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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln
Autoren: Christiane Franke
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ihren Nichtraucherstatus zu schenken. Mist. Ach was, dachte sie gleich darauf, ich höre eben demnächst auf. Wenn wir in der neuen Wohnung sind. In diesem Moment klingelte ihr Handy. Es war Jürgen, wie sie auf dem Display sah.
    »Na, das war wohl Gedankenübertragung«, meldete sie sich fröhlich. »Hast du gemerkt, dass ich gerade an dich gedacht hab?« Sie entfernte sich ein paar Schritte.
    Jürgen klang anders als sonst. »Ich muss mit dir reden. Es ist dringend. Kannst du zu Mittag im ›Haven Café‹ sein?« Anscheinend stand er heftig unter Strom.
    »Weiß ich nicht. Hab grad eine Leiche am Nassauhafen und kann überhaupt nicht sagen, wie lange es dauert. Die Spurensicherung ist noch an Bord, und erst wenn die weg sind, können Christine und ich loslegen. Um was geht's denn?«
    »Das kann ich dir am Telefon nicht sagen. Ruf bitte an, sobald du Zeit hast.«
    »Ist gut.« Oda war verdutzt. Was war das denn jetzt? Solche Töne hatte sie noch nie von Jürgen gehört. Kriegte der jetzt Schiss wegen der gemeinsamen Wohnung? Sie wollte schon auflegen, als sie noch einmal seine Stimme hörte. »Ach Oda …«
    »Ja?«
    »Ich hab dich lieb.«
    Nein, da war etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Sie nickte. »Ich hab dich auch lieb. Und ich meld mich, sobald ich Luft habe.«
    »Na dann: Halt dich wacker.« Mit diesen Worten war Jürgen wieder der Alte und verabschiedete sich.
    Nachdenklich steckte Oda ihr Handy zurück in die vordere Jeanstasche.
    »Alles okay?«, fragte Christine mit einem Stirnrunzeln.
    Oda ließ geräuschvoll die Lippen flattern, wie ein Pferd, das zu wiehern beginnt. »Keine Ahnung.«
    Christine zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich weiß es wirklich nicht«, bekräftigte Oda. »Aber jetzt ist auch nicht die Zeit, darüber zu grübeln. Ist der Hafenmeister da?« Sie blickte in Richtung des Klinkerbaus am Rand des Deiches. Die Jalousien im ersten Stock, der über eine Metalltreppe zu erreichen war, waren noch heruntergelassen.
    »Nein. Aber ich hab mit ihm telefoniert. Er ist unterwegs.«
    ***
     
    »Da stimmt wohl wirklich was nicht«, sagte Horst Schöneberg, als sie nach dem Frühstück, das sie herrlich unkonventionell im kleinen Park gegenüber dem Hotel »Flörke« genossen hatten, in die Pension zurückkehrten. Auch wenn Edeltraud lieber im Café gefrühstückt hätte, Horst hatte sich erneut durchsetzen können. An einem derart schönen Sonnentag durfte man doch nicht in einem Café sitzen, wenn die Natur so einladend war. Mit seinen Gedanken war er allerdings bei Simone gewesen. Dass sie heute kein Frühstück vorbereitet hatte, passte nicht zu ihr. Er kannte sie schließlich nicht erst seit diesem Urlaub. Horst Schöneberg war vor sechzehn Jahren das erste Mal auf Langeoog gewesen. Beruflich, klar. Als Vertretung für einen schwer erkrankten Kollegen. Durch Zufall war er in der Pension »Sanddorn« gelandet. Und hatte Simone kennengelernt, die zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht Gerjets hieß und auch nicht hier lebte, sondern nur bei ihrer Oma zu Besuch war. Sie hatte ihm sofort außerordentlich gut gefallen, was umgekehrt auch der Fall gewesen war. Bald hatten sich ihre »zufälligen« abendlichen Begegnungen in der Pension gehäuft. Simones Oma war abends dankenswerterweise immer sehr früh ins Bett gegangen und hatte ihre Affäre überhaupt nicht mitgekriegt.
    Ihre Beziehung hatte nur einen Sommer gedauert, denn Horst hätte es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren können, neben Edeltraud eine Langzeitgeliebte zu haben. Simone hatte das verstanden. Sie waren als Freunde auseinandergegangen.
    Dass Simones Oma plötzlich verstorben und Simone in ihre Fußstapfen getreten war, hatte er erst gar nicht mitbekommen. Aber sie hatte ihren Job als Stewardess an den Nagel gehängt und die Pension weitergeführt. Dafür zollte er ihr großen Respekt. Dass Simone jetzt so plötzlich verschollen war, passte nicht zu ihr. Er kannte sie als pflichtbewusst und zuverlässig. Bestimmt hatte das mit diesem Typen zu tun, mit dem Horst sie in den letzten beiden Wochen ein paarmal gesehen hatte. Das waren keine Kuschelmomente gewesen, ganz offensichtlich nicht. Da hatte etwas mitgeschwungen, was Horst nicht hatte einordnen können. Dabei war er viele verschiedene menschliche Zwischentöne gewohnt, so viel, wie er unterwegs war. Das aber war etwas Diffuses gewesen. Er konnte sich keinen Reim darauf machen. ›Halb zog sie ihn, halb sank er hin‹, so oder ähnlich lautete doch eine Gedichtzeile, die er in der
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