Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord im Bergwald

Mord im Bergwald

Titel: Mord im Bergwald
Autoren: Nicola Förg
Vom Netzwerk:
gezogen hatte. Es war eine Handgranate.
    »Das ist keine Übungsmunition!«, schrie er mit irrem Blick und schob die Granate in seine Jackentasche. Es gelang ihm, Vitus wegzustoßen, und er stolperte ein paar Schritte rückwärts. Geradewegs hinein in eine Fünfergruppe von weiteren Darth Vaders. Der erste zog sich die Maske vom Kopf. »Herr Hauptfeldwebel, was ...«
    Mit einer Art Handkantenschlag streckte Filser ihn nieder und packte einen zweiten Mann am Kragen. Während er ihn mit der einen Hand umklammerte, riss er mit der anderen eine Pistole aus der Jackentasche, die er dem Mann an den Kopf hielt.
    Irmi und Vitus waren langsam aus der Hütte getreten. »Herr Filser! Lassen Sie den Unsinn«, sagte Irmi und bemühte sich, ruhig zu bleiben.
    »Ich schieß euch alle über den Haufen! Und den da zuerst!«
    Mit einer Handbewegung riss er dem Mann, den er umklammert hielt, die Maske herunter. Was Irmi sah, waren diese blauen Augen. Fichtls blaue Augen, in denen pures Unverständnis stand.
    »Haben Sie nun den Richtigen, Herr Filser? Lassen Sie Peter Fichtl los, und reden Sie mit uns über den Tod von Pius Fichtl. Sie haben die Brüder verwechselt, Herr Filser. Das wissen Sie seit einigen Tagen. Das tut weh. Aber das ist schon vielen passiert. Lassen Sie Peter Fichtl los! Machen Sie sich nicht noch mal schuldig! Reden Sie mit uns!« Irmis Stimme war fest, nur ab und zu wurden Fetzen vom Wind verweht, der beständig zunahm.
    Peter Fichtls Kornblumenaugen wurden tiefdunkelblau. Nun hatte er begriffen. Aus seiner Kehle drang ein Laut, der gespenstisch klang. Er versuchte sich loszureißen, aber Filser hielt ihn mit eisernem Griff.
    Er stieß Fichtl bergwärts und brüllte in die Bergwände: »Das mit seinem Bruder war ein Unfall! Ich wollte nur mit Peter Fichtl reden. Wie hätte ich wissen sollen, dass es Pius ist? Aber er ist mir davongeradelt wie ein Irrer. Ich hab ihm den Weg abgeschnitten, als er mit seinem Bike über einen Singletrail kam. Ich hatte ihn an der Schulter gepackt, das Rad rutschte weg, der Untergrund war bröselig. Er ist gerutscht und gefallen und auf den Hinterkopf geknallt. Er war sofort tot. Ich hab ihn in die Höhle gezerrt. Was hätt ich auch tun sollen? Aber jetzt hab ich den richtigen Fichtl, und der stirbt, wenn ihr mir nachkommt! Und ihr fliegt alle in die Luft! Ich hab schließlich eine Handgranate dabei!«
    Ein in die Enge getriebenes Tier, das war er wirklich. Es war zu spät, um den Irrsinn noch aufzuhalten. Seitwärts, ohne den anderen den Rücken zuzudrehen, taumelten sie vorwärts, während Filser immer wieder brüllte: »Das ist euer Himmelfahrtskommando!«
    Irmi zischte einem der anderen Soldaten zu: »Lassen Sie den Tunnel an der Bergstation sperren. Mobilisieren Sie Ihre Feldjäger.«
    »Das nutzt doch nichts. Dann sitzen sie im Tunnel.«
    »Wir gewinnen Zeit. Schaffen Sie einen Bundeswehrpsychologen her, einen Vorgesetzten, einen, der mit ihm redet. Den Oberst von mir aus. Aber machen Sie den Tunnel dicht!«
    Filser und Fichtl hatten inzwischen den Tunnel erreicht und waren hinter der Tür verschwunden. Irmi, Kathi und Vitus liefen hinterher.
    »Was nun?«, fragte Kathi.
    Ja, was nun? In Mittenwald würden die Drähte heiß laufen, in der Kaserne war wahrscheinlich Alarmstufe Rot. In einer halben Stunde würde die Hölle losbrechen. Irmi hatte keine Ahnung, wie das Heer vorgehen würde. Vermutlich würden sie den Tunnel stürmen. Sie rechnete mit einem unschönen Ausgang, und sie wusste, dass die bayerische Staatspolizei aus dem Spiel war, wenn es um Militärsachen ging. Doch Irmi wollte ihren zivilen Mörder fassen, einen Mann, der einen zivilen Jungbauern getötet hatte und dessen Bruder in seiner Gewalt hatte.
    Vitus sah erst Kathi an, dann Irmi. »Du sagst mir jetzt amoi, was do los is. Zeugenbefragung, so a Krampf! I bin doch koa Trottel ned. I helf dir gern, aber nur wenn i woaß, was los is. Also, werd des heut noch was?«
    »Es tut mir leid, Vitus«, begann Irmi und setzte ihn dann rasch ins Bild.
    »Auweh zwick!«, meinte Vitus. »Der Mann hot den einen Bruder scho erwischt, und den zweiten hot er in seiner G'walt. Zu verliern hot er gor nix.«
    »Glaubt ihr denn, dass er Fichtl wirklich erschießt? Dass er es zum Äußersten kommen lässt?« Irmi hatte sonst ein gutes Gespür für Menschen, aber in diesem Fall war sie völlig unsicher.
    »Fünfzig zu fünfzig, würd ich sagen, oder«, meinte Kathi.
    »Na, das hilft mir ungemein!«, bemerkte Irmi wütend.
    Kathi zuckte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher