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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch
Autoren: John Sandford
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Als er damit fertig war, riss er kurze Streifen des Bandes ab und klebte sie über Augen und Mund der Krankenhausangestellten.
    Er stand auf. »Okay.«
    Der Anführer drückte die Tür auf und winkte den Großgewachsenen mit dem Finger heran.
    »Die da«, instruierte der große Mann seine Komplizen und deutete auf eine Reihe verschlossener Schränke mit Glastüren. Und: »Da drüben …«
    Metallschränke. Der Anführer ging zu dem Mann am Boden, der schwächer wirkte als die Frau, und riss ihm das Klebeband vom Mund.
    »Wo sind die Schlüssel?« Als der Angestellte sich um eine Antwort drücken wollte, kniete der Anführer vor ihm hin und drohte: »Wenn du es mir nicht sofort sagst, schlage ich dir den Schädel ein und frage deine fette Kollegin.«
    »In der Schublade unterm Telefon«, keuchte Ziegenbärtchen.
    »Gute Antwort.«
    Während der Anführer Ziegenbärtchen den Mund wieder zuklebte, holte der Großgewachsene die Schlüssel und begann, die Schränke zu öffnen, in denen sich interessante Dinge verbargen: alle nur erdenklichen Opiate und Aufputschmittel, ein Vermögen wert mit den Etiketten der großen Hersteller.
    »Genug Viagra für ein Bordell«, brummte einer der Männer.
    Und ein anderer fragte: »Soll ich das Tamiflu-Zeugs auch einpacken?«
    »Bringt fünfzig Dollar die Packung in Kalifornien … Nimm’s mit.«
    Fünf Minuten konzentrierte Arbeit, bei der der Großgewachsene ihnen die einträglichen Medikamente zeigte und die unattraktiven aussortierte.
    Dann machte Ziegenbärtchen eine seltsame Bewegung.
    Einer der Männer bemerkte sie, runzelte die Stirn, trat zu ihm und rollte ihn halb herum. Die Hände von Ziegenbärtchen waren frei – er hatte eine aus dem Band gelöst, das Handy vom Gürtel gezogen und versucht, jemanden anzurufen. Der Mann warf brummend einen Blick aufs Display. Ziegenbärtchen war es gelungen, eine Zahl zu drücken, die Neun.
    »Der Mistkerl hat versucht, Neun-Eins-Eins zu wählen«, sagte der Mann und hielt das Handy hoch, damit seine Komplizen es sehen konnten. Ziegenbärtchen wollte sich wegrollen, doch sein Bewacher trat ihm mit schweren, stahlkappenbewehrten Arbeiterstiefeln einmal, zweimal, dreimal in den Rücken.
    »Scheißkerl … Scheißkerl.« Der Stiefel klang wie ein Fleischklopfer auf einem Steak.
    »Hör auf«, ermahnte der Anführer ihn nach dem dritten Tritt.
    Ziegenbärtchen war zurückgerollt, hatte seinen Peiniger am Knöchel gepackt und zerkratzte die Wade des Mannes.
    »Lass los, du Mistkerl.« Der Mann schüttelte ihn ab und versetzte ihm einen weiteren Tritt, diesmal gegen die Brust.
    »Hör auf mit dem Unsinn«, ermahnte der Anführer seinen Komplizen. »Befestige das Klebeband neu und mach dich wieder an die Arbeit.«
    Ziegenbärtchen ächzte die ganze Zeit, während sie die Nylontaschen füllten. Als sie fertig waren, gingen sie zur Tür und schauten den Flur hinunter, auf dem sich niemand aufhielt. Die drei Männer stellten die Taschen unter das Laken auf dem Wäschewagen und schoben diesen an dem Quergang mit der Überwachungskamera vorbei durch das Gewirr aus Fluren zurück zur Abstellkammer, schlüpften aus den Pflegeruniformen und in ihre Wintermäntel und nahmen die Taschen.
    »Wir müssen hier weg«, erklärte der Anführer. »Keine Ahnung, wie viel Zeit wir haben.«
    Einer der anderen sagte: »Shooter, du hast deinen Handschuh verloren.«
    »Das hätte grade noch gefehlt.« Er hob ihn auf.
    Der Großgewachsene führte sie mit wild klopfendem Herzen hinaus. Fast geschafft. Er blieb an der Sicherheitstür stehen, während die anderen hinausgingen. Nachdem der Großgewachsene sich vergewissert hatte, dass die Tür richtig verschlossen war, drehte er sich um und kehrte zurück ins Innere des Krankenhauses.
    Weder an der Sicherheitstür noch auf dem Weg zum Van befanden sich Kameras. Die Männer hasteten durch die Kälte und warfen die Nylontaschen hinten in den Wagen. Dann kletterte einer von ihnen ebenfalls in den hinteren Bereich mit den getönten Scheiben, während der Anführer sich ans Steuer setzte und der Dritte auf dem Beifahrersitz Platz nahm.
    »Mann, wir haben’s geschafft«, sagte der Beifahrer, griff unter den Sitz und holte eine Papiertüte mit einer Flasche Bourbon hervor. Auf der Rampe fuhr ein Audi-5-Kabrio mit zu hoher Geschwindigkeit knapp vor dem Van vorbei. Im Licht der Scheinwerfer war das Gesicht der blinzelnden blonden Fahrerin zu sehen.
    »Scheiße!«
    Der Anführer bremste und schaute zurück, doch der Audi war
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