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Montgomery & Stapleton 10 - Testphase

Montgomery & Stapleton 10 - Testphase

Titel: Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
Autoren: Robin Cook
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Naoki, als ob dieser nur ein Stück Inventar sei. Er machte es sich oben am Tisch gemütlich und akzeptierte schroff einen angebotenen Whisky, während er geistesabwesend den Haufen Zigarettenpackungen durchstöberte. Um für weitere Zerstreuung zu sorgen, hatte Naoki dem Schichtmanager ein Zeichen gegeben, die Frauen hereinzubringen.
    Naoki ging zurück nach unten an den offenen Eingang, der zur Straße führte, um die Ankunft seines zweiten wichtigen Gastes abzuwarten. Da The Paradise vierundzwanzig Stunden am Tag, also 365 1/4 Tage im Jahr geöffnet hatte, gab es keine Tür im eigentlichen Sinn. Stattdessen bewegte sich im Eingang ein unsichtbarer Vorhang aus Luft, der im Winter Kälte und im Sommer Hitze und Feuchtigkeit abhielt. Dahinter stand die Idee, aus menschlicher Verführbarkeit Nutzen zu ziehen, indem man das Betreten des Gebäudes so einfach wie möglich gestaltete. Es kam nur sehr selten vor, dass ein japanischer Mann, der sich nur kurz dort aufhalten wollte, den Club verließ, bevor ein, zwei Stunden vergangen waren.
    Das Erdgeschoss des Paradise war eine große Pachinko -Spielhalle. Sogar zu dieser Tageszeit saßen mehr als einhundert scheinbar komatöse Spieler an den senkrechten Kugelspielautomaten. Einhändig schossen sie Metallkugeln senkrecht nach oben, bevor sie bis unter den Sichtrand der Glasscheibe der Automaten herabstürzten. Auf ihrem Fall knallten die Edelstahlkugeln auf diverse Hindernisse und Nebenstrecken. Pachinko löste bei vielen Spielern eine fast fanatische Hingabe aus, was Naoki nicht verstehen konnte, aber es kümmerte ihn auch nicht. Die Einnahmen aus dem Glücksspiel machten etwa fünfundvierzig Prozent des Gesamtumsatzes des Paradise aus.
    Weiter die Straße hinunter konnte Naoki die schwarzen Limousinen sehen, mit denen der Oyabun und sein Gefolge angekommen waren. Zwischen den Toyota Crowns stand der Privatwagen des Oyabun , ein eindrucksvoller schwarzer Lexus LS 600h L, das neue Flaggschiff des Herstellers und damit der gesamten japanischen Autoindustrie. Die Autos waren alle im deutlich markierten Halteverbot abgestellt, was Naoki aber nicht weiter beunruhigte. Die heimischen Polizisten würden die Wagen erkennen und sie gewähren lassen. Naoki kannte das unorthodoxe und reibungsarme Verhältnis zwischen Regierungsbehörden – einschließlich der Polizei – und der Yakuza, das auch bei diesem bevorstehenden Treffen sichtbar wurde, dessen Gastgeber er sein würde.
    Mit einem Blick auf die Uhr kehrte Naokis Nervosität zurück. Trotz des leichten Lächelns der Billigung, mit dem der Oyabun Naoki bedacht hatte, als die Hostessen erschienen waren, war sich Naoki bewusst, dass der Oyabun es als ein Zeichen von Respektlosigkeit seitens des Vize-Ministers werten könnte, dass er gezwungen war zu warten. Zu Naokis Erleichterung wurde er jedoch im selben Moment, als er nach rechts schaute, mit dem Anblick der Kolonne des Vize-Ministers belohnt.
    Sie waren nur noch einen halben Häuserblock entfernt und näherten sich langsam: drei schwarze Toyota Crowns, so dicht aufeinander folgend, dass es den Anschein erweckte, sie seien miteinander verbunden. Der mittlere Wagen stoppte genau vor Naoki. Naoki streckte die Hand aus, um die Fondtür zu öffnen, als ein Team von Männern in schwarzen Anzügen mit Ohrstöpseln aus den anderen beiden Limousinen sprangen und ihn fortwinkten. Hastig befolgte Naoki diese Weisung.
    Naoki machte eine tiefe Verbeugung, als Kenichi Fujiwara ausstieg. Der Mann, der fast ebenso erlesen gekleidet war wie der Oyabun , zögerte kurz, als er an der zehnstöckigen Fassade des Paradise hochblickte. Die oberen fünf Etagen waren Teil eines Hotels, dessen Mottoräume entweder stunden-oder tageweise gemietet werden konnten. Auf Kenichis Gesicht zeigte sich milde Verachtung, wahrscheinlich war der Treffpunkt nicht von ihm ausgewählt worden. Dennoch betrat er das Paradise durch den Luftvorhang und ging mit derselben Nichtbeachtung an dem sich verbeugenden Naoki vorbei, wie eine Viertelstunde vor ihm der Oyabun .
    Naoki richtete sich wieder auf und eilte zur Spitze der Gruppe, wobei er laut genug, um über den Krach der fallenden Pachinko -Kugeln gehört zu werden, rief: »Das Treffen findet im nächsten Stockwerk statt. Bitte folgen Sie mir!«
    Oben kicherten die Hostessen und hielten scheu ihre Hände vor den Mund. Einen Moment später wurden sie zur Seite gescheucht, als der Oyabun den Vize-Minister erblickte und abrupt vom Tisch aufstand. Klaglos und schnell
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