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Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)

Titel: Montana Creeds - Soweit die Sehnsucht trägt (German Edition)
Autoren: Linda Lael Miller
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unbeachtet neben ihr. Dylan stieg aus und ging zum Tipi.
    Cassie war eine wunderschöne Frau mit langem, von silbernen Fäden durchzogenem Haar und blitzenden braunen Augen. Ihr Gewicht hatte sie nie interessiert; sie betrachtete ihre Pfunde schlicht als Teil ihrer Persönlichkeit. Für Dylan und seine Brüder war Cassie so etwas wie ihre Großmutter, obwohl sie streng genommen eigentlich gar nicht verwandt waren: Logans Mutter Teresa war Cassies Pflegetochter gewesen.
    Cassie saß im Tipi und beobachtete die zuckenden Flammen in der Feuergrube. Das Ganze wäre sehr malerisch anzusehen gewesen, hätte sie indianische Stammeskleidung getragen. In ihrer ausgebeulten Hose, den neongrünen Sportschuhen und einem Sweatshirt mit einem Motiv von General Custer, dem man einen Pfeil durch den Kopf gejagt hatte, machte sie jedoch jede Illusion von Mokassins und Ledergewändern mit Fransen zunichte.
    Das Custer-Motiv war dennoch ganz witzig anzusehen, zumal sein gütiger Gesichtsausdruck den Schluss nahelegte, dass ihn der Pfeil nicht sonderlich störte.
    “Dylan”, sagte Cassie, als sie aufsah, klang jedoch in keiner Weise überrascht.
    “Ich brauche Hilfe”, erwiderte er. Bei Cassie war es sinnlos, um den heißen Brei herumzureden. Sie durchschaute jeden auf Anhieb.
    Sie nickte ihm lächelnd zu und stand auf. Dylan hielt ihr seine Hand hin, um ihr hochzuhelfen, dann führte er sie zum Truck.
    Bei Bonnies Anblick, die immer noch tief und fest schlief, schnappte sie verblüfft nach Luft. “Dein Kind?”, flüsterte sie.
    “Ja, meins”, bestätigte er und verspürte wieder unsagbaren Stolz.
    “Wo ist die Mutter?”
    “Weiß der Geier”, antwortete er und holte Bonnie aus dem Wagen, ohne sie aufzuwecken. “Ich werde das alleinige Sorgerecht beantragen, aber dafür benötige ich Logans Hilfe.”
    “Es gibt Tausende von Anwälten”, betonte Cassie. “Warum Logan?”
    “Weil das hier … na ja, wie soll ich sagen … das könnte ziemlich knifflig werden.”
    “Dylan Creed, hast du das Kind seiner Mutter etwa weggenommen?” Sie waren am Gartenzaun angekommen, Cassie ging vor ihm her auf die Veranda und drehte den Türknauf.
    Offenbar konnte sie ihn doch nicht durchschauen. Jedenfalls nicht immer.
    “Nein”, sagte Dylan. Es war schon spät in der Nacht, und die lange Fahrt und die Sorge um seine zweijährige Tochter hatten ihn zu viel Kraft gekostet, sodass er jetzt nicht mehr ins Detail gehen wollte. “Was denkst du denn von mir? Ich bin doch kein Verbrecher.”
    “Aber aus irgendeinem Grund benimmst du dich, als würde dich jemand verfolgen”, gab Cassie leise zurück und schaltete eine Lampe im vertrauten Wohnzimmer ihres kleinen, schlichten Hauses ein. Sie nahm ihm Bonnie aus den Armen und murmelte ihr etwas Besänftigendes zu, als sich das Mädchen im Schlaf bewegte.
    “Ich habe nicht das Sorgerecht für sie”, erklärte er. “Bis dahin will ich mich etwas bedeckt halten, falls Sharlene erneut ihre Meinung ändert. Den Rest erzähle ich dir morgen.”
    Cassie musterte ihn einen Moment lang, dann nickte sie wieder. “Alles klar”, meinte sie und ging zum Gästezimmer. “Ich bringe die Kleine ins Bett. Im Kühlschrank findest du noch etwas Brathähnchen, falls du Hunger hast.”
    Dankbar ließ sich Dylan auf das Sofa fallen. Und ehe er sich’s versah, war bereits die Sonne aufgegangen, und Bonnie stand neben ihm und zog ihn zum Spaß an den Haaren.
    Er grinste sie an. Er war froh darüber, sie zu sehen. Sie trug eines von Cassies riesigen T-Shirts, das überall mit Sicherheitsnadeln gerafft und hochgesteckt war, damit es ihr einigermaßen passte. Und sie war gewaschen.
    Er dankte dem Himmel für Cassie. Trotz ihrer unübersehbaren Bedenken hatte sie Bonnie gebadet und ihr wahrscheinlich auch schon etwas zu essen gegeben.
    “Daddy!”, sagte die Kleine mit Engelsstimme und strich mit ihrer kleinen Hand über die Bartstoppeln auf seiner Wange.
    Hätte Dylan bis dahin nicht gewusst, dass er alles tun würde, um dieses Kind –
sein
Kind – zu behalten und großzuziehen: Spätestens in diesem Augenblick wäre es ihm klar geworden.
    “Dylan ist bei Cassie”, bekam Kristy von ihrer Friseurin Mavis Bradley zu hören. Sie nutzte die Mittagspause, um ihre Haare schneiden zu lassen. “Als ich herkam, habe ich seinen Truck in der Auffahrt zu ihrem Haus gesehen.”
    Eine Mischung aus Angst und Vorfreude überkam Kristy, aber sie wartete geduldig ab, bis sich beide Regungen gelegt hatten. Sollte Dylan
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