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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
Autoren: Robin Cook
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rauchten und diskutierten sie und tranken dabei Importbier aus Kamerun.
    Nach einer Weile ließ Kevin seinen Blick über die Stadtgrenze hinaus schweifen. Unbewußt hatte er das in letzter Zeit immer vermieden, doch jetzt richtete er sein Augenmerk gezielt auf die Flußmündung, deren regengepeitschte Wasseroberfläche aussah wie eine lehmige, braune Brühe. Ganz im Süden konnte er so gerade die bewaldete Küste von Gabun erkennen. Dann blickte er nach Osten und folgte der Inselkette, die sich landeinwärts im Flußdelta dahinzog. Am Horizont konnte er die größte der Inseln ausmachen, Isla Francesca, die ihren Namen im fünfzehnten Jahrhundert von den Portugiesen erhalten hatte. Im Unterschied zu den anderen Inseln ragte auf Isla Francesca eine steile Erhebung aus Kalkstein empor, die mit Urwaldpflanzen überwuchert war und vom Mittelpunkt der Insel wie die Wirbelsäule eines Dinosauriers zum Ufer herunterlief.
    Plötzlich begann Kevins Herz zu rasen. Trotz des Regens und der Dunstschleier sah er, was er befürchtet hatte. Genau wie vor einer Woche hingen unverkennbar kleine Rauchwölkchen über der Insel und stiegen langsam und sanft in den bleiernen Himmel empor.
    Kevin ließ sich in seinen Schreibtischsessel plumpsen und legte seinen Kopf in die Hände. Er fragte sich, was er bloß angerichtet hatte. Da er im Nebenfach Altphilologie studiert hatte, wußte er ein wenig über die griechische Mythologie. Er fragte sich, ob er den gleichen Fehler begangen hatte wie einst Prometheus. Rauch bedeutete Feuer, und ihm ging die Frage durch den Kopf, ob es sich womöglich um das sprichwörtliche Feuer handelte, das er, Prometheus gleich, den Göttern geraubt hatte.

 
    18.45 Uhr
    Boston, Massachusetts
     
    Während draußen ein kalter Märzwind an den Doppelfenstern rüttelte, genoß Taylor Devonshire Cabot die Gemütlichkeit und Wärme seines nußbaumgetäfelten Arbeitszimmers in seinem nördlich von Boston, Massachusetts, in Manchester-by-the-Sea gelegenen Haus. Taylors Frau, Harriette Livingston Cabot, beaufsichtigte in der Küche die letzte Phase der Vorbereitungen für das Abendessen, das um punkt halb acht serviert werden sollte.
    Auf der Armlehne von Taylors Sessel stand ein Kristallglas mit purem Malzwhisky. Im Kamin flackerte ein Feuer, und die Stereoanlage erfüllte den Raum mit gedämpfter Wagner-Musik. Darüber hinaus gab es in Taylors Arbeitszimmer drei in eine Schrankwand eingelassene Fernseher, von denen einer auf den lokalen Nachrichtensender, einer auf CNN und einer auf ESPN eingestellt war.
    Taylor war die Zufriedenheit in Person. Er hatte einen hektischen, aber ergiebigen Tag in der internationalen Firmenzentrale von GenSys hinter sich, einem relativ neuen Biotechnologie-Unternehmen, das er vor acht Jahren gegründet hatte. Die Firma hatte am Charles River in Boston extra ein neues Gebäude errichtet, um die nahe Harvard University und das Massachusetts Institute of Technology für die Anwerbung junger Wissenschaftler zu nutzen.
    Die Rückfahrt im Feierabendverkehr war an diesem Abend zügiger als sonst vonstatten gegangen, so daß Taylor sein Lesepensum, das er sich vorgenommen hatte, nicht hatte beenden können. Taylors Fahrer Rodney kannte die Gewohnheiten seines Arbeitgebers so gut, daß er sich dafür entschuldigte, ihn so schnell nach Hause gebracht zu haben.
    »Ich bin sicher, daß Sie das morgen mit einer ordentlichen Verspätung wieder wettmachen werden«, hatte Taylor gescherzt. »Ich werde mein Bestes tun«, hatte Rodney erwidert. Anstatt einfach nur entspannt Musik zu hören oder fernzusehen, studierte Taylor deshalb an diesem Abend aufmerksam den Finanzbericht, der auf der für die kommende Woche geplanten Aktionärsversammlung präsentiert werden sollte. Das bedeutete allerdings keineswegs, daß er von dem, was sich um ihn herum abspielte, nichts mitbekam. Er vernahm das Heulen des Windes, das Knistern des Feuers, die Musik, und er registrierte genau, was die jeweiligen Reporter der einzelnen Fernsehsender von sich gaben. So kam es, daß sein Kopf mit einem Mal nach oben schoß, als der Name Carlo Franconi fiel. Als erstes griff Taylor zu seiner Fernbedienung und stellte den Ton des mittleren Fernsehers lauter. Es war der Apparat, auf dem die lokalen Nachrichten eines CBS-Tochtersenders liefen. Die Moderatoren waren Jack Williams und Liz Walker. Es war Jack Williams gewesen, der den Namen Carlo Franconi erwähnt hatte und der gerade ausführte, der Sender habe ein Videoband erhalten, auf
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