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Mord ist kein Metier für Mädchen

Mord ist kein Metier für Mädchen

Titel: Mord ist kein Metier für Mädchen
Autoren: Carter Brown
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abholen. Dann fahren wir gemeinsam zu Miss O’Byrne .«
    »Sie werden verzeihen, wenn ich
Ihnen nicht recht traue, Mr. Boyd ?« Ein geisterhaftes
Kichern kam durch die Leitung. »Aber es kommt mir haargenau wie eine Falle vor .«
    »Wie soll die Falle denn
funktionieren ?« fragte ich kühl. »Sie haben doch Miss
O’Byrne immer noch als Geisel, oder ?«
    »Das stimmt«, räumte er
vorsichtig ein. »Darf ich fragen, was Sie plötzlich zu Ihrem Sinneswechsel
veranlaßt hat ?«
    »Ich befürchte, daß Donavan
versuchen wird, bei dieser Versteigerung irgendeinen Trick anzubringen.
Vielleicht will er zwei Imitationen an Stelle der echten Krüge verkaufen.
Jedenfalls möchte ich ihn während der ganzen Auktion scharf im Auge behalten —
ohne daß ich gleichzeitig auch Sie beobachten muß. Wenn wir uns gegenseitig in
die Haare gerieten, würden wir ihm einen Betrug recht leicht machen, nicht ?«
    »Ja, ich glaube, da haben Sie
recht .« Er räusperte sich bedächtig. »In einer halben
Stunde bin ich bei Ihnen, Mr. Boyd .«
    »Gut«, sagte ich und hängte
ein.
    Zwei Minuten danach sah ich den
langen Knochenmann aus dem Haus kommen, dann stieg er in das Taxi, das kurz
darauf anrollte. Sobald es verschwunden war, schlenderte ich über die Straße
und betrat das Haus. Der betagte Lift schwebte ächzend in den dritten Stock, wo
ich über den schäbigen Flur marschierte und dabei die Magnum aus der Halfter
nahm. Die Klingel ertönte schrecklich laut, als ich auf den Knopf drückte, aber
die Stille, die darauf folgte, ging mir noch mehr auf die Nerven. Ich wich
zurück, bis meine Schultern an der Flurwand gegenüber lehnten, und wartete.
    Im Augenblick, als sich die Tür
zu öffnen begann, schnellte ich los und rammte sie mit der rechten Schulter,
hinter der die Kraft von etwa einhundertundachtzig Pfund Lebendgewicht steckte.
Ich hatte einen kurzen — und schmerzhaften — Widerstand zu überwinden, dann
flog die Tür auf, und aus der Wohnung drang ein halberstickter
Schmerzensschrei. Ich stolperte in die Diele, erlangte mein Gleichgewicht
zurück — und erblickte Ballard, der hilflos ins Wohnzimmer rollte.
    Ich erhaschte einen flüchtigen
Blick auf Sharon O’Byrne, die auf der Couch saß und mich mit ungläubigen Augen
anstarrte, dann konzentrierte ich mich auf Freund Paul. Er rappelte sich
steifbeinig auf, wobei meine Hand mit der Magnum jeder seiner Bewegungen
folgte.
    »Sind Sie gesund und munter,
Sharon ?« fragte ich.
    »Mir geht’s gut, Danny«, sagte
sie mit leicht belegter Stimme. »Aber wie...?«
    »Für Erklärungen ist später
noch Zeit«, sagte ich. »Im Augenblick sind wir — um eine originelle Redewendung
zu gebrauchen — auf dem Sprung. Haben Sie einen Mantel oder so etwas ?«
    »Er liegt im Schlafzimmer. Ich
hole ihn«, sagte sie, aber sie stand nur da und trug eine begriffsstutzige
Miene zur Schau.
    »Was Sie mit Ludwig verabredet
haben, war nur ein Bluff, stimmt’s ?« fragte Ballard
mit unterdrückter Wut.
    »Stimmt«, sagte ich. »Anna
Heine ist tot .«
    »Tot?«
    »Aber ich habe sie nicht
umgebracht, ob Sie’s nun glauben oder nicht«, knurrte ich. »Im übrigen ist die
Frage für Sie künftig ohnehin nur noch von akademischem Interesse .«
    »Was soll das heißen ?« schnauzte er.
    »Wenn Sie mir ein bißchen
zuhören, kommen Sie gleich dahinter«, sagte ich. »Holen Sie Ihren Mantel, und
warten Sie unten auf mich«, bat ich Sharon.
    Sie ging aus dem Zimmer, und
ich zwang Ballard, sich mit dem Gesicht nach unten und den Händen über dem Kopf
auf den Fußboden zu legen. Dann wanderte ich rückwärts zum Telefon, suchte mir
die Nummer und wählte.
    »New Scotland Yard«, meldete
sich eine höfliche Stimme nach dem zweiten Klingeln.
    »Ich möchte mit einem leitenden
Herrn sprechen«, sagte ich. »Mit jemand, der rasch etwas veranlassen kann.«
    »Ja, gewiß«, sagte die höfliche
Stimme. »Worum handelt es sich denn ?«
    »Um Mord«, erwiderte ich kurz
angebunden.
    Eine kleine Pause folgte.
»Bitte, bleiben Sie am Apparat .« Und dann, nach
einigem Klicken und Knacken, ertönte eine andere, tiefere Stimme. »Inspektor
Chalmers.«
    »Ich möchte einen Mord melden«,
sagte ich. »Ein Mädchen namens Anna Heine wurde im Laufe des gestrigen Abends
ermordet, ihre Leiche wurde in eine leere Wohnung gebracht. Die Adresse
lautet...« Ich gab ihm die Anschrift von Lauras Wohnung. »Haben Sie alles ?«
    »Ich habe es mir
aufgeschrieben«, sagte die Stimme unerschüttert. »Aber...«
    »Sie war die Freundin
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