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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
Autoren: Robin Cook
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jetzt war. Das konnte er unmöglich alles den Bach runtergehen lassen.
    »Was ist los?« wollte Darlene wissen und nahm Raymonds Hand; er kaute immer noch an seinem Nagel. Raymond berichtete ihr knapp von der bevorstehenden Autopsie an Carlo Franconi und wiederholte Taylor Cabots Drohung, das gesamte Projekt platzen zu lassen.
    »Jetzt - wo endlich das große Geld reinkommt?« entgegnete Darlene. »Das wird er schön bleibenlassen.« Raymond lachte kurz und freudlos auf.
    »Für einen wie Taylor Cabot oder für GenSys ist das kein großes Geld. Er würde alles platzen lassen, ohne mit der Wimper zu zucken. Mein Gott -es war schwer genug, ihn überhaupt zum Mitmachen zu überreden.«
    »Dann mußt du den Leuten klarmachen, daß sie die Autopsie nicht durchführen sollen«, bemerkte Darlene. Raymond starrte seine Begleiterin an. Er wußte, daß sie es gut meinte; schließlich hatte er sich bestimmt nicht wegen ihres Verstands zu ihr hingezogen gefühlt. Und wenn er es sich auch verkniff, sie anzufahren, mußte er doch eine sarkastische Bemerkung fallenlassen. »Du meinst also, ich kann einfach so mir nichts, dir nichts im Gerichtsmedizinischen Institut anrufen und den Leuten da verklickern, daß sie bei so einem Fall besser keine Autopsie vornehmen sollen? Jetzt mach aber mal einen Punkt!«
    »Du kennst doch eine Menge wichtiger Leute«, insistierte Darlene. »Bitte doch einfach jemanden, im Institut Bescheid zu sagen.«
    »Bitte, Liebling«, entgegnete Raymond herablassend und hielt dann plötzlich inne. Ohne es zu wissen, hatte Darlene den Nagel auf den Kopf getroffen. Allmählich formte sich in seinem Kopf eine Idee.
    »Was ist mit Dr. Levitz?« fragte Darlene. »Er war der Arzt von Mr. Franconi. Vielleicht kann er dir helfen.«
    »An den habe ich auch gerade gedacht«, entgegnete Raymond. Dr. Daniel Levitz hatte eine große Praxis auf der Park Avenue, die ihm hohe Betriebskosten und - dank der kostenorientierten Gesundheitspolitik - schwindende Patientenzahlen bescherte. Es war eine Leichtigkeit gewesen, ihn für das Projekt zu gewinnen, und er war einer der ersten Ärzte gewesen, die es gewagt hatten, dem Unternehmen beizutreten. Hinzu kam, daß er viele Patienten gebracht hatte, von denen nicht wenige die gleichen Geschäfte machten wie Carlo Franconi. Raymond erhob sich, klappte seine Brieftasche auf und blätterte drei frische Einhundert-Dollar-Scheine auf den Tisch. Ihm war klar, daß dies für die Begleichung der Rechnung und ein großzügiges Trinkgeld mehr als genug war.
    »Komm«, sagte er. »Wir müssen einen Hausbesuch machen.«
    »Aber ich bin doch noch nicht mal mit meiner Vorspeise fertig«, beschwerte sich Darlene.
    Raymond antwortete nicht. Statt dessen zog er einfach ihren Stuhl vom Tisch weg und gab ihr so zu verstehen, daß sie aufstehen solle. Je mehr er über Dr. Levitz nachdachte, desto klarer wurde ihm, daß er tatsächlich der Retter in der Not sein konnte. Als Hausarzt einer Vielzahl miteinander konkurrierender New Yorker Verbrecherfamilien, kannte Levitz Leute, die Unmögliches möglich machen konnten.

 
    Kapitel 1
    4. März 1997, 7.25 Uhr
    New York City
     
    Jack Stapleton beugte sich nach vorn und trat noch etwas kräftiger in die Pedalen. Er radelte auf der 13th Street in Richtung Osten und wollte auf dem letzten Stück noch einen kleinen Spurt hinlegen. Als es bis zur First Avenue nur noch etwa fünfzig Meter waren, schaltete er in den Leerlauf und schoß freihändig weiter die Straße entlang. Doch die Ampel war ihm wieder einmal nicht wohlgesonnen und zwang ihn zu bremsen, denn nicht einmal Jack war so verrückt, das Rotlicht zu ignorieren und mit voller Geschwindigkeit in das Chaos aus Autos, Bussen und Lastwagen hineinzurasen, die um die Wette stadtauswärts fuhren.
    Es war erheblich wärmer geworden. Die zwölf Zentimeter Pappschnee, die vor zwei Tagen gefallen waren, waren weitgehend weggeschmolzen; nur zwischen den geparkten Autos trotzten noch ein paar schmutzige Haufen dem einsetzenden Tauwetter. Jack war froh, daß die Straßen wieder frei waren, denn er hatte mehrere Tage lang nicht mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren können. Das Fahrrad unter seinem Hintern war gerade drei Wochen alt; er hatte es als Ersatz für sein altes Rad gekauft, das man ihm vor einem Jahr gestohlen hatte. Ursprünglich hatte Jack sich damals sofort ein neues Rad kaufen wollen, doch nach einem schrecklichen Zwischenfall, bei dem er um ein Haar den Tod gefunden hätte, hatte er es vorgezogen, erst mal
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