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Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)

Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)

Titel: Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)
Autoren: Helga Schimmer
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heimischen Provinz, um Raubmorde an Dienstmädchen zu begehen.
    Wie an Therese Ketterl. Weil Schlossarek zögert, beschließt Hugo Schenk, diesen nächsten Coup alleine auszuführen. Die bei einem Baron beschäftigte Köchin erliegt rasch seinem Charme, Schenk überredet sie zu einem Ausflug nach Lilienfeld. Da die Herrschaft verreist ist, nimmt Therese auf den Rat ihres Verlobten hin auch deren Preziosen mit. Sogar das Hündchen der Baronesse ist im Gepäck dabei. Am 5. August 1883 wandert das Paar auf die Reisalpe und verlässt beim Abstieg den Touristenweg, um eine einsame, finstere Gebirgsschlucht zu durchqueren – die Sternleiten. Von dort kehrt Therese Ketterl nicht mehr zurück. Nach eigener Aussage demonstriert Schenk dem Mädchen beim Picknick mit einem ungeladenen Revolver das Russische Roulette. Jedoch lädt er die Waffe unbemerkt nach, und Therese schießt sich letztlich selbst in die Schläfe. Ihr Leichnam bleibt für Monate unter meterhohem Schnee verborgen, Schenk aber hat reiche Beute gemacht: Spareinlagen, Aktien und kostbares Geschmeide, das er seiner Geliebten Emilie Höchsmann verehrt.
    Weil das geraubte Geld auch diesmal schnell vergeudet ist, folgt im Oktober 1883 die nächste Annonce, auf die gleich zwei junge Frauen antworten. Die eine, das Stubenmädchen Josephine Eder, verlässt ihre Dienstgeberin, nachdem sie sie auf Schenks Anstiftung hin bestohlen hat. Eder endet nur deshalb nicht als Gerippe in einer Schlucht, weil sie Schenk vollkommen hörig ist und er vorhat, sie noch zu weiteren Diebstählen zu gebrauchen.
    Rosa Ferenczy, das andere Dienstmädchen, hat weniger Glück. Nach dem üblichen Eheversprechen und dem Zugriff auf die Spareinlage macht man einen Ausflug nach Pressburg und spaziert die Donau entlang nach Wolfsthal. Schlossarek ist nun wieder mit von der Partie. Es ist schon dunkel, als er an einer einsamen Stelle neben dem Fluss Rosas Schädel mit einer Hacke zertrümmert. Der obligatorische Stein kommt zum Einsatz, und die Ermordete verschwindet für immer in den Fluten.
    Konkursverfahren
    Wie viele Frauen Schenk und seine Spießgesellen sonst noch auf dem Gewissen haben, bleibt angesichts der beschränkten kriminaltechnischen Möglichkeiten des 19. Jahrhunderts ungewiss. Es dürften, wie eingangs erwähnt, an die 50 sein. Anarchistische Fanatiker hin oder her, die Kriminalpolizei hat spät, aber doch die richtigen Schlüsse gezogen. Am 10. Jänner 1884 jedenfalls ist das grausame Treiben der Räuberbande Geschichte: Hugo Schenk wird verhaftet, sein Bruder und Karl Schlossarek folgen ihm tags darauf hinter Gitter.
    Als dem Trio im März 1884 der Prozess gemacht wird, ist der Schwurgerichtssaal bis auf den letzten Platz gefüllt, vornehmlich mit Damen der Gesellschaft. Die widersprüchlichen, sich wechselseitig die Hauptschuld zuschiebenden Aussagen von Hugo Schenk und Karl Schlossarek veranlassen den Vorsitzenden Eduard Graf Lamezan-Salins zur Ermahnung: „So verworfen auch der Angeklagte Schlossarek ist, ich glaube ihm. Aber Sie, Hugo Schenk, lügen, Sie können nichts anderes als lügen. Ich muss Sie einen Lügner bis ins innerste Mark Ihrer Knochen nennen!“
    Alle drei Angeklagten werden zum Tode durch den Strang verurteilt. Kaiser Franz Joseph jedoch begnadigt den lungenkranken Karl Schenk zu lebenslänglichem schweren Kerker. Am 22. April 1884 tritt zuerst Karl Schlossarek im Hof des Wiener Landesgerichts den Weg zum Galgen an. Er wirkt gefasst und bittet die etwa 120 Anwesenden um Verzeihung für seine Missetaten. Hugo Schenk bleibt Zyniker bis zuletzt. „Bitte grüßen Sie meine Frau“, sind seine letzten Worte, als der Scharfrichter die Schlinge um seinen Hals legt.
    63 Tage
    Man schreibt das Jahr 1949. Wien ist stark zerstört, es mangelt an Lebensmitteln, Gebrauchsgütern und Wohnungen. Die „Vier im Jeep“ – die Kontrollorgane der Besatzungsmächte – geben in der Stadt den Ton an.
    Für den 27-jährigen Textilingenieur Julius Kausel erweist es sich zunächst als Glück, dass er den Posten des Geschäftsführers in einer Strickwarenfabrik in Wien-Mariahilf erhält. Bald will er seine Verlobte Maria heiraten, die in Scheidung lebt und eine kleine Tochter aus erster Ehe hat. Da kommt nicht nur die neue Arbeitsstelle wie gerufen, sondern auch die große Wohnung der Fabrikbesitzerin: Die verwitwete, 49-jährige Blanche Mandler, eine gebürtige Schweizerin, logiert allein in einem Sechs-Zimmer-Appartement in der Josefstädter Trautsongasse – verpönter Luxus
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