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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir
Autoren: Stella Blómkvist
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verregnet war. Der Fluss würde deshalb mehr Wasser führen, und der Pfuhl sei tiefer als normalerweise. Deshalb befand sich der schwarze Sack auch völlig unter Wasser.
    Ich lege die Zeitung neben mich. Und koste noch einmal das starke Feuerwasser aus Tennessee.
    Thingvellir?
    Da gibt es nichts außer Lava, Steine, ein paar schmächtige Birkenzweiglein und Erinnerungen an die jahrhundertealte Geschichte von der Schlechtigkeit der Menschen und Gewalttaten von verwirrten Machthabern.
    Es hat schon immer wesentlich mehr Opfer als tapfere Freiheitshelden in dieser uralten Parlamentsstätte gegeben. Obwohl das die Amtsschimmel wohlweislich unterschlagen, wenn sie versuchen, Thingvellir Romantik und Nationalismus nachzusagen.
    Und nun gibt es ein weiteres Opfer. Was zweifelsfrei gut für diejenigen ist, die vom Tourismus leben.
    »Grauen verkauft sich immer am besten.«
    Sagt Mama.

3
    Donnerstag, 12. August
    Mein Stellasparschwein hat höchste Priorität.
    Deshalb nutze ich einen schönen sonnigen Morgen, um den einen oder anderen Mann auf der Gläubigerversammlung der Zuchtvogel GmbH auseinanderzunehmen. Mit Worten. In der Hoffnung, dass ich das retten kann, was noch zu retten ist. Für mich.
    Die Firma hat mit erheblichem Minus Konkurs gemacht. Die Anträge der Gläubiger an die Insolvenzmasse betragen über 1300 Millionen. Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich mich dazu verleiten lassen, von dem in Bedrängnis geratenen Geschäftsführer für acht Mille einen Schuldschein zu erwerben, dessen eigentlicher Wert sechzehn Millionen ist. Mit Zinsen und Kosten beträgt meine Forderung an die Insolvenzmasse um die zwanzig Millionen Kronen.
    Ganz anständige Summe. Aber so, wie es zurzeit aussieht, verlorenes Geld.
    Es gibt nur einen Weg, wenigstens einen Teil des Geldes wieder in die Kasse zurückzuführen. Der Insolvenzverwalter muss meiner Forderung stattgeben, die Hausbank von Zuchtvogel mit dem Rücken gegen die Wand zu stellen. Und dann gründlich draufzuschießen.
    Peng! Peng!
    Der schleimige Einar nimmt als Vertreter der Bank an der Gläubigerversammlung teil. Ein Knabe mittleren Alters, der in der Branche berühmt dafür ist, als Anwalt der Reichen und Mächtigen aufzutreten. Ein gerissener Fuchs mit seidenweicher Stimme. Aber scharfen Reißzähnen hinter den dicken Lippen.
    Er pflegt ein formvollendetes Auftreten. Und hat einen unstillbaren Hunger auf das Geld anderer.
    Einar versucht, jeden mit einem Lächeln auf den Lippen auszurauben. Und nagt eilig alles Fleisch bis auf die Knochen ab, sobald er den geringsten Halt findet. Genauso wie die gierigen Schlunde der Piranhas im Amazonas.
    Der Kerl streitet ab, dass die Bankdirektoren in diesem Insolvenzfall über den roten Strich des Gesetzes getanzt sind. Als die Banker nämlich sahen, dass die Firma nicht mehr zu retten war, nötigten sie den Vorstand, alles Eigentum so schnell wie möglich zu verkaufen, bis Zuchtvogel nichts mehr besaß außer Schulden. Und ich weiß davon. Den Verkaufserlös des Eigentums nutzten sie, um die Schulden der Firma bei der Bank zu senken. Und das, nachdem der Antrag auf ein Insolvenzverfahren von Zuchtvogel im Bezirksgericht eingereicht worden war. Auf diese Weise holten die Bankdirektoren mindestens sechshundert Mille aus der Firma heraus.
    Bei der Besprechung nenne ich das hinterlistigen Diebstahl. Zumal ich bei Konkursfällen mit Höflichkeitsgeplänkel nichts am Hut habe. Das ist nicht mein Stil.
    Der schleimige Einar errötet unter seiner silbergrauen Haarpracht, als ich diese Vorgehensweise der Bank als organisiertes Verbrechen beschreibe.
    »Ich kann diese Anschuldigungen einfach nicht schweigend dulden«, ruft er und springt von seinem Stuhl auf. Als ob er sich in eine Handvoll Heftzwecken gesetzt hätte.
    Wie nett.
    »Dann veranlasse, dass die Bankdirektoren ihr Raubgut zurückgeben«, antworte ich umgehend.
    Der dickliche Insolvenzverwalter wirft einen Blick über seine runde Brille auf die zahlreich anwesenden Anwälte im Konferenzraum. Und überrascht mich.
    Der Kerl ist zu dem gleichen Ergebnis gekommen wie ich. Mit Sicherheit schon vor der Besprechung.
    Er berichtet, dass er der Bank schreiben und verlangen wird, dass der Wert aller Eigentümer, die nach dem Antrag auf Insolvenz von der Zuchtvogel GmbH verkauft wurden, der Insolvenzmasse zugeführt werden. Und er sei bereit, für seine Forderung einen Prozess anzustreben.
    Harter Nagel.
    Wie sich jetzt herausstellt, war der Kauf dieses Schuldbriefes nicht die klügste
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