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Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Titel: Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)
Autoren: Elisa Ellen
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hatte. Der, der den Schubser erhalten hatte, funkelte mich böse an.
    Egal, es waren noch junge Kerle, bestimmt zu jung für die reizende Anita, dachte ich. Wir schwärmten alle für Anita. Und das war wohl nicht verboten.
    Kurze Zeit später war die Hübsche wieder zurück mit einem Tablett. Jetzt oder nie. Ich musste sie in ein Gespräch verwickeln.
    Als sie den Suppenteller abstellte, fiel mein Blick wieder auf ihr verführerisches Dekolleté. Ich sah den Anhänger, der an der Silberkette hing.
    „Du hast ein wunderschönes Operculum“, sagte ich, „darf man das auch einmal von hinten sehen?“
    Da sprang der düster-blickende Jüngling auf und griff in mein Hemd. Flink drehte er es zusammen, dass mich der Kragen am Hals würgte.
    Ich sprang ebenfalls auf, packte seine Hände und befreite mich aus seinem Griff. Dann setzte ich ihn unsanft auf seinen Stuhl zurück.
    „Was zur Hölle?“, keuchte ich, zog mein Hemd glatt und sah wütend auf ihn herab.
    „Das ist die plumpste Anmache, die ich jemals gehört habe“, entgegnete mir der Jüngling mit zornigem Gesicht.
    Doch Anita legte eine beruhigende Hand auf seinen Kopf, wie auf das Haupt eines ungestümen Hundes. „Ach Quatsch, Carlos“, sagte sie, „das war doch sicher nett gemeint.“
    Dann sah sie mich an. „Entschuldigung. Mein kleiner Bruder meint immer, ich könne nicht auf mich selbst aufpassen. Dabei kann ich das sehr gut.“ Sie griff etwas fester in den brüderlichen Haarschopf, so dass es ziepte und der Jüngling sein Gesicht vor Schmerz verzerrte. „Und jetzt“, sagte sie, und blitzte mich dabei vergnügt an, „möchte ich gerne wissen, wo ich überhaupt mein Operculum habe. Erst dann kann ich auch entscheiden, ob du es auch von hinten sehen darfst.“
    Ich streckte eine Hand nach ihrem Halsauschnitt aus. Ich meinte zu spüren, wie Wärme davon ausstrahlte. Carlos knurrte unwillig. Mit meinen Fingerspitzen berührte ich den Anhänger an der Silberkette. Es war eine flache weiße Muschelscheibe, durch die ein zarter schwarzer Strich sich schneckenförmig wand.
    „Das ist ein Operculum“, sagte ich ehrfürchtig, „Es ist die Haustür einer Meeresschnecke. Von vorne ist sie glatt und weiß.“ Flink wendete ich den Anhänger und Anita ließ es stumm geschehen. „Aber von der anderen Seite“, fuhr ich fort, „sieht jedes Operculum ganz individuell aus. Manche schimmern grün oder blau, aber dieses hier, ist wunderschön geheimnisvoll und dunkel - wie deine Augen.“ Ich strich mit dem Daumen sanft über die raue Fläche des Kleinodes.
    Anita hatte ihr Kinn angezogen und blickte auf ihren Anhänger herab. Ich spürte den warm-feuchten Hauch ihres Atems auf meinen Fingerspitzen. Ihre Wimpern waren wahnsinnig dicht und schwarz. Röte stieg in ihren Wangen auf.
    Dann richtete sie sich plötzlich schnell auf, so dass der Anhänger aus meiner Hand glitt, und sagte schnippisch: „Ich finde die andere Seite aber schöner. Was meinst du wohl, warum ich den Anhänger so herum trage?“ Sie warf mir einen kessen Blick über die Schulter zu und rauschte wieder davon.
    Den restlichen Abend lang huschte sie nur noch gelegentlich an meinem Tisch vorbei, ein Tisch der irgendwie sehr ungemütlich geworden war, weil der grimmige Carlos mich unentwegt mit giftigen Blicken durchbohrte.
    Ich legte einen Geldschein und ein paar Münzen für Speis und Trank auf den Tisch, stand auf und fuhr aufgewühlt zurück in meine Kate. Dort lag ich noch lange wach und starrte auf die Holzbalken in meiner niedrigen Zimmerdecke.
     
    Kapitel 2
     
    „Kennst du eigentlich eine Anita?“, fragte ich Pedro am nächsten Morgen ganz beiläufig, als wir uns zur Arbeit trafen.
    Pedro runzelte die Stirn. „Anita? Meinst du die Alte, die die Küsterdienste in der Kirche in Chipude verrichtet? Warum fragst du?“
    „Nein“, ich schüttelte den Kopf, „Da gibt es eine neue Kellnerin im Valle.“
    „In der Casa Maria? Ihr Bruder heißt Carlos?“
    „Genau.“ Mein Puls beschleunigte sich.
    „Ah, die süße Anita“, seufzte Pedro, „Man müsste wieder jung sein.“
    Ungeduldig hakte ich nach: „Was weißt du von ihr?“
    Pedro zwinkerte schelmisch. „Na, zum Beispiel, dass du dich anscheinend in sie verguckt hast, Chef.“
    Am Liebsten hätte ich ihn gepackt und es aus ihm herausgeschüttelt. Stattdessen sagte ich: „Wäre das so schlimm? Sie ist wohl noch frei.“
    „Sie ist die Tochter von Ana und Jorge Lopez, du weißt schon.“
    „Nein, ich weiß nicht!“, herrschte
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