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Montgomery & Stapleton 10 - Testphase

Montgomery & Stapleton 10 - Testphase

Titel: Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
Autoren: Robin Cook
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zogen sich die Mädchen an die Bar zurück.
    Während sich die jeweiligen Begleiter mit einer Mischung aus Verachtung und einem Anflug unterdrückter Feindseligkeit musterten, fiel die Begrüßung zwischen den beiden Männern herzlich und präzise gleichrangig aus, als ob sie zwei befreundete Geschäftsleute seien.
    »Kenichi Fujiwara Daijin!«, sagte der Oyabun kurz und kraftvoll, wobei er jede Silbe gleichstark betonte.
    »Hisayuki Ishii Kunicho!«, erwiderte der Vize-Minister auf dieselbe Weise.
    Solange sie sprachen, verbeugten sie sich voreinander im präzis gleichen Winkel, wobei sie respektvoll den Blick senkten. Dann tauschten sie Visitenkarten aus, zuerst der Vize-Minister, der seine Karte mit beiden Daumen und Zeigefingern anbot und dabei eine nicht ganz so tiefe Verbeugung ausführte. Sofort danach vollführte der Oyabun in perfekter Kopie des Vize-Ministers diese Geste.
    Nach dem Visitenkarten-Ritual drehten sich die Männer kurz zu ihren jeweiligen Begleitern um und dirigierten sie ausschließlich mit Blicken und kurzem Nicken zu entgegengesetzten Seiten des Raums. Dann nahmen der Oyabun und der Vize-Minister an den gegenüberliegenden Enden des großen Mahagonitisches Platz, der extra für solche Ereignisse besorgt worden war. Sie platzierten die Visitenkarten mittig vor sich, exakt parallel zur Tischseite ausgerichtet.
    Da er keinen ausdrücklichen Befehl bekommen hatte, sich zu entfernen, hielt sich Naoki, der offensichtlich nicht bemerkt werden sollte, in Hörweite auf, für den Fall, dass seine vornehmen Gäste einen Wunsch äußerten. Er stand an der Wand und versuchte vergeblich, nichts von dem zu hören, was besprochen wurde. In seinem Gewerbe konnte Wissen gefährlich sein.
    Im Anschluss an den Austausch von Freundlichkeiten, mit denen sie sich gegenseitig Respekt zollten, kam Kenichi zum Geschäftlichen. »Uns bleibt nicht viel Zeit, bevor meine Abwesenheit vom Ministerium bemerkt wird. Erstens möchte ich Ihnen meinen aufrichtigen Dank für Ihre Bereitschaft aussprechen, die anstrengende Fahrt von Kyoto nach Tokio auf sich zu nehmen.«
    »Nicht der Rede wert«, sagte Hisayuki und wedelte nachlässig mit der Hand. »Ich musste sowieso für eins meiner anderen Unternehmen nach Tokio kommen.«
    »Zweitens lässt der Minister selbst Ihnen seine Grüße übermitteln und möchte, dass Sie wissen, dass er es vorgezogen hätte, persönlich zu diesem Treffen mit Ihnen zu kommen. Leider wurde er zu einem unplanmäßigen Treffen mit dem Premierminister abberufen.«
    Hisayuki antwortete zwar nicht in Worten. Stattdessen neigte er seinen Kopf zum Zeichen, dass er die Botschaft gehört hatte. Tatsächlich hatte ihn die plötzliche Planänderung am Morgen geärgert, aber aus Sorge, sich ins eigene Fleisch zu schneiden, hatte er sie hingenommen. Ein Treffen mit einem hochrangigen Regierungsmitglied, ob nun mit dem Minister oder dem Vize-Minister, war zu außergewöhnlich, um nicht wahrgenommen zu werden. Nebenbei bemerkt, war der Vize-Minister in einigen Belangen sogar mächtiger als der Minister. Er war nicht vom Premierminister berufen worden, sondern ein Beamter, der auf eine lange Dienstzeit zurückblicken konnte. Außerdem war Hisayuki neugierig, was die Regierung wollte, und noch neugieriger war er darauf, was sie anbieten würde. Alles, was sich zwischen der Yakuza und der Regierung abspielte, war ein Handel.
    »Ich möchte außerdem, dass Sie wissen, dass wir gerne nach Kyoto gekommen wären. Allerdings so, wie die Wirtschaftslage gerade in der Welt und in unserem Land ist, werden wir unablässig von den Medien gejagt und waren der Meinung, wir könnten das Risiko nicht eingehen. Es ist wichtig, dass dieses Treffen kategorisch aus den Medien herausgehalten wird. Die Regierung braucht Ihre Hilfe. Sie wissen so gut wie ich, dass Japan nichts Vergleichbares zur CIA oder dem FBI vorzuweisen hat.«
    Nur mit einiger Mühe konnte Hisayuki ein zufriedenes Lächeln unterdrücken. Er war ein geborener Verhandlungsführer, der es liebte, wenn jemand, der ihm seinerseits behilflich sein konnte, mit der Bitte um einen Gefallen auf ihn zukam. Hisayukis Interesse war geweckt. Er lehnte sich über den Tisch, um sein Gesicht näher an das von Kenichi zu bringen. »Darf ich unter diesen besonderen Umständen annehmen, dass es meine bekannte Stellung als Oyabun einer Yakuza-Familie ist, die mir die Möglichkeit bietet, der Regierung behilflich zu sein?«
    Auch Kenichi beugte sich vor. »Das ist genau der Grund.«
    Trotz
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