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Mord in Babelsberg

Mord in Babelsberg

Titel: Mord in Babelsberg
Autoren: Susanne Goga
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der Tasche und hielt sie so, dass Gerber sie sehen konnte.
    Der Mann beobachtete ihn reglos.
    »Erzählen Sie mal. Mir ist gerade nicht nach Reden.«
    Die Frau stellte ihm ein Glas Wasser hin und sah ihren Mann verzweifelt an. »August, sag doch, was los ist. Ich versteh das alles nicht.«
    »Geh raus.«
    Sie sah ihn verständnislos an. »Wieso?«
    »Du sollst rausgehen. Ich will allein mit ihm reden.« Ein letzter verzweifelter Versuch, seine Frau vor der Wahrheit zu schützen, dachte Leo. Hoffentlich kamen die Kollegen bald, er spürte, wie seine Kraft nachließ. Er musste Gerber in Schach halten, bis sie da waren.
    »Ihre Schwester hat Ihnen alles erzählt, oder?«
    Gerber nickte. »Johanna hat schon immer rumgesponnen, wollte mehr als nur in der Schneiderei arbeiten. Was Besseres werden. Ich konnt’s ihr nicht verdenken, auch wenn es nicht mein Weg ist.«
    »Welches ist denn Ihr Weg?«
    Gerber ballte die Faust. »Ich wohne nicht umsonst in der Cösliner.«
    »Ein Roter also?«
    »Wenn Sie so wollen.«
    Leo trank einen Schluck Wasser. Sein Arm pochte im Rhythmus seines Herzschlags. »Kommen wir wieder zu Johanna.«
    »In den Wochen, bevor das mit ihr passiert ist, war sie sehr fröhlich. Sie sah frisch aus, sie strahlte und erzählte was von einer Freundin, die sie zum Film bringen könnte. Sie hat ihr auch ein paar schöne Sachen gekauft. Ich hab mir nichts dabei gedacht, sollte sie doch träumen.«
    »Hat sie den Namen der Freundin genannt?«
    »Da noch nicht, erst später. Aber sie hat gesagt, dass sie sehr schön ist und viele wichtige Leute kennt. Na ja, ich hab viel zu tun, da hab ich nicht weiter gefragt. Sie ist ja eine erwachsene Frau.« Gerber schluckte. »Aber sie ist auch meine kleine Schwester. Vielleicht hätte ich da schon …« Ihm versagte die Stimme.
    Leo gab ihm Zeit und trank das Wasser aus. Dann warf er einen Blick auf das Handtuch, das sich rot gefärbt hatte. Verdammt, wo blieben die Kollegen? Er konnte nur hoffen, dass sie sich beeilten. In seinem Zustand konnte Gerber ihn mühelos überwältigen und ihm die Waffe entreißen.
    »Reden Sie weiter.«
    »Sie wollte zuerst nicht sagen, was passiert war. Hat die ganze Zeit geweint und gesagt, dass sie sich schämt. Ich hab so lange gefragt, bis sie es mir gesagt hat. Es hat gedauert. Sie hat sich mittendrin übergeben.« Er räusperte sich. »Dieser König und die Frau, sie hieß Dornow, haben ihr versprochen, sie könnte in einem Film mitspielen. Sie sollte in ein Filmatelier kommen, abends nach der Arbeit, zu Probeaufnahmen. Die waren nett, haben ihr was zu trinken gegeben, und dann hat sie einen Stich im Arm gespürt. Auf einmal hat sie sich ganz phantastisch gefühlt. Als könnte sie einfach alles, alles machen, als wäre nichts unmöglich. Und dann musste sie sich ausziehen, und dann kam ein Mann und …«
    »Ich habe den Film gesehen«, sagte Leo ruhig. »Was Sie da sagen, ist wichtig. Es erklärt, warum sich Ihre Schwester nicht gewehrt hat. Warum sie das mitgemacht hat. Ich vermute, man hat ihr Kokain gespritzt. Es wirkt enthemmend und löst genau die Gefühle aus, die Sie beschrieben haben.«
    Leo horchte auf die Türklingel. Natürlich musste Gerber offiziell vernommen werden, doch solange er über seine Schwester sprach, war er halbwegs abgelenkt. Seine Hand schloss sich fester um die Pistole.
    »Sie wussten also von den Filmen. War da noch mehr?«
    Gerber sah auf seine kräftigen Hände und zuckte mit den Fingern, als würde er sie am liebsten um einen Hals schließen. »Am Ende haben sie sie zur Pfaueninsel gebracht. Als Belustigung für ein paar reiche Herren. Johanna kannte keinen von denen. Die haben gesagt, sie wollten nur einen netten Abend mit ihr. Dass sie sich nicht so haben soll.«
    »Hat man sie mit Gewalt gefügig gemacht?«
    Gerber biss sich auf die Lippe. »Nicht richtig. Die hatten ihr ja was gegeben, damit sie sich nicht ziert. Und Alkohol.«
    »Warum haben Sie in der Charité nichts davon erzählt?« Leo gab sich einen Ruck, als Gerbers Gesicht vor seinen Augen verschwamm.
    »Was sollte ich denen denn sagen?«, schrie Gerber empört. »Dass meine Schwester schmutzige Filme dreht und mit reichen Männern schläft und davon krank im Kopf geworden ist?«
    »Dass man ihr Unrecht zugefügt und sie zu Dingen gezwungen hat …«
    »Sie haben doch keine Ahnung! Wer hätte ihr denn geglaubt? Viktor König, der berühmte Regisseur! Die feinen Herren, die Gott und die Welt kennen!«
    Eduard Hellwig, dachte Leo.
    »Die halten
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