Gabriel konnte seinen Augen ansehen, dass ihm plötzlich eine Idee durch den Kopf schoss. Er sprang auf, kletterte auf den Stuhl und von dort aus auf den Tisch. In diesem Augenblick trat Veitlinger neben Gabriel und blickte entgeistert durch die Glasscheibe.
    »Was, zum Teufel, macht er da?«
    »Schätze, gleich kommt der Gefangenenchor aus Nabucco.«
    Karl Erdhammer stand auf der Tischplatte und verbeugte sich. Plötzlich riss er die Arme in die Höhe und reckte den Kopf zum Himmel.
    »Er begrüßt sein Publikum«, sagte Gabriel.
    Der Obdachlose auf dem Tisch drehte sich einmal um die eigene Achse und schickte ein Nicken auch zum Spiegel.
    Als Gabriel den Verhörraum betrat, sah ihn Erdhammer an wie ein kleiner Junge, den man bei einem Streich erwischt hatte. Eilig kletterte er vom Tisch. Er beugte sich vor und begann, mit seinem Arm die Tischplatte sauber zu wischen.
    »Entschuldigung, Herr Präsident.«
    »Ich verstehe das«, sagte Gabriel und setzte sich.
    »Ja, was denn?«
    »Der Sauhund hat es verdient.«
    Gabriel machte eine Sprechpause und fuhr dann fort: »Unbedingt, Peter Berkens hat es verdient. Mehr als jeder andere.«
    Plötzlich wich der erstaunte Gesichtsausdruck aus Erdhammers Gesicht, und Tränen kullerten über seine Wangen. Er begann zu schluchzen.
    »Was sollten Sie auch anderes machen?«, sagte Gabriel und beugte den Oberkörper nach vorn. »So einer lässt einem doch keine Wahl, nicht wahr?«
    Erdhammer nickte mit einer Miene, als würde er in dieser Sekunde das ganze Ausmaß seiner Schuld erfassen.
    »Haben Sie Peter Berkens umgebracht, Herr Erdhammer?«
    Erschrocken sah Karl Erdhammer ihn an.
    »Sie wollten endlich Ruhe haben. Es hat an Ihnen genagt, Sie haben davon geträumt, eine Gerechtigkeit musste her. Der Mann musste sterben. Haben Sie ihn umgebracht, Herr
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