Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman
auf. »Du kamst den Gartenweg entlang, und ich mußte mich in den Sträuchern verstecken. Du gingst dicht an mir vorbei und dann auf die Love Lane hinaus. Ich wußte, du würdest Philip finden. Ich rannte einfach zurück ins Haus und ging nach oben. Dann hörte ich dich zurückkommen und Peter Russell anrufen. Und gleich darauf kam Mrs. Yewell jammernd zu mir herauf. ›O Gott, Miss Owens, ich weiß nich’, was drüben im Atelier passiert is’ …‹« Eve ahmte die Putzfrau nach.
Meredith seufzte.
»Dieser alberne Alte«, sagte Eve grollend. »Er hatte mich doch tatsächlich gesehen, stell dir das vor. Gestern abend, nachdem er mich als Jezabel und so weiter bezeichnet und davon geredet hatte, daß er mich morgens ein paarmal beobachtet hatte, schrie er: ›Un’ ich hab’ Ihnen an dem Morgen gesehen, an dem er gestorben is’ un’ alles! Sie sind in sei’m Cottage gewesen, ja das sind Sie!‹ Ich mußte ihn töten, Merry.«
Voller Eifer beugte Eve sich vor. »Du verstehst das doch, nicht wahr? Ich mußte den Alten zum Schweigen bringen und mußte Phil loswerden. Ich wollte es nicht. Aber sie haben mich dazu gezwungen, beide. Ich mußte dafür sorgen, daß Philip für immer und ewig den Mund hält. Jon Lazenbys Familie ist so ehrbar, und Jon selbst ist einer, der sich sofort aus dem Staub macht, wenn es Schwierigkeiten gibt. Ich wußte, es bestand nicht die geringste Chance, daß er bei Sara bleiben würde, wenn es einen Skandal geben würde. Außerdem war es mir unmöglich, Philip einen Haufen Geld zu bezahlen. Ich habe kein Geld. Oh, ich weiß, es sieht so aus, als hätte ich welches, aber ich habe keins. Ich habe nur, was Robert mir hinterlassen hat. Deshalb brauche ich ja die Rolle in Albies Seifenoper so dringend, und nichts soll mich daran hindern, sie zu bekommen! Phil war genauso wie Hughie, ich kenne den Typ. Sie sind boshaft, besonders dann, wenn sie nicht kriegen, was sie wollen, und als Phil merkte, daß ich ihm nichts zahlen würde – nichts zahlen konnte –, war nicht vorauszusehen, wie er sich rächen würde. Ich fürchtete, er könnte die Trauungszeremonie in der Kirche stören. Er hätte sich einschleichen und hinten verstecken können, um dann, wenn der Pfarrer fragt, ob jemand ›einen Hinderungsgrund für diese Ehe‹ kenne, aufzuspringen und alles herauszublöken. Vielleicht hätte er aber auch nichts gegen die Heirat getan, damit er das Geld dann von Sara bekommen konnte. Er hätte mein armes Kind während der ganzen Ehe ausgesaugt wie ein Blutegel. Hätte sie total ausgenommen. Diese Sorte ist dazu imstande. Glaubst du etwa, ich weiß das nicht? Wenn sie dich in der Hand haben, spielen sie das bis zum letzten aus. Ich mußte Hughie jeden Cent geben, den ich besaß, damit er in die Scheidung einwilligte und ging. Deswegen habe ich ja nichts, nur Roberts Geld. Alles andere hat sich Hughie geschnappt, und gelacht hat er, die ganze Zeit über mich gelacht, weil ich nichts dagegen tun konnte. Glaubst du, ich lasse zu, daß Sara durchmacht, was ich damals durchgemacht habe?«
»Aber warum hast du Hughie für die Scheidung überhaupt etwas zahlen müssen?« fragte Meredith neugierig, denn sie erinnerte sich an die Geschichten, die sie gehört und die auch Eve ihr über die Gemeinheiten ihres zweiten Ehemannes erzählt hatte. »Du hattest doch Gründe. Er taugte nichts. Er trank. Er schlug dich, er betrog dich, war arbeitsscheu …«
»O ja, das alles ist richtig«, sagte Eve ernst. »Aber das konnte ich vor Gericht nicht sagen, denn, nun ja, Hughie wußte, was ich getan hatte.«
Draußen schob sich eine Wolke vor die Sonne, und im Raum wurde es plötzlich dunkler und kälter. Meredith klang Elliotts boshafte Stimme im Ohr: »Sie werden es bedauern!« Sie fröstelte. Es war, als sei ein Geist hereingekommen und stehe nun neben ihr. Sie wußte im tiefsten Innern, daß sie, wenn sie die nächste Frage stellte, etwas Furchtbares erfahren würde, etwas, das sie eigentlich nicht wissen wollte und trotzdem wissen mußte. »Was wußte Hughie, Evie?«
»Daß ich Mike erschossen habe. Hughie ist irgendwie dahintergekommen, und er sagte immer, wenn ich in der Öffentlichkeit schmutzige Wäsche waschen wolle, er könne das auch. Als er mich schließlich satt hatte und auch kein Vergnügen mehr daran fand, mich zu quälen, hat er einfach mein Geld genommen und ist gegangen. Ich besaß keinen Cent mehr. Doch ich war so froh, daß er weg war.«
»Aber ich dachte, der Junkie –« flüsterte Meredith.
»O
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