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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus
Autoren: Petra Schier
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«Ihr konntet Euch denken, was passieren würde, und da Ihr meine Sparsamkeit kanntet, konntet Ihr davon ausgehen, dass ich die Süßigkeiten nicht einfach wegwerfen würde. Ihr wolltet, dass auch wir von den Konfekt essen, wolltet uns aus dem Weg räumen!» Ihre Stimme kippte beinahe über vor Zorn. Thomasius starrte sie mit offenem Mund an. Entgen gab keinen Ton von sich. Doch das machte Adelina erst recht fuchsteufelswild. «Ihr wolltet uns vergiften und den Verdacht auf Mathys lenken. Ihr seid abscheulich, Frau Entgen!»
    «Nein, nein! Ihr wisst ja nicht, wie das ist! Ich musste etwas unternehmen. Er war dieser Hure hörig! Und wenn er auch nur ein Wort … Ich konnte es nicht riskieren. Und Ihr», sie blickte Adelina aus geröteten Augen an. «Ihr hättet Euch niemals einmischen sollen. Hättet Ihr Euch mit Mathys’ Verrat zufrieden gegeben, wir hätten Freunde bleiben können», schluchzte Entgen und schlug die Hände vors Gesicht. Dabei sah Adelina etwas aufblitzen.
    Mit einem Schritt war sie bei Entgen und packte ihre Handgelenke. «O nein!», rief sie. «Nicht schon wieder.» Sie zerrte an Entgens Handgelenken, doch diese wehrte sich. In der rechten Hand hielt sie eine winzige Phiole, die sie beharrlich versuchte, an die Lippen zu führen.
    Adelina gab sich alle Mühe, das zu verhindern, doch Entgen war erstaunlich stark. «Bruder Thomasius, so helft mir doch!», rief sie dem Mönch zu. «Nehmt ihr das Gift ab!»
    Als Thomasius endlich begriff, eilte er herbei, fasste Entgens Hand und entwand ihr die winzige Glasflasche.«Was auch immer Ihr getan haben mögt», wetterte er los. «Ladet Euch nicht auch noch die Schuld eines Selbstmordes auf. Ihr seid der Sünde, der widerlichen Sünde verfallen. Eure Seele ist verdammt, macht es nicht noch schlimmer.»
    Seine Stimme war immer lauter geworden, woraufhin der Knecht seinen Kopf neugierig durch die Tür streckte. «Herrin, braucht Ihr Hilfe?»
    Adelina drehte sich mit grimmiger Miene zu ihm um. «Deiner Herrin ist nicht mehr zu helfen. Geh und hol den Büttel ins Haus.»
    Der Knecht blickte sie überrascht und einigermaßen verständnislos an. Adelina stemmte die Hände in die Seiten. «Tu, was ich dir sage! Hol den Büttel.»
    «Nein», sagte Thomasius. «Bleib hier. Ich werde den Büttel holen.» Er blickte Adelina mit plötzlich aufflackernder neuer Achtung an. «Werdet Ihr mit der Übeltäterin allein fertig?»
    «Das wird nicht nötig sein», erklang Georg Reeses Stimme aus der Empfangshalle. Er trat in die Stube, gefolgt von Neklas und Ludowig. «Der Büttel ist bereits auf dem Weg hierher.»
    Neklas legte Adelina eine Hand auf die Schulter. «Franziska hat mir gesagt, wohin du gegangen bist. Du hättest mir Bescheid geben müssen.»
    «Das hätte ich auch, aber Vater …»
    «Ist bei Magda in guten Händen. Glücklicherweise traf ich Herrn Reese im Rathaus an, sodass er mich hierher begleiten konnte.»
    «Ein Glück, in der Tat», bestätigte Reese. Er blickte auf die in sich zusammengesunkene Frau auf dem Stuhl und verzog bitter das Gesicht. «Wie konntet Ihr nur, Frau Entgen? Euer Bruder …»
    «War gar nicht das Ziel ihres Anschlags», beeilte sich Adelina zu sagen. «Sie wollte Elsbeth treffen.» Auf Reeses erstaunten Blick ergänzte sie: «Ich erkläre es Euch später. Doch nun möchte ich, dass Ludmilla frei kommt. Sie ist unschuldig, wie ich gesagt habe. Entgen wird es Euch bestätigen. Der Kaufmann, der ihr das Gift verschafft hat, ist allerdings über alle Berge.»
    «Das hatten wir befürchtet», nickte Reese. «Nun gut, was Ludmilla angeht, hattet Ihr recht, das will ich nicht bestreiten. Allerdings braucht Ihr einen schriftlichen Beschluss der Schöffen, um sie aus dem Gefängnis zu holen. Den kann ich Euch, denke ich, beschaffen. Morgen.»
    «Morgen erst? Gibt es keine andere Möglichkeit?»
    «Wohl kaum.» Bedauernd hob Reese die Schultern. «Der Schöffenmeister wird sich zunächst mir diesem Fall hier befassen wollen.» Er wies auf Entgen.
    «Aber Ludmilla …»
    «Morgen, Frau Adelina. Habt noch ein wenig Geduld.»
    Verärgert biss sich Adelina auf die Lippen, doch sie sah, dass es keinen Zweck hatte, weiter zu drängen. Sie warf Entgen noch einen letzten Blick zu, wandte sich ab und verließ das Haus. Neklas und Ludowig folgten ihr. Auf der Straße kam ihnen der Büttel mit zwei Helfern entgegen, die eine Kette und Handschellen bei sich trugen. Adelina blieb stehen und sah ihnen schaudernd nach, wie sie das Haus betraten.
    «Es wird ihr
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