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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit
Autoren: Valerie Frankel
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getan.« Ihren toten Sohn, den Kameramann.
    »Diese arme Frau«, heulte Marnie. Ich ging davon aus, damit meinte sie Mrs. Felluti, die andere Mutter eines toten Sohnes.
    »Huhu, Mrs. Felluti, wenn Sie uns da draußen Zusehen«, sagte ich für alle Fälle in die Kameras. Ich schaute kurz auf Sabrina, die immer noch ruhig auf ihrem roten Thron am Kopf des Dreiecks saß.
    Sie bemerkte, daß ich sie ansah, und sagte: »Du tust so, als ob dir das was ausmacht — aber ich weiß, daß das unmöglich ist.« Sabrina schloß langsam die Augen und schlug ihre langen Beine übereinander. Dafür öffnete sie leicht den Mund, während sie sich an Alex und Lola wandte, die neben mir standen. »Laßt uns Mutter suchen«, sagte sie. »Ich will jetzt nach Hause gehen.«
    Die Polizisten hatten Marnie umringt. Einer hielt ihr sanft die Hände hinter dem Rücken fest, während er die Handschellen vorsichtig um ihre Gelenke schloß. Sie sagte zu Sabrina: »Er hat Sie mehr geliebt, als er mich jemals geliebt hat. Aber ich habe ihn noch mehr geliebt als er Sie.«
    »Das heißt wohl, Sie haben gewonnen«, antwortete sie.
    »Nein«, entgegnete Marnie. »Ich habe verloren, mal wieder.« Die flatternden Fledermäuse waren in ihrem Kreuz festgebunden. Während sie von den Bullen abgeführt wurde, sagte sie: »Ich liebe einfach zu sehr. Ist das denn ein Fehler?« Der Cowboyhut hüpfte auf ihren Schulterblättern. Ihre Stiefel schlurften über den Boden. Dann verschwand sie hinter dem Vorhang.

Epilog

    »Zum ersten Mal in ihrem Leben war es wohl tatsächlich Marnies Schuld«, sagte Sinclair Singer in seinem Büro, dessen Kopf nunmehr die Größe eines Fußballes hatte und dessen Hals schuppig wirkte vor lauter Schwielen. »Ich gehe davon aus, daß der Sender für das alles verantwortlich gemacht werden wird.«
    Ich, Alex und Lola (die coolen Leute) und Patty, Sabrina, Buster mit angeklebter Sandra, zudem Sherri, Woody und Ringo, hatten uns in Sinclairs Büro versammelt, um den Versuch zu unternehmen, das zu verstehen, was geschehen war.
    »Ich werde Euch sagen, was passiert ist«, begann ich.
    »Oh, bitte sehr, Wanda«, spornte Singer mich an, also machte ich weiter.
    »Sie haben Marnie vor ungefähr einem halben Jahr eingestellt, stimmt’s?« fragte ich. Singer und Ringo nickten. »Das war also kurz nachdem ihr Sohn sich erhängt hatte. Ihr Mann hat jahrzehntelang fürs Fernsehen gearbeitet. Vielleicht hat sie in ihrem Lebenslauf gelogen, vielleicht konnte sie gut reden. Jedenfalls ist sie eingestellt worden. Ich vermute mal, es hat sechs Monate gebraucht, bis sie den Mut aufgebracht hat, um Rache an Sabrina zu üben dafür, daß sie ihren Sohn über die Kante geschubst hat. Im wörtlichen und übertragenen Sinne.«
    »Sabrina hat nichts dergleichen getan«, protestierte Patty.
    »Doch, habe ich wohl, Patty. Und du weißt auch, daß ich das getan habe. Ich erzähle dir seit Jahren, daß ich es war.« Das war Sabrina. Alex zuckte zusammen, als sie das sagte.
    »Sie lügt«, sagte Patty ganz aufgelöst. »Sie ist instabil. Sie weiß nicht, was sie da sagt.«
    »Warum geben Sie ihr nicht noch eine Pille?« fragte Lola.
    »Ich wußte immer schon, daß sie nicht mehr alle Tassen im Schrank hat«, sagte Woody.
    »Also, das ist jetzt nicht sehr nett gewesen, Liebling«, sprudelte Sherri.
    Alex räusperte sich. »Sie haben in den vergangenen Jahren Hervorragendes geleistet, indem Sie Ihre Tochter beschützt haben, Patty, aber vielleicht sollten Sie jetzt Ihrer Tochter lieber echte Hilfe verschaffen, als weiter vor der Wahrheit wegzulaufen.« An Sabrina gewandt sagte er: »Und die Verlobung ist hiermit offiziell aufgelöst.«
    Patty sah von einem Gesicht zum nächsten und ließ schließlich ihren Blick auf den großen, offenen, braunen Augen ihrer gestörten Tochter ruhen. Pattys Lippen zuckten, und dann zerriß ihre gefaßte Miene ganz langsam, bis sie leise anfing zu schluchzen. »Sie hat meinen Mann umgebracht«, stieß sie hervor. »Versehentlich, es war ein Unfall.«
    »Es war kein Unfall«, widersprach Sabrina. »Er hat mich darum gebeten.« Ihr leerer Blick landete auf ihrer zitternden Mutter. Sie starrte sie still und bewegungslos an.
    Patty weinte offen.
    »Da Sabrina also demnächst in eine Klapsmühle umziehen wird, ist Party Girls hiermit offiziell gestrichen«, beschloß Sinclair und löste damit die Spannung auf. »Patty, Sie werden zusehen, daß Sabrina professionelle Hilfe bekommt.« Sie nickte. »Gut. Bis After Midnight im Programm
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