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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
Autoren: Robin Cook
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die Leute zurechtzuweisen.
    »Du bist doch viel näher dran«, entgegnete Vinnie, ohne von seiner Zeitung aufzublicken.
    Jack verdrehte die Augen. Vinnie ließ es wieder einmal an dem gebotenen Respekt fehlen, doch Jack mußte zugeben, daß sein Assistent diesmal recht hatte. Also steuerte er auf die geschlossene Glastür zu und öffnete sie. Doch bevor er überhaupt dazu kam, auch nur einen der Journalisten auf das Rauchverbot hinzuweisen, fiel die ganze Meute buchstäblich über ihn her. Er mußte unzählige Mikrophone wegschieben, die ihm ins Gesicht gestoßen wurden, und da alle gleichzeitig auf ihn einredeten, war es unmöglich, auch nur eine der Fragen richtig zu verstehen; auf jeden Fall schien es um irgendeine bevorstehende Autopsie zu gehen.
    Er schrie lauthals in die Menge, daß das Rauchen im Institut strengstens verboten sei, und mußte dann mühsam seinen Arm von den vielen nach ihm greifenden Händen befreien, bevor er die Tür wieder hinter sich zuziehen konnte. Auf der anderen Seite hörten die Reporter nicht auf zu drängeln und quetschten ihre Kollegen brutal gegen das Glas; sie mußten sich vorkommen wie zermatschte Tomaten. Angewidert ging Jack zurück in den ID-Raum.
    »Könnte mir vielleicht mal jemand erzählen, was hier eigentlich los ist?« rief er in den Raum.
    Alle drehten sich zu ihm um. »Hast du das denn nicht mitbekommen?« fragte Laurie ungläubig.
    »Nein«, erwiderte Jack. »Würde ich vielleicht sonst so dumm fragen?«
    »Die verdammte Geschichte ist auf allen Sendern gelaufen!« wies Calvin ihn zurecht.
    »Jack besitzt keinen Fernseher«, erklärte Laurie. »Seine Nachbarn lassen das nicht zu.«
    »Wo wohnst du denn, mein Junge?« wollte Sergeant Murphy wissen. »Das habe ich ja noch nie gehört, daß Nachbarn sich gegenseitig den Besitz eines Fernsehers verbieten.« Der nicht mehr ganz junge, rotgesichtige irische Polizist hatte eine ausgeprägt väterliche Ader. Er leitete das kleine Polizeibüro im Gerichtsmedizinischen Institut schon länger, als er sich selber eingestehen mochte, und betrachtete den Kollegenkreis als seine Familie.
    »Er wohnt in Harlem«, sagte Chet. »In Wahrheit würden es seine Nachbarn sogar begrüßen, wenn er sich einen Fernseher kaufen würde. Dann könnten sie ihn sich nämlich permanent ausleihen.«
    »Jetzt hört endlich auf mit diesem Quatsch«, fuhr Jack dazwischen. »Erzählt mir lieber, warum hier so ein Tohuwabohu herrscht.«
    »Gestern nachmittag wurde ein Mafia-Boß niedergeschossen«, erwiderte Calvin mit seiner dröhnenden Stimme. »Der oder die Mörder haben damit in ein Wespennest gestochen. Der Ermordete hatte nämlich gerade eingewilligt, mit der Staatsanwaltschaft zu kooperieren. Er stand unter Polizeischutz.«
    »Er war kein Mafia-Boß«, widersprach Lou Soldano. »Er war allenfalls irgendwo in der mittleren Hierarchie des Vaccarro-Clans angesiedelt.«
    »Was auch immer«, winkte Calvin ab. »Jedenfalls war er genau zu dem Zeitpunkt, als er niedergestreckt wurde, im wahrsten Sinne des Wortes von New Yorks besten Polizisten umzingelt. Aber angeblich sagt das ja nicht viel darüber aus, ob unsere Polizei in der Lage ist, die ihr anvertrauten Schützlinge wirklich zu beschützen.«
    »Der Mann war gewarnt worden«, protestierte Lou. »Das weiß ich ganz genau. Er hätte nicht in das Restaurant gehen dürfen. Wenn ein Schutzbefohlener die Ratschläge der Polizei in den Wind schlägt, ist es beinahe unmöglich, ihn zu beschützen.«
    »Ist es möglich, daß er von einer Polizeikugel getroffen wurde?« fragte Jack. Als Gerichtsmediziner gehörte es zu seinen Aufgaben, keinen Aspekt außer acht zu lassen, und das galt insbesondere, wenn das Opfer einer Schießerei eine Haftstrafe zu verbüßen gehabt hatte.
    »Er saß nicht in Haft«, erwiderte Lou schnell, er ahnte, was Jack gerade durch den Kopf ging. »Er war angeklagt, und man hatte ihn verhaftet, aber er war gegen Kaution auf freiem Fuß.«
    »Und was soll dann der ganze Wirbel?« wollte Jack wissen.
    »Der Bürgermeister, der Staatsanwalt und der Polizeipräsident sind ziemlich aufgebracht«, erklärte Calvin.
    »Das stimmt«, pflichtete Lou ihm bei. »Vor allem der Polizeipräsident ist auf hundertachtzig. Das ist auch der Grund, weshalb ich hier bin. Es sieht so aus, als würden die Journalisten diese Geschichte unverhältnismäßig aufbauschen - verdammt schlecht für das Bild unserer Polizei in der Öffentlichkeit. Wir müssen den oder die Täter so schnell wie möglich fassen,
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