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Mord im Bergwald

Mord im Bergwald

Titel: Mord im Bergwald
Autoren: Nicola Förg
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keinen. Das Übungsgelände erstreckt sich über einige Quadratkilometer.«
    »Na ja, den Hauptfeldwebel erkennt man schon. Der hat ein paar Zentner. Da spannt der Poncho über dem Ranzen«, meinte der andere und lachte debil. Er war Kathi auf den Leim gegangen und wollte sie offenbar mit Witzigkeit beeindrucken.
    »Gibt es denn nicht mal eine Pause? Manöverkritik oder so?«, fragte Irmi.
    Der eine nickte eifrig. »Doch, schon, wir kriegen dann Mitteilungen auf unser ...« Er stockte.
    GPS? Wunderhandy-GPS-Kombi? Kriegswichtige Prototypen? Irmi war klar, dass die beiden gerade wieder aufgewacht waren. Der standhaftere von beiden merkte, dass die Sache zu entgleiten drohte. »Schluss jetzt! Sie gehen auf der Stelle, oder ich lass Sie entfernen.«
    Er zückte ein Handy und wählte. Wenig später gab es einen heftigen Disput, dann legte er auf und starrte sie an. »Die Wache war nicht auf dem Posten! Sie verschwinden jetzt augenblicklich. Die Wache informiert die Feldjäger. Das gibt Ärger, das garantiere ich Ihnen!«
    Während die beiden Männer noch mit Kathi und Irmi diskutierten, hatte sich Vitus unmerklich der Hütte genähert. Und plötzlich trat er die Tür auf. Sie flog scheppernd gegen die Wand. Drinnen hörte man einen Mann fluchen, der kurz darauf im Türrahmen stand. Er war groß und massig und brüllte Vitus an, ob er noch bei Verstand sei, hier herumzulaufen. Er wollte Vitus einen Stoß versetzen. Der aber duckte sich geschickt weg.
    Der eine junge Mann rief: »Da ist doch der Herr Hauptfeldwebel!«
    Der Mann brüllte etwas, die Jungs schrumpften auf Mainzelmännchengröße zusammen, schauten aber nur halb so fröhlich.
    Irmi machte einige Schritte auf ihn zu. »Herr Filser?«
    Der massige Mann starrte sie an.
    »Herr Filser! Mangold, Reindl und Weingand von der Polizei. Wir würden gerne mit Ihnen sprechen.« Die Liste ihrer Verfehlungen wurde lang und länger, nun deklarierte sie Vitus schon als Kollegen.
    Er presste ein »Worüber?« heraus.
    »Können wir uns kurz irgendwo setzen? In der Hütte vielleicht?«, schlug Irmi vor und behielt dabei den Mann im Blick.
    »Das passt jetzt gar nicht«, meinte dieser ungehalten. »Wer hat Sie überhaupt durchgelassen?«
    »Die Feldjäger. Herr Filser, ich möchte Ihnen gerne etwas zeigen.« Irmi machte eine Bewegung in Richtung Hütte und wunderte sich fast, dass er sich umdrehte und vorausging.
    Auf dem Tisch lag Kartenmaterial ausgebreitet, daneben Papiere mit Tabellen und ein paar eigenartig aussehende Funkgeräte. Ein Rucksack lehnte auf dem Stuhl.
    »Also was jetzt? Beeilen Sie sich! Die Gruppen kommen gleich zurück.« Er klang fränkisch.
    Irmi fiel auf einmal das Gespräch mit Orlowski ein. Er hatte von einem Mann mit schwerem Körperbau erzählt, der angeblich in der Nähe der Alm gewesen war, und er hatte den fränkischen Ausruf »Allmächt« gehört. Waren sie etwa am Ziel?

18
    Kathi hatte ein Kuvert gezückt, zog den Inhalt heraus und legte die Blätter aufgefächert auf den Tisch.
    »Das sind Ihre Sportergebnisse, oder? Die Peter Fichtl über Jahre gefälscht hat. Warum hat er das getan, und was hat er dafür bekommen?«
    Filser stemmte beide Arme auf die Platte und lachte – gezwungen, wie Irmi fand. »Deshalb kraxeln Sie im Karwendel herum? Ich wüsste nicht, dass das Sache der bayerischen Polizei wäre.«
    »Wenn es um Mord geht, schon! Wo waren Sie vorletzten Mittwoch?«, fragte Kathi.
    »Was weiß denn ich? Wahrscheinlich hatte ich Dienst. Lassen Sie sich meine Dienstpläne geben, und nun verschwinden Sie!«
    »Herr Filser, warum hatte Peter Fichtl ein Depot von Prototypen gehortet? Ihr Oberst hat sich auch ziemlich gewundert«, sagte Irmi.
    Filser hatte Mühe, die Kontrolle über sein Gesicht zu bewahren, seine Augen verrieten ihn. Er war ein in die Enge getriebenes Tier. Aus den Augenwinkeln sah Irmi auch Vitus' ungläubigen Blick, dem langsam dämmerte, dass es hier nicht nur um eine launige Zeugenbefragung ging.
    »Wo waren Sie? Auf der Fischbachalm? Ja? Und haben Pius Fichtl abgepasst, weil Sie dachten, es sei Peter? Fataler Fehler, Herr Filser!«
    »Sie haben eine blühende Phantasie«, maulte Filser.
    »Wir warten auf Ihre Antwort, und dann würden wir gerne Ihre Fingerabdrücke und eine DNS-Probe nehmen«, flötete Kathi.
    Filser sah vom einen zum anderen. Plötzlich riss er den Rucksack vom Stuhl, wirbelte ihn herum wie ein Diskuswerfer auf Olympiakurs. Dann war er an der Tür und hielt etwas hoch, was er offenbar aus dem Rucksack
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