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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi
Autoren: emons Verlag
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nicht. Möglich, dass die Schwester die nächsten Stunden nicht übersteht.«
    Was ergeben oder nicht. Das Zweite würde ihm doch schon viel besser gefallen. Er tat interessiert und unbehaglich, wie alle anderen auch.
    Die Priorin lotste den Arzt in ihr Büro, an ihrem Rockzipfel hing die Novizin.
    Er wollte die Sache heute Nacht abschließen. Und wenn er selbst derjenige war, der den Ring nahm – es spielte keine Rolle mehr. Er musste weg von hier, ohne Aufsehen zu erregen und bevor die Schwester in der Küche aufwachte – wenn sie es denn jemals tat.
    Dem anderen hatte er vorhin einen Zettel zugesteckt, in der allgemeinen Aufregung war es niemandem aufgefallen.
    Mittlerweile dürfte er ihn gelesen haben. Dass er sich damit als Auftraggeber zu erkennen gab, war so zwar nicht gedacht gewesen, aber das galt auch für einiges andere.
    Er hatte vielleicht jemanden sterben lassen und damit eine Todsünde begangen. Ihm war nicht mehr zu helfen. Vielleicht konnte die Selige etwas für ihn tun? Wenn er den Ring erst hatte, dann könnte er wieder glauben – und hoffen.
    Er brauchte die Replik des Rings, und er brauchte sie heute.
    Sie hatten vereinbart, sich im Archiv zu treffen, aus dem der andere nie wieder auftauchen würde.
    Er hatte vor, die Leiche in einem der alten Gänge abzulegen. Er kannte die Pläne und die Zugänge, und einer davon befand sich genau unter der Treppe im alten Archiv.
    Sollte die Sache mit dem Ring auffallen, würde man denjenigen verdächtigen, der sich aus dem Staub gemacht hatte. In aller Eile, weil sich sein Gepäck noch im Hotel befand.
    Es war ein schnell entworfener Plan, denn für etwas Ausgeklügeltes war keine Zeit mehr.
    * * *
    Sie spürte Feuchtigkeit auf ihrer Haut. Wahrscheinlich war es der Schnee, der durch die Maueröffnung hereinkam.
    Althea versuchte die Augen zu öffnen. Es war so mühsam, aber sie durfte nicht wieder einschlafen, sie musste sich wachhalten.
    Die Spannung um ihren Finger hatte nachgelassen. Nein! Sie hatte die Schnur losgelassen.
    Du wirst jetzt nicht aufgeben, sagte sie sich.
    »Du hast nicht aufgegeben«, kam die Antwort aus dem Nichts. Es war die Stimme der alten Kath, aber das konnte nicht sein.
    Es war nur ein Gedanke gewesen. Nur ein Gedanke.
    »Marian?« Stefan, und eine Hand, die in ihre glitt.
    Sie blinzelte und bewegte den Kopf. »Ich glaube, ich habe nichts an«, sagte Althea. Es klang, als hätte sie rostige Nägel im Mund.
    »Beim Nacktbaden im Sommer hättest du genauso wenig angehabt.«
    »Das war ein wenig geschummelt.« Sie war in der Küche, warum in der Küche? Hatte ihr Neffe Tränen in den Augen, oder schimmerte nur das Licht so eigenartig?
    Erinnerungen durchzuckten sie. »Susanne … ist mit ihr alles in Ordnung? Wir müssen …« Sie wollte sich aufrichten, wurde aber sanft niedergedrückt. »Wir sind im Augenblick nicht am Zug«, sagte Kath, und Althea sah, wie ihre Hand den Waschlappen behutsam über Arme und Oberkörper gleiten ließ.
    »Dr.   Sammet hat gesagt, es könnte sein, dass du die Nacht nicht überstehst.«
    »Dr.   Sammet ist ein alter Zausel und vielleicht nicht mehr ganz so frisch«, beklagte sich Althea.
    »Er ist sogar ziemlich frisch, und es hat mich einiges an Überredung gekostet, dass er genau das sagt.« Stefan fügte hinzu: »Ich danke dem Herrgott, dass du zurück bist.«
    »Ich auch.« Althea erkundigte sich, welcher Tag es war, wie viel Zeit sie verloren hatte und wie viel sie gezwungenermaßen noch verlieren musste.
    »Seidel wird den Ring in dieser Nacht nehmen. Ist es schon Nacht?« Sie konnte nicht liegen bleiben und sich ausruhen, nicht jetzt, und das erklärte sie auch Kath und Stefan. Wie es aussah, brauchte sie etwas zum Anziehen. Sie hatte kein Ordensgewand mehr, das eine war zerschnitten, das andere wurde momentan gereinigt.
    »Jadwiga wird mir dankbar sein, wenn ich ihr die gute Nachricht überbringe, dass es dir besser geht, aber bestimmt nicht, wenn ich sie frage, ob sie dir schnell mal etwas borgen kann, weil du vorhast, den Archivar zu erwischen.«
    * * *
    Doch genau das tat Stefan Sanders wenig später. Er klopfte ein wenig zaghaft an, dann sagte er sich, er überbringe keine schlechten Neuigkeiten. Also klopfte er noch einmal, diesmal lauter.
    Er war froh, dass die Priorin im Büro war; es wäre ihm äußerst unangenehm gewesen, in den Schlaftrakt der Nonnen zu marschieren.
    Auf ihr »Ja bitte?« hin betrat er den Raum. Sie nahm ihre Aufgabe, Susanne zu beschützen, sehr ernst, denn die
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