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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz
Autoren: Sheri S. Tepper
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große Klauen an den Angeln dieser Tür zerrten und etwas Mächtiges brüllend versuchte, sie umzubiegen und herauszureißen. Die Tür widerstand allen Versuchen, sie aufzubrechen. Der Kampf ging weiter, ohne Erfolg.
    »Ich kriege sie nicht auf.« Es schwang Hoffnungslosigkeit in dieser Stimme mit, fast schon Resignation. »Wenn ich genug Zeit zum Nachdenken habe, gelingen mir viele Dinge. Aber ich vermag diese Tür nicht zu öffnen.«
    Fringe ließ den Kopf hängen. Sie sank in sich zusammen und wollte schier verzweifeln.
    Jory hatte nicht verzweifelt. Nicht einmal zum Schluß. Jory hatte sie auserwählt, und sie hatte kein Recht zu verzweifeln.
    »Es muß doch irgendeine Möglichkeit geben!« rief sie.
    »Gib es auf«, sagte die machtvolle Stimme.
    »Nein«, schrie sie. »Anstatt um jene, die ich liebte, zu kämpfen, habe ich immer aufgegeben. Sogar Char… sogar ihn. Irgendwann kam für mich die Zeit, aufzugeben.«
    »Was ist das für eine Vision, Fringe Owldark?«
    »Ich«, sagte sie. »Ich bin es.« Verwirrt schüttelte sie den Kopf und starrte auf die dunkle Masse unter sich, als ob sie eine Bestätigung erwartete.
    »Ich bin eine Suchende, Großer Drachen. Deshalb hat Jory mich auserwählt. Sie wußte…«
    »Wußte was?« fragte er.
    »Sie wußte, daß sie irgendwo einen von uns finden würde, denn es laufen immer ein paar von uns herum.« Sie strich sich über die Hüfte, als ob sie sich ihrer Anwesenheit vergewissern wollte. »Wie sie. Wie Zasper. Wie ich. Wir sind die Unzufriedenen. Die Menschen versuchen uns zu lieben, doch wir wenden uns ab. Die Menschen machen uns Geschenke, um uns zu erfreuen, doch wir haben den Eindruck, daß sie uns fesseln wollen. Sie arrangieren ein schönes Essen, und wir gehen statt dessen auf die Jagd nach dem Einhorn. Sie schreien uns an, und wir hören nicht, und sie versuchen uns festzunageln, und wir ziehen die Nägel heraus und lecken uns die Wunden. Sie zeihen uns der Aufsässigkeit und schicken uns ins Bett, und wir klettern aus dem Fenster und gehen auf die Walz. Sie sperren uns im Zimmer ein und werfen den Schlüssel weg. Und wir kriechen unter der Tür durch.« Sie lachte. »Wir laufen aus wie Wasser.«
    »Wie Wasser«, pflichtete er ihr bei.
    »Steter Tropfen höhlt den Stein«, sagte sie. »Wenn er genug Zeit hat.«
    »Aber wir haben nicht genug Zeit. Wir sollten es dabei belassen, nicht?«
    »Warte«, sagte sie, wobei sie sich die Worte förmlich aus dem Hals quetschen mußte. »Laß mich runter!«
    Er ließ sie runter. Sie ging zur Tür und streckte die Hand aus. Als sie noch ein Mädchen gewesen war, vor langer Zeit, hatte sie im Waffengeschäft gearbeitet und Waffen repariert. Sie wußte, wie sie funktionierten. Was hatte Asner über das Arbai-Gerät gesagt? Daß es fähig war, Dinge zu erschaffen. Na gut, dann sollte es mal zeigen, was es konnte.
    Sie stellte sich die Waffe vor, die Struktur der Kristalle, die Schaltkreise, die Form des Gehäuses, das Zusammenwirken der einzelnen Teile. Sie konzentrierte sich auf das Nichts in der Hand und sagte sich, sie würde den benötigten Gegenstand in der Hand halten!
    Nichts. Damit war es nicht getan! Sie hatte das Gerät weggeschickt. Was mußte sie tun, damit es zurückkam?
    Sich fallenlassen. Sich ihm hingeben. Sich in Besitz nehmen lassen. Sich versklaven lassen. Freiwillig, denn sonst würde das Gerät nicht reagieren.
    Schluchzend lieferte sie sich ihm aus.
    Es drang aus dem Erdboden unter ihren Füßen, nicht schleichend, sondern mit voller Wucht. Es überkam sie wie ein Bienenschwarm, wie eine Flutwelle.
    Sie taumelte und wäre fast gefallen; ihr ganzes Selbst lehnte sich gegen diese Gewaltanwendung auf. Etwas neben ihr fuhr eine mächtige Klaue aus und stützte sie.
    Sie befürchtete, den Verstand zu verlieren. »Ruhig«, flüsterte eine innere Stimme. »Ruhig.«
    Sie holte tief Luft und sammelte sich. So hatte die Waffe funktioniert. Die sie nun in der Hand hielt, war natürlich größer und leistungsstärker. Viel leistungsstärker. Damit konnte sie auch einen Berg zerbröseln, wenn es sein mußte.
    Der Daumen lag auf dem Feuerknopf.
    Sie drückte ihn.
    Die Tür glühte auf. Das Material heulte. Geschmolzenes Metall lief an der Tür herunter. Sie hing in den Angeln durch. Der Große Drachen nahm die Tür, zerfetzte sie und warf sie weg.
    Vor ihnen führte ein sandiger Tunnel nach unten, in die Unendlichkeit.
    »Akzeptierst du nun die Versklavung?« fragte die Stimme.
    »Wenn du das Leben riskierst, wie sollte
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