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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg
Autoren: Susanne Goga
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an. »Es tut mir leid, Herr Wechsler.«
    Leo winkte ab. »Sie haben ihn aufgestört, das wäre eigentlich unsere Aufgabe gewesen.« Er gab Hartung die Hand und öffnete die Tür. »Sie hören von mir. Danke fürs Fahren.«
    Leo stieg aus und schaute sich in der stillen Straße um. Niemand war zu sehen, die Leute schliefen oder waren bei der Nachtschicht.
    Es dauerte einen Moment, bis die Tür geöffnet wurde. Kindergeschrei.Martha Gerber mit einem verschlissenen Tuch um die Schultern, sie rieb sich die Augen. »Wer sind Sie?«
    Leo wies sich aus.
    Sie wich einen Schritt zurück.
    »Wo ist Ihr Mann?«
    »Er ist … bei der Arbeit … Warum? Was wollen Sie von ihm?«
    »Die Nachtschicht geht gewöhnlich von zehn bis sechs. Um kurz nach zehn hat ihn Dr. Hartung noch hier angetroffen«, sagte Leo und schob den Fuß zwischen Tür und Rahmen, da Martha Gerber Anstalten machte, die Tür zu schließen. »Lassen Sie mich bitte hinein.«
    »Die Kinder … Sie wecken die Kinder …«
    Er schob die Frau sanft nach hinten, trat ein und schloss die Tür. »Ihre Nachbarn brauchen nicht zu hören, worum es geht.«
    Frau Gerber eilte rasch in ein Zimmer und kam mit einem weinenden Säugling zurück. »Kommen Sie in die Küche.«
    Sie ließ sich kraftlos auf einen Stuhl sinken und knöpfte ihr Nachthemd auf, um dem Kind die Brust zu geben, als wäre Leo gar nicht da.
    Er lehnte sich an den Küchenschrank. »Frau Gerber, Ihr Mann wird von der Polizei gesucht.«
    Sie schaute ihn über den Kopf des Kindes hinweg an, das beim Trinken leise, glucksende Geräusche machte. »Was?«
    Es war, als redete Leo in einer fremden Sprache.
    »Es ist sehr wichtig. Wissen Sie, ob Ihre Schwägerin Ihrem Mann erzählt hat, was ihr zugestoßen ist? Anfang Mai, als es ihr so schlecht ging und sie zu Ihnen gekommen ist? Bevor Ihr Mann sie in die Charité gebracht hat?«
    »Nein. Ich weiß nichts. Sie war … ganz durcheinander. Und es ist so eng bei uns mit den Kindern. August wollte sie zuerst nicht wegschicken, aber es ging nicht anders.«
    »Frau Gerber, niemand macht Ihnen Vorwürfe. Aber essind zwei Menschen getötet worden, die Johanna sehr schlecht behandelt haben. Wir vermuten, dass Ihr Mann sie dafür bestrafen wollte.«
    Beinahe hätte sie das Kind fallen gelassen. Ihre Hände wurden schlaff, die Augen ganz groß, und Leo streckte instinktiv die Hand aus, um das Kind notfalls aufzufangen. Dann wurde ihr Griff wieder fester.
    »Mein August hat keinen getötet. Sie sind doch verrückt. Er ist ein guter Mann.«
    Ebendarum, dachte Leo. Ein guter Mann, der nicht hinnehmen konnte, was man seiner Schwester angetan hatte.
    »Wir wollen ihn befragen. Aber dazu müssen wir wissen, wo er ist. Gibt es einen Ort, an dem er sich verstecken würde, eine Gartenlaube, Freunde, bei denen er unterkommen könnte?«
    »Der Doktor war vorhin da«, sagte sie, als würde sie aus einem Traum erwachen. »Johannas Doktor, und er meinte, es ginge ihr besser. August hat gesagt, er entschuldigt sich, weil er zu spät zur Schicht kommt, es wäre eine Familienangelegenheit. Das stimmt doch auch.«
    Das Geräusch von der Tür hatte Leo zuerst nicht wahrgenommen. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss, schon stand Gerber in der Küche.
    »Was …?«
    Leo wollte gerade seine Dienstmarke zeigen, als der Mann kehrtmachte und zur Wohnungstür stürzte. Leo erwischte ihn gerade noch und drückte ihn gegen die Tür. »Immer langsam, Herr Gerber.«
    Es ging so schnell, dass er nicht reagieren konnte. Das Stemmeisen traf ihn am linken Oberarm, und er taumelte kurz.
    Dann hörte er die Frau hinter sich schreien.
    »Bist du verrückt, August? Das ist die Polizei!«
    Leo nutzte die Ablenkung, packte Gerber mit der Rechten am Nacken und stieß ihn mit dem Kopf gegen die Wand. »So,mein Freund, jetzt warten wir auf die Kollegen.« Er spürte, wie der Mann in sich zusammensackte. Leo schob ihn in die Küche und drückte ihn auf einen Stuhl.
    Dann erst bemerkte er das Handtuch, das Martha Gerber ihm hinhielt, während sie das Kind mit der anderen Hand an sich drückte. »Da, für das Blut.«
    Er schaute an seinem Arm herunter. Plötzlich schienen die betäubten Nerven zu erwachen, der Schmerz nahm ihm den Atem. Er knöpfte die Manschette auf und schob den Ärmel hoch. Die Spitze des Stemmeisens war in den Arm eingedrungen und hatte eine klaffende Wunde hinterlassen. Leo drückte das Handtuch darauf, tastete nach der Tischkante und setzte sich vorsichtig hin. Dann holte er seine Dienstwaffe aus
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