Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord im Labor

Mord im Labor

Titel: Mord im Labor
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
wieder eine weiße Weste, wenn auch nur mit
knapper Not. Er mußte wohl oder übel Doc Murphys Bericht glauben, denn er war
wissenschaftlich belegt, dokumentiert und unterstützt von zwei unabhängigen
ärztlichen Zeugen. Also erlaubte Lavers großzügig,
daß ich auf Totschlag plädieren und warten könne, was geschehen würde. Dies war
der Augenblick, in dem sich der Distriktstaatsanwalt einmischte und ihm
erklärte, das Coronergericht könne leicht eigensinnig
sein und mir eher einen Orden dafür überreichen, weil ich einen dreifachen
Mordfall aufgeklärt habe, und jeder in Pine City —
insbesondere aber der Countysheriff — hätte einen
ziemlich dümmlichen Eindruck gemacht, wenn der Mordfall ungeklärt geblieben
wäre. Der Versuch, die Motivation zweier verdrehter Psychopathen wie Demarest und Ellen Speck Lavers zu erklären, hätte den Versuch geglichen, einem Papuakopfjäger die
Relativitätstheorie auseinanderzusetzen. Seine Backen bebten fortgesetzt vor
schierer Ungläubigkeit, und er rückte schließlich mit dem Vorschlag heraus, ich
bräuchte einen Urlaub.
    Man holte das Geschoß aus Ellen
Specks Bauch und stellte fest, daß es nicht allzuviel Schaden angerichtet hatte. Das Ganze war schmerzvoll, aber offensichtlich nicht
gefährlich gewesen. Sie kam plötzlich zur Vernunft — vielleicht weil nun der
Nachschub von Demarests verfeinerter LSD-Mischung
fehlte — und legte ein volles Geständnis ab. Danach zu urteilen, was sie
erzählte, war sie das unschuldige Opfer eines diabolischen Planes, der von
Anfang an von Demarest ausgeheckt worden war. In
Anbetracht ihres Aussehens und allem übrigen, überlegte ich, daß es eines
hartgesottenen Richters bedurfte, um ihr mehr als drei bis fünf Jahre zu
verpassen. Und ich fand das nicht einmal so schlecht, denn nach wie vor pflegte
ich eine sentimentale Erinnerung an den Augenblick, in dem sich in äußerster Ekstase
ihre Brillengläser beschlagen hatten.
     
    Ungefähr drei Tage, nachdem
sich alles ereignet hatte, war ich wieder in meiner eigenen Wohnung, ohne
meinen aufgezwungenen Urlaub im geringsten zu genießen. Ich hatte das Gefühl,
als ob die ganze Welt einfach zu bestehen aufgehört habe, ohne daß man mich
vorher gefragt hatte. Selbst die Stereoanlage hatte ihren magischen Reiz
verloren, und meine unmäßig große Couch sah aus, als ginge sie langsam ihrer
Erinnerungen verlustig. Eines war sicher — dieses letzte Abenteuer brachte mir
die Beförderung zum Captain nicht. Andererseits fiel mir mit einer plötzlichen
Aufwallung von Dankbarkeit ein, daß der monatliche Gehaltsscheck schon vor zwei
Tagen auf der Bank eingetroffen sein mußte. Es war Zeit, aktiv zu werden. Zeit,
mich wieder zu behaupten. Zeit für Wheeler, in die Welt zurückzukehren.
    Ich fuhr den Healey aus der
Kellergarage und ging einkaufen. Da gibt es an der Bay einen Burschen, der die
besten Hummer auf der ganzen weiten verdammten Welt verkauft, und wenn man ihm
gut zuredet, bereitet er sie au gratin zu —
Traum eines Gourmet—, und man braucht sie hinterher nur noch rund zehn Minuten
in den heißen Backofen schieben, bevor man sie ißt .
Ich redete ihm also gut zu und verzog mich mit meinen sauber verpackten beiden Hummer au gratin . Dann erstand ich in einem
Alkoholgeschäft zwei Flaschen importierten deutschen Weißwein. Von dem, was
noch in meiner Brieftasche zurückgeblieben war, kaufte ich einen riesigen
Blumenstrauß, der beinahe als Angebinde für die Beerdigung eines Gangsters
ausgereicht hätte. Dann war ich meiner Ansicht nach bereit.
    Ich parkte gegen sieben Uhr
abends vor dem schäbigen Wohngebäude, umfaßte meine Huldigungsgeschenke mit
beiden Armen, und stolperte in den Vorraum. Irgendwie gelang es mir, mich in den
Aufzug zu quetschen und in den vierten Stock zu fahren. Dann drückte ich auf
den Klingelknopf von fünf A und hielt den Atem an. Nach, wie mir schien, sehr
langer Zeit öffnete sich die Tür, und Judy Trent stand da und betrachtete mich
mit einem Ausdruck völliger Gleichgültigkeit.
    »Ich bin gekommen, um mich zu
entschuldigen«, sagte ich.
    »Was ist passiert?« Sie warf
einen flüchtigen Blick auf das Blumenangebinde. »Ist jemand gestorben?«
    »Die Blumen sind für Sie«,
sagte ich. »Ich habe außerdem prächtigen Hummer au gratin und zwei sehr teure Flaschen Weißwein.«
    »Na, warum gehen Sie dann nicht
essen und trinken irgendwo?« sagte sie und schlug mir die Tür vor der Nase zu.
    Sie öffnete sie dann
unvermittelt darauf doch wieder,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher