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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi
Autoren: emons Verlag
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gekleidete Frau, der goldfarbenes Haar über die Schultern fiel. Ein Geist? Er hielt seinen Kopf fest, legte die Handflächen über die Ohren. »Bitte hör auf!«, flüsterte er, aber sie hörte nicht auf. Er musste das ausschalten, sonst würde er diese Stimme nie wieder aus seinem Hirn bekommen.
    »Du hast betrogen, du hast gestohlen, du hast getötet«, sagte sie.
    Seidel sank in sich zusammen. Niemand würde ihm helfen können, der Ring der Seligen war aus Blech.
    * * *
    »Schwester Althea … auf ein Wort«, sagte Jadwiga, und Althea wusste, dass ein bloßes Wort nicht genügen würde.
    Sie trug noch immer das weiße Ordensgewand, ein leichter, heller Stoff, weil Jadwiga einst im damals noch südafrikanischen Nubuamis einer Missionsgesellschaft angehört hatte.
    »Wo ist der Ring der seligen Irmengard?«
    In Altheas Kopf hämmerte es ungnädig, und sie spürte die Wärme, die in ihre Glieder zurückströmte. Sie lebte, aber dieses Strömen war nicht sonderlich angenehm. Kath hatte es ihr zuvor beschrieben und ihr auch gesagt, dass es ratsam wäre, liegen zu bleiben. Sie aber hatte nicht liegen bleiben wollen, weil sie unbedingt das Gesicht des elenden Wichts sehen musste, wenn er entdeckte, dass es nicht der Ring der Seligen war, für den er so viel auf sich genommen hatte.
    »Unsere liebe Frau wacht über ihn.« Althea hielt sich fest, sie fühlte sich elend. »Morgen wird sie ihn zurückgeben.« Heute nicht mehr. Althea wollte sich hinlegen.
    Jadwiga schaute sie schon wieder mit diesem Blick an, der besagte, als Nächstes werden wir deinen Kopf untersuchen lassen. »Du solltest zu Bett gehen«, empfahl ihr nun auch die Priorin.
    Endlich, freute sich Althea. Kath hatte gesagt, sie habe ein Zimmer beim Klosterwirt, sie war versorgt. Und Stefan hatte sich entschuldigt, Arbeit warte auf ihn.
    Karl Lichtenfels’ übel zugerichtete Leiche im Archiv hatte man zugedeckt, den Anblick hatte sich Althea erspart. Sie hatte ihn gemocht. Ein Mann mit zwei Gesichtern, doch das des Mörders hatte nur Leonie zu sehen bekommen. Und vielleicht die alte Kath. Im Dunkeln hatte er in dieser Nacht wohl nicht gut genug gezielt, sonst wäre jetzt auch Althea tot.
    Die Spurensicherung würde am nächsten Morgen auf die Insel kommen. Und wahrscheinlich nicht nur sie.
    »Schon wieder haben wir eine Leiche im Kloster.« Jadwiga biss sich auf die Lippe. »Ich hoffe, davon muss niemand erfahren. Der Erzbischof wird sich laut Auskunft persönlich um dieses unerquickliche Geschehen kümmern. Er war es ja auch, der uns den Mann geschickt hat.«
    »Unerquickliches Geschehen – der Mensch ist wirklich redegewandt. Und Seidel nicht minder, er veranstaltet einen Gebetsmarathon. Das geht doch auch schweigend. Wir könnten ihm den Mund zukleben«, sagte Althea und überlegte sich, dass Seidel einen Grund gehabt haben musste, Lichtenfels ausgerechnet dort unten im Klosterarchiv zu töten. Vielleicht sollte sie sich die Pläne des Klosters einmal genauer anschauen.
    Jadwigas Blick sagte, was sie sich verkniff. »Es ist schon spät. Die Beamten aus Rosenheim holen den Archivar noch heute Nacht ab. In Zivil. Der Einzige, der sie sehen wird, ist bestimmt Valentin, aber der hat genug zu tun, allen von der Büßerzelle zu berichten und von deiner wundersamen Rettung. Er verlangt wahrscheinlich längst Eintritt für seine Geschichten.« Die Priorin hatte einen Scherz gemacht. Halleluja!
    Althea erinnerte sie daran, dass sie nichts anzuziehen hatte, und Jadwiga erlaubte ihr, den Sommerhabit aus den Tropen noch etwas länger zu tragen. »Aber mit deinem Schleier«, betonte sie.
    »Er ist übrigens richtig schick«, zog Althea die Priorin ein wenig auf.
    »Er braucht nicht schick zu sein, nur zweckmäßig!«
    * * *
    Pünktlich zum Adventswochenende kam auch Margarete von Enzensdorf zurück auf Frauenchiemsee. Für sie war auf dem Friedhof ein Grab ausgehoben worden. Der Erzbischof von München und Freising trug sämtliche Kosten der Bestattung.
    Von dieser Nonne würde in Kürze nur mehr ein Kreuz berichten, auf dem ein feinsinniger Satz zu lesen sein würde. Kein Name. Vergessen würde man sie aber nicht.
    Althea hätte das unschöne Wörtchen Erpressung natürlich nie in den Mund genommen. Man könnte vielleicht auch sagen, Jadwiga hatte den Bischof dazu gedrängt.
    Es gab noch etwas, was Althea besser nicht vergaß – der dritte Socken musste in Kürze fertig sein. Das würde er auch, aber sie hatte einen Minisocken daraus gemacht. Die gute Absicht
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