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Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Titel: Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)
Autoren: Michael Koglin , Philip Tamm , Regula Venske , Steffi von Wolff
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Todesbräu
    1.
    Gabriel tastete nach dem brummenden Handy und nahm das Gespräch entgegen.
    »Auf geht’s«, sagte eine Stimme. »A Leich, und was für oane.«
    Gabriel brauchte ein paar Sekunden, bis er wusste, wo er war. Halb fünf zeigte der Wecker, und das Ganze war kein Albtraum. Nachdem der Hamburger Kommissar zuletzt im Rahmen eines polizeilichen Austauschprogramms in Schleswig-Holstein ermittelt hatte, war er nun nach Bayern geschickt worden. Ausgerechnet Bayern! Er hasste alles, was mit Bergen zu tun hatte.
    »Wer ist da überhaupt?«, knurrte Gabriel.
    »Na, Veitlinger, Maximilian Veitlinger. Wir haben uns doch heute Nachmittag im Präsidium …«
    Gabriel unterbrach ihn und ließ sich die Adresse des Tatorts durchgeben.
    »Baubergerstraße in Moosach.«
    Ohne weitere Antwort legte Gabriel auf und streckte die Beine. Die erwarteten doch wohl nicht, dass er voll Begeisterung aus dem Bett sprang! Dieser Veitlinger hatte erzählt, er kümmere sich als Erster um die eingehenden Fälle und leite sie dann an die jeweilige Mordkommission weiter. Offenbar hatte er heute auch den Nachtdienst übernommen.
    Im Halbdunkel sah ihn Mutter aufmerksam an und legte den Kopf schief.
    »Willst wohl schon mal vorgehen, wie?«, sagte er zu seinem Labrador, der sofort wieder seinen Kopf auf die Vorderpfoten legte. »Schleimerin.«
    Er knipste das Licht an. Sofort sprang ihm der Ölschinken ins Auge, der irgendeine Berglandschaft zeigte. Sein darüber gehängter Morgenmantel verdeckte die Grässlichkeit nur zum Teil. Dieses Bayern verfolgte einen wirklich überallhin!
    Die Pensionswirtin hatte ihn tatsächlich im Dirndl in Empfang genommen und mit einem gebrüllten »Grüß Gott« begrüßt, was sich aus ihrem Mund wie eine Drohung anhörte. Selbst der Labrador war zusammengezuckt und hatte ein kurzes Fiepen von sich gegeben.
    Erfahrungsaustausch unter den Landeskriminalämtern! Lächerlich. Niemals hätte er sich darauf einlassen dürfen. Nun gut, bei seinen Ermittlungen auf vier schleswig-holsteinischen Inseln waren seine Assistentin Sandra und er sehr erfolgreich gewesen, doch da hatte man diesen sogenann ten Erfahrungsaustausch noch als einmaliges Experiment ausgegeben. Niemals hätte er geahnt, dass man ihn danach umgehend nach Bayern abschieben würde.
    Dabei hatte er es so gut gehabt in seinem Hamburger Archivkeller! Dorthin war er wegen eines Korruptionsvorwurfs strafversetzt worden, der zwar unberechtigt war, den er aber bisher nicht aus der Welt geschafft hatte. Viel lieber saß er dort unten, träumte seiner Pensionierung entgegen und überlegte sich, was er an den nächsten Tagen kochen wollte. Doch dann hatte sich die gesamte Mordkommission auf einer Adventsfeier eine Lebensmittelvergiftung zugezogen, man erinnerte sich seiner, und das Unheil nahm seinen Lauf.
    Und nun also Bayern.
    Das Hamburger LKA , das den Unsinn hier bezahlte, hatte versucht, ihm die Pension mit einem »Ist doch persönlicher als so ein Hotel« schmackhaft zu machen, was jedoch nicht gelungen war. Als Gabriel auch gegenüber seinem Vorgesetzten Kriminalrat Becker die Anonymität und Professionalität von Hotels hatte hochleben lassen, hatte der nur »Kosten« gemurmelt und sich wieder in seine Akte vertieft.
    Kurz hatte Gabriel erwogen, sich mit der Sig Sauer in den Fuß zu schießen und das Ganze als Arbeitsunfall zu melden, oder sich mit Verdacht auf Tuberkulose krankschreiben zu lassen, um seiner Zwangsverschickung nach Bayern zu entgehen. Andererseits, so ein Schuss in den Fuß konnte bleibende Behinderungen verursachen, mit denen er sich dann auch als pensionierter Hauptkommissar noch herumschlagen durfte. Und für den Verdacht auf Tuberkulose, dazu brauchte er einen vertrauenswürdigen Arzt. Wenn das herauskam, konnte er, statt seine Pension auf den Kopf zu hauen, mit anderen verarmten Rentnern im Müll nach Pfandflaschen suchen.
    »Aber ausgerechnet Bayern?«, hatte er zu Kriminalrat Becker gesagt. »Berge lösen bei mir einen Würgereiz aus, ich hab Höhenangst, und wenn ich nur an Lederhosen denke … ich musste die Dinger als Kind tragen, da haben immer die Eier rausgeguckt, weil die Gummibänder an meinen Unterhosen ausgeleiert waren. Wissen Sie eigentlich, wie das ist?«
    Für derartige Kindheitsneurosen sei er zu alt, hatte Becker erklärt, außerdem gehörten kurze Lederhosen auch in Bayern nicht zur Dienstkleidung, und überhaupt solle er sich nicht so anstellen. »Mensch, Gabriel, Bayern ist doch ein schönes Land.«
    Da gäbe
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