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Mord in h-moll

Mord in h-moll

Titel: Mord in h-moll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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konnte.
    Ich fand den Artikel nicht. Das Buch fiel mir aus der Hand. Ich konnte es gerade noch mit dem Fuß unters Bett schieben, als Erwin Mack hereinkam.
    »Der Arzt ist da. Willst du...«
    Ich stand auf.
    »Ja, ich will dabei sein.«
    Als ich zum Badezimmer kam, trat mir der Arzt schon entgegen. Ich kannte ihn nicht.
    »Herr Roeder?«
    »Ja.«
    »Es tut mir sehr leid, Herr Roeder... aber hier kommt jede Hilfe zu spät.«
    Ich verbarg mein Gesicht in den Händen und spürte, wie mich Erwin Mack stützte. Dann hörte ich den Arzt sagen:
    »Es ist eine Formsache, Herr Roeder, ich muß die Polizei verständigen.«
    »Ja, bitte«, hauchte ich.
    Vielleicht, dachte ich, würde ich doch noch Zeit genug haben, diesen Artikel zu finden.
    Der Arzt telefonierte, aber er blieb hier und wartete.
    Ich wartete auch. Ich wartete mit dem Gefühl, mein gewagtes Spiel verloren zu haben.
    Einige Minuten später erschienen zwei Beamte der Funkstreife.

3

    Auch die beiden Polizisten warfen nur einen kurzen Blick ins Badezimmer, dann rief einer von meinem Telefon aus die Kriminalpolizei und den Staatsanwalt vom Dienst an. Als das erledigt war, kam einer der beiden in meine Kammer. Er war jung, breit gebaut und hatte gutmütige, hellblaue Augen. Er nahm seine Mütze ab.
    »Sie sind... Herr Roeder?«
    »Ja.«
    »Und die... die Tote... ist das Ihre Frau?«
    »Ja«, flüsterte ich.
    »Tut mir sehr leid«, sagte er halblaut. »Wie ist es denn passiert?«
    Ich bemühte mich, ihn möglichst geistesabwesend anzuschauen. »Wie?« fragte ich, als würde ich gar nicht begreifen, was er von mir wollte. »Wie? Ich weiß es nicht. Ich... kann das überhaupt nicht begreifen.«
    Nun mischte sich Erwin Mack ein, er konnte es in meinem Sinne unmöglich besser machen.
    »Wir sind zusammen in die Wohnung gekommen«, sagte er. »Herr Roeder und ich sind Arbeitskollegen, in der gleichen Firma. Und wir sind zusammen gekommen, er hat mich für heute abend eingeladen, und da haben... da haben wir es entdeckt?«
    »Wer?« fragte der Wachtmeister. »Wer hat die Tote entdeckt? Sie oder Herr Roeder?«
    »Ich«, sagte Erwin Mack. »Ich wollte mir die Hände waschen. Es war ein entsetzlicher Schock für Herrn Roeder.«
    Der Polizist nickte schweigend, dann sagte er:
    »Ehe die Kripo kommt, können wir nichts unternehmen.«
    Und als müsse er sich bei mir entschuldigen, fügte er hinzu:
    »In solchen Fällen muß die Kriminalpolizei immer verständigt werden. Das ist eine Routinesache. Sie waren also gar nicht zu Hause?«
    Ich schüttelte nur den Kopf.
    »Das Wasser ist eiskalt«, fuhr er fort. »Demnach müßte es schon vor längerer Zeit passiert sein.«
    »Morgens«, ächzte ich. »Hil... meine Frau badet immer morgens. Auch heute morgen hat sie...« Ich schlug die Hände vors Gesicht. »Mein Gott, sie hat noch gesungen! Gesungen hat sie heute morgen in der Badewanne, als ich die Wohnung verließ. Ich verstehe das einfach nicht.«
    Mitleidig schaute mich der Wachtmeister an, dann fragte er:
    »Herzgeschichten? Hatte sie ein schwaches Herz?«
    Ich hatte es mir längst genau überlegt, welche Taktik ich einschlagen wollte. Sicherlich war es die Polizei gewohnt, daß wirkliche Täter in solchen Situationen alles Mögliche erfanden, um einen Unfall glaubhaft erscheinen zu lassen. Sie erfanden sogar meistens zuviel, und das war die große Dummheit, die sie begingen. Ich würde klüger sein, ich würde der Polizei überlassen, zum richtigen Ergebnis zu kommen, ich würde sogar erklären, daß ich einen Unfall für ausgeschlossen hielte. Da hatten dann die neunmalklugen Kriminaler die beste Gelegenheit, mir ihre Klugheit und Erfahrung zu beweisen. Sie würden mir klipp und klar nachweisen, daß es gar keine andere Möglichkeit gäbe, als ein Unfall. Und das gerade wollte ich. Deshalb schüttelte ich wieder den Kopf und sagte:
    »Herzgeschichten? Keine Spur. Sie war so gesund, wie nur ein Mensch gesund sein kann. Es kann überhaupt kein Unfall sein.«
    Der Polizist machte ein verdutztes Gesicht, dann sagte er:
    »Ja, aber... Selbstmord dürfte doch nach dem Befund ziemlich ausgeschlossen sein.«
    »Absolut ausgeschlossen«, versicherte ich. »Sie war lebenslustig und vergnügt. Wir hatten keinerlei Sorgen. Und... und...« ich gab meiner Stimme einen schluchzenden Klang, »... und wir waren seit neun Jahren glücklich verheiratet. Das ganze Haus weiß das. Und heute morgen... heiliger Himmel, sie hat gesungen, als ich ins Büro ging. Ich hab mich sogar noch auf der Treppe

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