Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman
Jezabel und eine unzüchtige Frau! Stell dir das einmal vor! Quatschte weiter von Sodom und Gomorrha. Sagte, eine Frau in meinem Alter sollte es besser wissen. Ich sagte ihm, er sei ein alberner alter Narr und wisse nicht, was er da rede. Dann sagte er, er hätte mich im Morgengrauen aus Phils Cottage schleichen sehen – daher wisse er, daß ich üble Dinge im Sinn gehabt habe. Er sagte, ich sei alt genug, um Phils Mutter zu sein, und ich müsse doch wissen, daß Phil es mit meiner Tochter getrieben habe, was alles noch viel schlimmer machte … Dann fing er wieder mit Sodom und Gomorrha an. Oh, es war wirklich gräßlich.«
Eve hielt wütend inne und schlug die Hände zusammen. Meredith kam zu ihr und setzte sich neben sie auf einen niedrigen Hocker. »Aber er hatte es mißverstanden, nicht wahr, Eve?«
»Ja, natürlich hatte er das. Ich hatte keine Affäre mit Phil. Als ob ich jemals so etwas tun würde! Und auch Sara wäre nie so dumm gewesen. Deshalb war es ja auch so unsinnig, als Phil wegen ihrer Verlobung ein solches Theater machte. Aber verstehst du, ich konnte es nicht zulassen, daß der Alte herumlief und den Leuten erzählte, er habe mich am frühen Morgen an Phils Hintertür gesehen – es hätte ja Alan Markby zu Ohren kommen können, und er hätte natürlich den wahren Grund erraten …«
»Sag mir, was Phil von dir wollte, Eve.«
Eve zuckte anmutig mit den Schultern. »Na, Geld, was denkst denn du? Ein ganz gewöhnlicher kleiner Erpresser! Er hatte einen Brief und Fotos und gab mir Kopien. Zuerst wollte er Sara zugrunde richten und dann noch andere Leute erpressen. Du siehst also, ich habe das Richtige getan, als ich ihn umbrachte. Er wäre uns schrecklich lästig geworden. Auf die Idee mit dem Gift hat mich diese langweilige Mrs. Locke gebracht. Wir haben Schädlinge in den Gärten, Füchse und so weiter, und sie hat einen gefunden, der vergiftet worden war. Hat einen solchen Aufstand gemacht. Damals fing ich an, über Gift nachzudenken, und erinnerte mich, daß mir Lucia vor Jahren erzählt hatte, man könne Gifte aus Kräutern herstellen. Ich habe sie aber nicht mit hineingezogen, sondern habe allein herumprobiert. In einer Tierhandlung in Bamford habe ich ein paar Rennmäuse gekauft, lustige, kleine Dinger, und sie in dem baufälligen Stall gehalten. Niemand benutzt ihn, niemand geht hinein, nicht einmal Mr. Yewell, wenn er in den Garten kommt. Bei den Rennmäusen ging es ganz leicht, also versuchte ich es mit einem Kaninchen. Mir war klar, daß ich, um einen Mann zu töten, die Dosis wesentlich würde erhöhen müssen. Ich wußte, daß Phil viel Milch trank, also überlegte ich mir, die Milchflaschen zu präparieren, sehr früh, gleich nachdem sie geliefert wurden. Auf diese Weise war ich sicher, daß er jeden Tag eine Dosis zu sich nehmen und das Gift in seinem Körper gespeichert werden würde. Ich wußte, Lucia würde nichts sagen, selbst wenn sie erriet, was ich getan hatte. Sie ist absolut loyal.«
»Aber Bert hat dich gesehen und irrtümlicherweise angenommen, daß du nach einer Nacht verbotener Lust aus Philips Cottage geschlichen kamst.«
»Ja … Ich habe dir doch gesagt, er war ein so dummer alter Mann, stand so früh auf und war von Sünde und Sex besessen. In seinem Alter! Ekelhaft! Diese ganze Geschichte von Sodom und Gomorrha … Ich glaube, er war verrückt.« Eve sah Meredith vorwurfsvoll an. »Fast hättest du mich auch gesehen, Merry. An dem Morgen, an dem Philip starb, hatte ich ihn vor dir gefunden. Er war noch nicht tot. Er lag im Atelier auf dem Boden, hatte Schaum vor dem Mund und keuchte. Es war richtig widerlich. Aber ich merkte, daß er starb. Ich hätte nicht gedacht« – Eve runzelte die Stirn –, »daß es so lange dauern würde. Jetzt war die Gelegenheit, das Cottage zu durchsuchen, bevor jemand anders ihn fand. Das dachte ich zumindest.« Ihre Stimme klang plötzlich verärgert. »Also fing ich an, mich im Cottage umzusehen, und da – ob du’s glaubst oder nicht
– kam der blöde Alte aus seinem Haus und fing an, eine der beiden Katzen anzuschreien und zu verfluchen. Das Tier benahm sich sehr merkwürdig, lief in den Sträuchern hin und her und gab seltsame Töne von sich. Ich hatte Angst, der Alte würde mich sehen. Also rannte ich durch die Küchentür ins Freie, während der Alte im Garten hinter der Katze her war, lief zum Pfarrhaus, verriegelte die hintere Gartentür und ging zum Haus zurück. Da habe ich dich gesehen.« Eve riß ihre violetten Augen weit
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