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Mord im Bergwald

Mord im Bergwald

Titel: Mord im Bergwald
Autoren: Nicola Förg
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Posten. Fragen Sie den.«
    »Danke«, erwiderte Irmi, und eigentlich war das eher an Vitus gerichtet als an die jungen Feldjäger. Schnell huschten sie in den Tunnel.
    »Immer auf wen anderen schieben. Immer delegieren. So lafft de Welt heitzutag«, brummte Vitus und stapfte los. Kathi marschierte hinterher.
    Irmi folgte ihnen nur zögerlich in den Tunnel. Zwar war sie nicht direkt klaustrophobisch, aber Tunnel lähmten sie, saugten gleichsam allen Mut und alle Energie aus ihr heraus. Der Gummiboden gab quietschende Geräusche von sich, von Nässe durchdrungen, wie er war. Im Winter marschierten hier frohgemut die Skifahrer aufs Licht am Ende des Tunnels zu, um sich dann in eine der aufregendsten Freeriding-Pisten zu stürzen. Von links fiel nur kurz Licht ein. Der Tunnel hatte ein sogenanntes Tunnelfenster, eine Ausstülpung mit Glastür, Fenster und einem kleinen Balkon mit Geländer, auf den man hinaustreten konnte und übers Tal blicken. Dann wurde es wieder dunkel.
    Mit Ski auf dem Buckel konnte der Tunnelweg lang werden, doch Irmi fand die Röhre auch ohne Skibehinderung unerfreulich genug. Sie fröstelte. Am Ende des Tunnels befand sich eine Holztür. Vitus drückte sie auf.
    Sie standen wieder im Licht, umgeben von zackigen Bergen, die in allen Grauschattierungen leuchteten. Es wehte ein scharfer Wind, die Wolken jagten über den Himmel. Sie standen ganz still, sahen hinauf.
    »Da kommt ein riesiger Schokohase auf uns zu«, sagte Vitus nach einer Weile.
    Kathi lachte hell. Dann sah Irmi es auch: Am Himmel stand ein Gebilde, das akkurat die Form des goldenen Lindt-Osterhasen hatte, nur das rote Glöckchen fehlte. Irmi war Vitus dankbar, er nahm alle Schwere aus der Situation.
    Sie blickten sich um. Weit und breit kein Feldjäger zu sehen. Oder doch: Auf dem Bankerl hing er und schnarchte. Arrhythmisch stieß er Schnarchtonleitern aus, dann schien er eine Weile gar nicht mehr zu atmen, ehe ein erneutes Schnarchkonzert aus ihm hervorbrach.
    Vitus grinste. »Der verschlafft den Krieg a no. Ned bled.«
    Sie sahen sich um. Bis auf den Wachposten, der seinen Job verfehlte, waren sie allein auf weiter Flur.
    »Und nun?«, fragte Kathi.
    »Steigen wir zur Diensthütte ab. Die haben sicher so eine Art Quartier- oder Kommandozentrale. Außerdem können wir von da mehr Gelände einsehen«, sagte Irmi.
    Vitus nickte und sprang in seiner breitbeinigen Berggämsenmanier los. Irmi musste sich anstrengen, um Schritt zu halten. Kathi stolperte mehr hinterher.
    Sie waren fast vor der Hütte, als plötzlich von irgendwoher, als hätten die Felsen sie ausgespien, zwei Männer vor ihnen erschienen. Wahrscheinlich waren sie einfach hinter der Hütte aufgetaucht. Irmi hätte beinahe einen Schrei ausgestoßen. Mit ihren Atemschutzmasken und Ponchos erinnerten sie an Darth Vader. Irmi war fast verwundert, dass der eine die Maske abnahm und ganz normal sprechen konnte, ohne Darth-Vader-Geschnarre.
    »Was machen Sie hier? Sie sind mitten in einer militärischen Übung. Gehen Sie sofort zurück zur Bahn!«
    Irmi zückte wieder die Dienstmarke. »Wir müssen Hauptfeldwebel Filser sprechen. Und den Hauptgefreiten Fichtl. Das ist mit dem Oberst und den Feldjägern abgesprochen.« Wie leicht so etwas über die Lippen ging und wie viel Ärger sie wahrscheinlich bekommen würde. Aber für Schadensbegrenzung war es nun zu spät.
    Der zweite Typ hatte jetzt auch seine Maske abgesetzt. »Sie können hier nicht weiter. Schon mal was von Übungsgranaten und Augenreizstoff gehört? Außerdem sind hier achtzig Mann unterwegs. Welcher Vollpfosten hat Sie überhaupt durchgelassen?«
    Kathi strich das Haar, das der Wind ihr über die Augen wehte, zurück. Dabei rutschte ihr ultrakurzes T-Shirt weit hinauf und gab ihren makellosen Bauch frei. Was für ein Zufall!, dachte Irmi und musterte Kathi. So was konnte Kathi: gnadenlos ihre Reize einsetzen. Wenn sie auch häufig wütend war wie ein bissiger Kettenhund, so konnte sie auch softer. Und sie war eine Spielerin: sie zockte, und fast alle Männer mussten bei dem Einsatz verlieren. Weil sie unvorsichtig wurden.
    »Es kann doch nicht so schwer sein, einen der beiden aufzutreiben? Ihr habt doch Walkie-Talkies dabei oder vielleicht sogar Handys? Oder habt ihr noch altmodische Feldtelefone?« Kathi bastelte an einem Pferdeschwanz und sah die beiden spöttisch an. Der eine war schon schachmatt gesetzt, der andere wehrte sich noch.
    »Wie stellen Sie sich das vor? Mit den Masken und den Ponchos erkennt man doch
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