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Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Titel: Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)
Autoren: Elisa Ellen
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Verschwendung.“
    „Ach was“, tröstete ich sie, „ich bringe dir einen neuen.“
    Aber Anita schüttelte den Kopf.
    „Nein, Juan, ich möchte das nicht. Du siehst, es ist alles nicht einfach. Carlos braucht mich. Ich kann ihn nicht allein lassen. Was meinst du, warum ich noch nicht verheiratet bin?“
    Sie legte eine schmale Hand an meine Wange und sah mir traurig in die Augen. „Du wirst deine schönen Reisen ohne mich machen müssen.“
    Frustriert und verärgert protestierte ich: „Anita, was soll das? Du kannst dein Leben doch nicht von deinem Bruder diktieren lassen. Willst du als alte Jungfer sterben, nur weil er ein eifersüchtiger, ungehobelter Kerl ist? Wir könnten doch heiraten und er könnte bei uns wohnen. Wir drei könnten es sehr schön haben.“
    Aber wieder schüttelte Anita den Kopf.
    „Noch nicht. Zu diesem Zeitpunkt würde es nicht gutgehen. Carlos muss älter sein. Vielleicht, wenn er selber mal ein Mädchen gefunden hat. Dann braucht er mich nicht mehr.“
    „Und ich soll so lange warten?“, Ich sah sie verzweifelt an, „Ist das nicht ein bisschen hart?“
    Sie legte eine Hand auf jede meiner Schultern und sah mir tief in die Augen. „Das ist es. Auch für mich.“
    Ich neigte meinen Kopf und wollte sie wieder küssen, aber sie wich mir aus und schob mich sanft zum Gartentor. „Nein, Juan. Jetzt geh nach Hause. Danke für deinen Besuch, aber komme bitte erst einmal nicht wieder. Glaube mir, es ist besser so.“
    Ich packte meinen Rucksack, schwang ihn auf meinen Rücken und verließ den Garten.
    Auf dem Weg zurück nach Arure war nichts vor mir sicher. Ob Stein, Pflanze oder Gestrüpp, alles bekam einen kräftigen Tritt versetzt und flog gegebenenfalls durch die Luft.
    Eines schwor ich mir: So schnell würde ich mich von meinem Unternehmen nicht abbringen lassen. Dafür war Anitas Kuss zu unendlich süß gewesen. Ich wäre ein Narr, so schnell aufzugeben.
     
    Kapitel 4
     
    Einige Tage später traf ich mich am Morgen wie immer mit Pedro zur Arbeit. Noch eine Terrasse von Weinstöcken musste bearbeitet werden, dann galt in nächster Zukunft nur, die Pflanzen ausreichend zu bewässern, zwischen den Reihen zu jäten und nach Ungeziefer Ausschau zu halten. Wenn das Wetter so bleiben würde, wie es zur Zeit war, waren die Aussichten auf eine schöne Ernte gar nicht so schlecht. Die Passatwinde trieben die Wolken so kräftig vor sich her, dass sie sich am höchsten Berg, dem Alto de Garajonay stauten, und die Feuchtigkeit auf meine Weinterrassen niederschlug.
    Wenigstens eine Sache, die gut läuft, dachte ich bitter. Wenn die Passatwinde nur die dunklen Wolken von meinem Gemüt vertreiben könnten. Seit den vergangenen Wochen waren meine Gedanken finster und grimmig. Normalerweise plauderten Pedro und ich ganz gemütlich bei der Arbeit. Irgendetwas fiel uns immer ein, worüber wir miteinander tratschen konnten, aber nun war ich oft schweigsam und hing meinen düsteren Gedanken nach.
    Ob Anita wirklich nur einen Funken für mich empfand? Dann konnte sie mir doch nicht so einen massiven Korb geben. Ihr Kuss schien so innig, so ehrlich gemeint zu sein. Oder hatte sie vielleicht sofort das Gefühl, dass sie meine Nähe nicht so sehr mochte? Am Ende war die Intervention durch ihren jähzornigen Bruder ihr ganz zupass gekommen. Oder vielleicht hatte sie bereits einen heimlichen Liebhaber, der geduldig auf sie wartete, und sie wollte es mir nur nicht so offen sagen.
    Ich grübelte und grübelte. Es war zum Verrücktwerden.
    Plötzlich schreckte ich auf. Was war das? Ein Schrei.
    Dann folgte ein klagendes Stöhnen.
    Sofort ließ ich meine Schere fallen und eilte zu Pedro.
    Der lag gekrümmt auf der Seite, blass vor Schmerz.
    „Pedro, was ist?“, fragte ich erschrocken und beugte mich zu ihm herab.
    „Mein Rücken, Chef“, ächzte er, „Ich habe mir den Rücken verrenkt. Als ich mich gerade aufrichten wollte, hat es richtig knack gemacht. Jetzt tut es höllisch weh.“
    Ich legte eine Hand beruhigend auf seine Wirbelsäule, wohl wissend, dass das höchstens psychisch half, aber physisch keinesfalls, und griff in meine Hosentasche, um mein Handy herauszufischen. Ich machte mir jedoch keine großen Hoffnungen, denn die Weinterrassen lagen in einem Funkloch. Der Blick auf das Display bestätigte meine Befürchtungen. Hilfe von Außerhalb konnte ich nicht herbeirufen.
    „Meinst du, dass du aufstehen kannst?“, fragte ich ihn jetzt.
    „Ich glaube nicht. Ich kann vor Schmerz kaum atmen“,
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