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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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an.
    „Ich lüge nicht, ich hab womöglich nur nicht alles erzählt“, antwortete dieser. „So wie Ihr. Was tut Ihr hier? Und woher wisst Ihr von den Ausgestoßenen und von dem Dorf?“
    Von Freising zögerte. „Der Priester des Dorfs, Kajetan Bichter, stand mit uns in Verbindung. Das heißt, mit meinem Orden. Ich selbst hatte den Auftrag, alle fünf Jahre als Visitator das Kloster zu besuchen und nach ihnen zu sehen.“ Er blickte auf Basilius, der beim Feuer saß, reglos und schweigend. „Mehr kann ich nicht sagen, und mehr müsst ihr auch nicht wissen.“
    „Habt Ihr auf dem Weg hinauf bei einem Bauern übernachtet? Eine Tagesreise entfernt von hier?“, fragte Johann.
    Der Mönch nickte. „Der Mann ist zwar ein Halsabschneider, aber er hat die einzige Unterkunft weit und breit.“
    „Jetzt nicht mehr. Euer Gastgeber liegt da hinten auf dem Feld, die Wölfe haben Geschmack an ihm gefunden.“
    Von Freising drehte sich zu dem Schneefeld, aber es war zu dunkel, um irgendetwas zu erkennen. „Weshalb? Was hatte er so weit weg von seinem Hof zu suchen?“
    „Er war ein Meuchelmörder. Es scheint, dass Gott einmal gerecht war.“
    „Frevle nicht den Herrn“, befahl der Mönch scharf.
    „Der hält das schon aus“, Johann nahm einen Schluck Wasser. „Was gedenkt ihr nun zu tun?“
    „Nachdem was ihr mir erzählt habt, muss ich zurück nach Wien, um Bericht zu erstatten. Und ihr?“
    Johann sah zu Elisabeth, die in einen unruhigen Schlaf gefallen war. „Wir wollen nur weg aus Tyrol.“
    Von Freising lachte. „Du scherzt. Weißt du überhaupt, was in der letzten Zeit alles geschehen ist?“
    Johann schwieg. Von Freising warf einen Ast ins Feuer. „Was immer geschieht“, fuhr er fort, „die Menschen sind Raubtiere, die sich gegenseitig zerfleischen. In Tyrol gibt es zwar keine bayerischen Soldaten mehr, aber alles harrt der nächsten Schlachten. Im Süden kämpfen die kaiserlichen Truppen immer noch gegen die Franzosen, nördlich von uns bereiten sich Marlborough und Prinz Eugen auf die Schlacht gegen die Bayern und ihre Verbündeten vor. Und die Schweizer haben natürlich die Grenzen abgeriegelt.“
    Elisabeth stöhnte im Schlaf, als litte sie unter Schmerzen. Johann streichelte ihr über die Stirn. „Wir finden schon einen Weg“, sagte er leise.
    „Ich mache dir einen Vorschlag.“ Von Freising beugte sich näher zu ihm. „Ich kenne den Abt unseres Klosters in Innsbruck recht gut. Wenn ihr wollt, kann ich euch dort unterbringen. Ihr könnt dort vielleicht so lange bleiben, bis die Grenzen wieder offen sind.“
    Johann fixierte den Mönch. „Ihr seid sehr hilfsbereit. Darf ich fragen warum?“
    Von Freising zuckte mit den Schultern. „Ich bin wie du weit herumgekommen. Ich denke, dass ich die Menschen gut genug kenne und einzuschätzen vermag, wem es zu helfen lohnt.“
    „Dann danke ich dir. Wir nehmen das Angebot gerne an.“
    „Recht so“, sagte von Freising zufrieden. „Sehen wir, dass wir noch etwas Schlaf bekommen, wir müssen gleich in der Früh aufbrechen. Ich möchte nicht in einen Schneesturm geraten.“
    Johann nickte. „Ich halte die erste Wache.“
    Von Freising wickelte sich in eine grobe Decke, den Vorderlader griffbereit neben sich. Basilius legte sich ebenfalls zum Feuer.
    Johann beobachtete die beiden. Von Freising war nicht der einzige, der Lügner erkennen konnte – Johann war mindestens ebenso gut darin, und er wusste, dass der Mönch nicht die Wahrheit sprach. Irgendetwas hatte er vor, aber das spielte im Moment keine Rolle – zu viert hatten sie eine bessere Aussicht unbeschadet ins Tal zu kommen. Und wenn sie erst einmal unten waren, würden er und Elisabeth sich absetzen. Die Aussicht auf ein Kloster in Innsbruck behagte Johann nicht, und nach den Ereignissen der letzten Wochen hatte er für sein Leben genug von Klöstern und Katakomben.
    Wolken zogen über den Himmel, verdeckten den Mond. Das Feuer prasselte, in der Ferne heulten Wölfe. Elisabeth begann unruhig zu atmen, Johann zog die Decke fester um sie und nahm ihre Hand. Gleich darauf waren ihre Atemzüge wieder gleichmäßig.
    Johann spürte, wie Trauer in ihm hochstieg, als er an den alten Mann dachte, der nun nicht mehr unter ihnen weilte. Immerhin war er es, der Johann damals bei sich aufgenommen hatte, eine Schuld, die er nun nicht mehr begleichen konnte.
    Friede deiner Seele.
    Elisabeth hustete und murmelte unverständliche Worte im Schlaf. Johann drückte beruhigend ihre Hand.
    Wir schaffen es,
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