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Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Titel: Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)
Autoren: Elisa Ellen
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fünf Minuten weiter bergauf fahren, bevor ich über eine holprige Piste zu meinem niedrigen Casa Rurale kam, das sich mit seinen Natursteinwänden und roten Dachziegeln zwischen blühenden Orangen- und Mandelbäumchen versteckte.
    Ich parkte meinen Laster neben dem Ziegenstall und stieg aus. Sofort kamen meine beiden Ziegen angetrabt, die sich den ganzen Tag unter den Bäumen herumgetrieben hatten.
    Ihnen folgten die vier kleinen Zicklein, die erst vor einer Woche das Licht der Welt erblickt hatten und, aus Angst, ihre Mütter zu verlieren, unentwegt vor sich hinmeckerten.
    Ich scheuchte die Tiere in den Stall, warf ihnen einen Arm voll Palmwedel hin und füllte ihren Wassertrog.
    Eigentlich war ich nun ordentlich müde, aber ich entschloss mich, noch einmal hinunter ins Valle Gran Rey zu fahren, denn da gab es einen neuen, sehr aufregenden Anziehungspunkt für mich:
     Anita.
    Eine halbe Stunde später saß ich geduscht in einem frischen Hemd und einer sauberen Jeans hinterm Lenker und kurvte die zahllosen Serpentinen ins Tal herunter.
    Anita war mir am vorigen Samstag aufgefallen, als ich zufällig einmal wieder im Valle war, um in Borbalan einzukaufen. Nachher war ich noch den Strand entlang geschlendert und hatte mich zum Zeitvertreib auf die niedrige Mauer gesetzt, auf der sich gerne die Einheimischen sowie die Touristen niederliessen, um den Sonnenuntergang zu bestaunen und den Trommlern zu lauschen, die, (aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen), seit Menschengedenken dort mit ihren hypnotischen Rhythmen der untergehenden Sonne huldigten.
    Kaum war die Sonne weg, da fingen die Musikanten auf der Terrasse vor der Casa Maria mit ihren Gesängen an. Wie der Rattenfänger von Hameln, lockten sie die Menschen von weit herum an. Auch mich. Bevor ich wusste, wie mir geschah, saß ich schon an einem der kleinen Tische und hörte gebannt zu.
    Und da war Anita. Dunkelhaarig, zierlich, glutäugig. Sie flitzte zwischen den Tischen geschmeidig hin und her, wischte die Flächen sauber, nahm lächelnd meine Bestellungen entgegen und eilte mit einem aufreizenden Hüftschwung wieder davon. Die Musiker waren mit Sicherheit die offiziellen Stars des Abends, und das zu Recht, denn ihr Gesang war virtuos, ihr Gitarrenspiel meisterlich, die Rhythmen so mitreißend, dass eine Touristin dicht neben mir mit den flachen Händen auf ihre nackten Schenkel schlug, um den Takt mitzuklopfen, aber alle Männeraugen ruhten nur auf der entzückenden Anita, dem wahren Star des Abends.
    Ihren Namen wusste ich nur, weil ich mitbekommen hatte, wie einer von den Gästen ihn rief, als er noch ein Glas Wein bestellen wollte.
    Seit diesem Samstag quirlte er in meinem Kopf unaufhörlich herum, egal ob ich im Weinfeld stand, Palmwedel schnitt, kochte, ging oder stand. Anita.
    Ob ich mich heute Abend trauen würde, sie anzusprechen? Ich wüsste zu gerne, ob sie einen Freund hatte.
    Ich parkte in einer Seitenstraße und schlenderte zur Casa Maria. Heute waren die Musiker nicht da, aber die Terrasse war trotzdem gut besucht. Man konnte sich gut im Freien aufhalten, auch wenn es erst Februar war, denn der Boden und die Hauswände strahlten noch die Wärme des Tages ab. Ich fand einen letzten freien Platz an einem Tisch, an dem zwei junge Spanier saßen und ihr Bier tranken. Sie nickten, als ich ihnen bedeutete, dass ich mich dazusetzen wollte. Ich lächelte dankbar zurück, weil ich die großzügige Geste erkannte, wohl wissend, dass es nach Landesbrauch ziemlich unhöflich war, sich bei Fremden mit an den Tisch zu drängen.
    Kaum hatte ich Platz genommen, da stand sie neben meinem Tisch. Um sie herum schwebte ein Duft nach Orangenblüten. Ihre Haare hatte sie hochgesteckt und man sah ihren schlanken Hals. Etwas Silbernes blitzte darum, eine dünne Kette. Meine Augen wandelten zu ihrem Halsauschnitt und mir gefiel, was ich sah. Ihr schwarzes T-Shirt erlaubte den Blick auf verheißungsvolle Rundungen.
    „Etwas zu Trinken? Zu Essen?“, fragte sie mit heller Stimme und lächelte mich dabei an, dass ihre makellosen Zähne nur so blitzten.
    „Ein Teller Potaje wäre Recht“, sagte ich und blickte in ihre dunklen Augen, „und ein e C ana .“
    Sie hielt meinen Blick eine Sekunde, dann lachte sie. Schon war sie wieder weg, und es kam mir vor, als würde sich eine Wolke vor die Sonne schieben.
    Der eine Jüngling an meinem Tisch schob seinem Nachbarn den Ellenbogen in die Rippen. Anscheinend hatten sie bemerkt, dass ich Anita so tief in die Augen gesehen
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