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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit
Autoren: Valerie Frankel
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kannst ganz schön zickig werden, nicht wahr?«
    Lola sagte: »Wag es nicht, sie so anzugehen.«
    »Sabrina kann auf sich selber aufpassen«, antwortete Alex.
    »Kann sie nicht. Ich kenne sie besser als du. Sie braucht jemanden«, hielt Lola ihr die Stange.
    »Tatsache ist, das bist jedenfalls nicht du«, entgegnete Alex. »Womit ich unter keinen Umständen gesagt haben will, daß ich es deswegen sein soll.«
    Lolas Pferdeschwanz schoß geradewegs in die Höhe. »Als ob du von irgendwas eine Ahnung hättest.«
    »Als ob du irgendwelche hättest«, konnte ich mich nicht zurückhalten zu sagen. Erst gestern abend hatte Sabrina sie doch endgültig abgesägt. Wenn Sabrina eine Droge war, dann blieb Lola ein Junkie.
    »Was ist hier eigentlich los?« fragte die Motorradfahrermieze.
    »Wollte ich auch grad fragen«, grunzten die beiden Trottel unisono.
    Sabrina, kühl und wie immer vollkommen auf drogen-induzierter Raumstation, sagte: »Nach diesen erhellenden Worten von Westinghouse ist unsere Show gleich wieder da!« Und wir waren nicht mehr auf Sendung.
    Ringo Schwartz platzte aus den Kulissen heraus und brüllte Sabrina an: »Ich hoffe wirklich, irgendjemand erschießt dich doch noch. Ich hoffe, du wirst genau hier auf dem Set in tausend kleine Stücke gerissen. Ihr alle«, fügte er hinzu und wies mit einem weiten Schweifen seines Armes auf uns, »ihr seid beschissen. Ihr seid grausam schlecht. Ich hoffe, irgend jemand erschießt mich und erlöst mich so von meinem Leiden. Aber ich würde wahrscheinlich trotzdem Schmerzen spüren, selbst im Jenseits. Das ist wohl der ausschließliche Sinn meiner Existenz: zu leiden, unaufhörlich, in den Händen von vollkommen mit Drogen vollgepumpten, verwöhnten kleinen Gören wie Euch.« Er zeigte mit einem langen Finger auf Sabrina, ungefähr einen Zentimeter von ihrer perfekt gerichteten Nase entfernt. »Ich kündige, verdammt noch mal«, sagte er und stürmte vom Set, als der Kameramann anfing, von zehn rückwärts zu zählen.
    Marnie O’Shea kam in der letzten Sekunde herausgeschossen und stellte eine Flasche Evianwasser auf Sabrinas Beistelltischchen. Sabrina begann den nächsten Teil der Show, indem sie eine weitere Zigarette anzündete. Sie sagte: »Ich zünde mir eine weitere Zigarette an. Von allen Zigaretten in meinem Leben könnte dies die letzte sein.« Das Publikum schwieg. Sabrinas Finger zitterten leicht, während sie daran sog. »Der Killer könnte genau jetzt da draußen sein und mich im Visier haben.« Irgendwie schien es, als sei ihr die Bedrohung durch den Tod jetzt doch bewußt geworden. Sie sah mich an wie ein Reh, das von Scheinwerfern geblendet wird, ganz Augen und Angst. Sie nahm erneut einen tiefen Zug, als könne der Rauch ihr Leben retten. Ich sagte: »Kann ich mal dran ziehen?« Sie streckte mir die Hand entgegen und ich nahm die Zigarette aus ihren Fingern. Und drückte sie im Aschenbecher aus.
    Sabrina schien von mir genervt zu sein, aber nur den Bruchteil der Sekunde, den sie brauchte, um sich eine neue Zigarette zu nehmen. Sie sagte: »Wer auch immer da draußen ist und versucht, mich umzubringen, kann sich selbst bliepen. Keiner wird an mich rankommen.« Sie sagte tatsächlich >bliepen<.
    In den Zuschauerreihen lächelte Buster. Alex und Lola und ich blickten uns an. Tun konnten wir aber nichts, um Sabrinas freien Sturz in die Katastrophe zu verhindern. Das Motorradmädel unterbrach das peinliche Schweigen, um zu fragen: »Reden wir jetzt endlich über Blaskonzerte im Badezimmer oder was geht hier ab?«
    »Finde ich auch«, sagte der Typ mit dem aufgefönten Haar. Die Zuschauer, die froh waren, endlich einmal wieder zu einem Thema zu kommen, mit dem sie wirklich etwas anfangen konnten, stampften und klatschten, aber schon mit geringerer Begeisterung. Das hier war ihnen offensichtlich alles ein bißchen zu merkwürdig. Ich nahm die Gelegenheit wahr und durchsuchte noch einmal die Laufplanken über uns. Die einzigen Wesen, die ich da oben bemerkte, waren Bullen. Einige hielten sich außerdem in den Seitenkulissen auf. Hinter der Bühne stand Marnie O’Shea mit vor der Brust zusammengepreßten Händen, als würde sie beten. Ihr Cowboyhut saß schräg auf ihrer Riesenmähne an weißen Haaren. Sherri und Woody sahen ihr über die Schulter. Sie hofften wohl inständig, daß Sabrinas Abgang und Scheitern wenigstens von einem wahren Höllenfeuer begleitet werden würde. Ringo war nirgendwo zu sehen.
    »Ihr wollt einen geblasen bekommen, also kriegt ihr
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