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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln
Autoren: Christiane Franke
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zu ihm gesagt, er soll zurückkommen, aber er hat nicht auf mich gehört«, ergänzte seine Frau.
    »Ich bin ja auch gleich wieder hoch, als ich die Tote gesehen hab.«
    »Wie sah es denn da unten aus?« Christine zog ihren Lederblock aus der Tasche und begann, sich Notizen zu machen.
    »Na, es war schummrig. Logisch. Ist alles dunkel da drinnen. Dunkler Innenausbau und dunkler Fußboden. Aber auf der Bank lag eine helle Wolldecke. Und 'ne Frau. Ich hab gedacht, die schläft. Also bin ich hin und hab sie angetickt. Vorsichtig natürlich. Aber sie hat nicht reagiert. Da wurde es mir schon flau im Bauch. Ich wollte aber nicht kneifen. Also hab ich sie noch mal angestupst und laut ›Hallo‹ gesagt. Als sie dann immer noch nicht reagiert hat, hab ich die Decke gelüpft. Was meinen Sie, was ich für einen Schreck gekriegt hab! Da lag die da nackt! Die Hände waren über der Brust gefaltet, und ich hab gesehen, dass sie ganz viele Wunden am Körper und an den Armen hat.«
    »Wunden?«
    »Ja. Also ich würd sagen, sie ist erstochen worden.«
    »Haben Sie davon irgendetwas mitbekommen?«
    »Wann denn?«, wehrte Frau Fademrecht ab. »Wir sind gestern gegen halb elf in die Koje, da war das Schiff noch gar nicht da. Und weil wir den ganzen Tag auf See gewesen waren und zum Essen einen guten Rotwein getrunken hatten, sind wir schnell eingeschlafen. Also ich jedenfalls. Du doch auch, Ralf?«
    »Ja. Ich auch.«
    »Vielleicht ist die Frau ja auch schon länger tot? Und gar nicht hier im Hafen umgebracht worden?«, mutmaßte Frau Fademrecht.
    Christine zuckte mit den Schultern. »Das wird die rechtsmedizinische Untersuchung zeigen.« Sie steckte ihren Block zurück in die Tasche und zog ihre Visitenkarte heraus. »Danke erst einmal. Und falls Ihnen noch etwas einfällt: Hier steht, wie Sie mich erreichen können. Ihre Personalien hat der Kollege aufgenommen?«
    Beide Fademrechts nickten.
    ***
     
    »Weißt du, Horst, ich finde, es ist ein Unding, dass Frau Gerjets uns so auflaufen lässt. Unser letzter Tag auf Langeoog, und im Frühstücksraum ist nichts vorbereitet. Was meint die denn, wer sie ist?« Edeltraud Schöneberg ließ ihrem Unmut freie Bahn. Das machte sie immer so, ihr Mann hatte sich in über vierzig Jahren daran gewöhnt. Zumindest glaubte Edeltraud das, denn er hatte nie aufbegehrt. »Die glaubt wohl, weil wir die Unterkunft schon im Voraus bezahlt haben, kann sie sich das erlauben. Ich werde den Fremdenverkehrsverein davon unterrichten. So etwas macht man mit Edeltraud Schöneberg nur einmal. Immerhin waren wir zwei Wochen hier und haben gutes Geld für den Aufenthalt bezahlt.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich versteh das gar nicht. Die Gerjets ist doch sicher auf Mundpropaganda angewiesen. Nicht so wie die Hotels, die garantiert ihr festes Publikum haben.«
    Der letzte Satz war ein klarer Seitenhieb in Richtung Horst, denn normalerweise verspürte Edeltraud Schöneberg absolut keine Lust, in einer kleinen Pension zu wohnen.
    In Pensionen hatten sie ihrer Ansicht nach lange genug Urlaub gemacht. Die Zeiten waren ein für alle Mal vorbei. Aber Horst war oft hier. Sehr oft. Sagte, er fühle sich wohl in der Pension »Sanddorn«, man habe hier eine Art Familienanschluss, und das sei, weil er ja beruflich als Vertreter für Gastronomiebedarf so viel unterwegs war, viel schöner als der unpersönliche Service eines Hotels. Da hatte Edeltraud es letztlich doch für nötig erachtet, die Pension, deren Wirtin und den »Familienanschluss«, von dem Horst so angetan war, einmal selbst in Augenschein zu nehmen. Obwohl dafür ihrer Meinung nach drei Tage vollkommen ausreichend gewesen wären und sie den Rest des Urlaubs gern im Hotel verbracht hätte.
    Horst jedoch, sonst eine Seele von Mensch, hatte diesbezüglich einfach gestreikt. Wenn sie sich schon in der Pension einquartierten, dann, bitte schön, wollte er auch die gesamte Zeit dort bleiben. »Wer A sagt, muss auch B sagen«, hatte er behauptet. Edeltraud sah das zwar anders, diesmal jedoch hatte sie sich nicht durchsetzen können. Dadurch war ihr nach langer Zeit wieder einmal bewusst geworden, dass Horsts Arbeitgeber, die Chefs der Firma »Foodfit« in Bad Bederkesa, sich glücklich schätzen konnten, einen Angestellten wie ihn zu haben. Oft machte er, ohne zu klagen, Überstunden. Manchmal sagte Edeltraud scherzhaft, wenn sie nicht wüsste, was für ein ehrlicher und sparsamer Typ Horst sei, würde sie vermuten, eine Geliebte stecke hinter seiner häufigen
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