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Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)

Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)

Titel: Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)
Autoren: Helga Schimmer
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Betäubungsmittel versetzt ist. Bauer sackt bewusstlos zusammen, worauf Schenk und sein Bruder aus einem Versteck hervorkommen. Gemeinsam mit Schlossarek berauben sie das Opfer, das später nur noch Anzeige gegen einen ihm nicht mit wahrem Namen Bekannten erstatten kann.
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    Da das Geschäftsmodell auf Dauer doch zu riskant erscheint, verlegt man sich auf eine weibliche Klientel, die verglichen mit arbeitsuchenden Männern nicht nur als körperlich schwächer, sondern auch als wesentlich leichtgläubiger eingestuft wird: Dienstmädchen. Freilich eignet der ungehobelte Schlossarek sich beim „zarten Geschlecht“ nicht mehr als Lockvogel. Dem Chef persönlich kommt nun die Aufgabe zu, sich per Zeitungsannonce als Heiratskandidat mit geregeltem Einkommen auszugeben und die Minderprivilegiertheit der Interessentinnen schamlos auszunutzen. Wochenlang umgarnt er die armen Mädchen, weckt ihre romantischen Sehnsüchte und wiegt sie in felsenfestem Vertrauen. Die Rolle ist dem zur Wollust neigenden Hugo Schenk auf den Leib geschneidert, und Karl Schlossarek fügt sich wie von selbst in den Part des finalen Vollstreckers: Ist die Bande ihren Geschlechtsgenossen gegenüber noch vor dem Äußersten zurückgeschreckt, geht ihr fortan der Mord an jungen Frauen leicht von der Hand.
    Opfer Nummer eins heißt Josephine Timal. Hugo Schenk stellt sich ihr als Bahningenieur Siegel aus Krakau vor. Die bedauernswerte Pepi glaubt sich ob seines Eheversprechens im siebten Himmel, kündigt den Dienst und deponiert ihre Wertsachen samt Sparbuch in Karl Schenks Wohnung, denn die vermeintliche Hochzeit soll in Mährisch-Weißkirchen stattfinden. Dorthin reist Pepi im Mai 1883 zusammen mit ihrem Bräutigam und Schlossarek, der Schenks Diener mimt. Was auf dem längeren Fußmarsch durch den Weißkirchener Karst genau geschieht, darüber differieren die späteren Angaben. Fest steht, dass Josephine Timal in einer Schlucht namens Gevatterloch den Tod findet: Schenk und Schlossarek binden ihr mit einem Strick einen Stein um den Leib und stürzen die noch Lebende in einen Tümpel, aus dem die Leiche im Folgejahr geborgen wird.
    Damit Pepis Tante Katharina Timal, die als Dienstmädchen in Budweis beschäftigt ist und obendrein über einen beachtlichen Notgroschen verfügt, keine Nachforschungen anstellt, hat Schenk auch deren gewaltsamen Tod einkalkuliert: In dem Glauben, sie solle ihrem angeheirateten Neffen den Haushalt auf einem kleinen Landgut bei Pöchlarn führen, verlässt sie mit Hab und Gut ihre böhmische Herrschaft. Am 21. Juni 1883 kommt sie auf dem Wiener Franz-Josefs-Bahnhof an, „Siegel“ holt sie ab und fährt mit ihr nach Krummnussbaum, wo die beiden Komplizen schon warten. Auf dem nächtlichen Fußweg zum nicht existenten Landgut ist die Frage nach einem Fährmann das Stichwort – Schlossarek und Karl Schenk werfen Katharina Timal zu Boden, Hugo Schenk zückt ein Messer und schneidet der Wehrlosen die Kehle bis an die Wirbelsäule durch. Sie nehmen der Ermordeten Bargeld, Schmuck und Sparbuch ab, beschweren sie mit einem Stein und versenken sie in der Donau. Die Strömung allerdings macht der Bande einen Strich durch die Rechnung: Katharina Timals Leichnam wird nach wenigen Wochen ans Ufer getrieben.
    Bereits am Tag nach dem Mord behebt Schenk die Spareinlage, entschädigt seinen Bruder mit einem geringen Betrag, teilt das Gros der Beute mit Schlossarek und unternimmt seelenruhig eine Landpartie mit seiner Geliebten Emilie Höchsmann. Sie ist offenbar die Einzige, für die er echte Gefühle hegt. Nichtsdestotrotz belügt er die junge Frau, die er im Hause seines Schwagers kennengelernt hat, nach Strich und Faden: Mit einem vorgetäuschten Versuch, sich zu vergiften, kriegt er sie ins Bett. Mit einem gefälschten Dokument, das seine angebliche Ernennung zum Ingenieur bezeugt, verschafft er sich Logis in ihrer Wohnung. Mit der abenteuerlichen Ausflucht, er sei ein politisch verfolgter russischer Fürst, dem der Zar höchstpersönlich nach dem Leben trachtet, hält er sie monatelang hin. Denn mit ihr vor den Traualtar treten kann er nicht, weil er ja seit langem verheiratet ist – mit einer böhmischen Erzieherin übrigens, von der er seit seinen Jahren in Stein getrennt lebt. Auch seine wahre Erwerbsquelle muss Schenk naturgemäß vor Emilie Höchsmann verschweigen – er begibt sich schlicht auf Dienstreise, wobei er eben nicht wie vorgespiegelt in London weilt, um Bankgeschäfte abzuwickeln, sondern in der
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