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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf
Autoren: Julia Stagg
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Gemeinde hat.«
    »Auswirkungen auf die Gemeinde?«, fragte Christian und wich zurück, als Véronique die Getränke servierte. Er versuchte, die Rundungen ihres Hinterteils zu ignorieren, als sie sich über den Tisch lehnte, um dem Bürgermeister den Pastis zu servieren, und wandte den Blick rasch wieder Serge zu, wusste aber, dass der Mistkerl von Pascal etwas bemerkt hatte, dessen Grinsen jetzt noch breiter wurde. Christian kratzte sich am Kopf, um seine Verwirrung zu überspielen, und entschied, dass es an der Zeit war, mal wieder häufiger auszugehen. Wenn er anfing, ausgerechnet Véronique Estaque mit ihrer Frömmelei und ihrem seltsamen Kleidergeschmack anziehend zu finden, dann musste er wirklich verzweifelt sein.
    »Gern geschehen«, sagte Véronique im Weggehen mitsarkastischem Tonfall, was Christian nur noch mehr verwirrte, ehe er begriff, dass ihre Bemerkung sich auf den ausbleibenden Dank für die Getränke bezog und nicht etwa auf seine deplatzierte Lüsternheit.
    Serge beachtete Véronique gar nicht weiter, so, wie er es mit allen Frauen tat, und fuhr fort. »Ja, Auswirkungen auf die Gemeinde. Der Verkauf der Auberge an Fremde wird tiefgreifende Auswirkungen auf die Gemeinde von Fogas haben.«
    »Inwiefern?«
    »Insofern, als das Restaurant scheitern wird«, warf Pascal mit dem Gebaren eines Menschen, der mit einem geistig zurückgebliebenen Kind spricht, ein. »Und die lieben Bewohner der Gemeinde keinen Ort mehr haben werden, wo sie essen können.«
    Serge lehnte sich zurück und beobachtete diese Entwicklung voller Interesse. Pascal war von Fatima gut vorbereitet worden. Ganz offenbar wusste sie, welche Linie der Bürgermeister zu verfolgen gedachte, und war entschlossen, ihren Mann nicht ins Hintertreffen geraten zu lassen. Warum war das wohl so, fragte er sich und schob die Frage in sein Hinterstübchen, zur weiteren kritischen Prüfung, wenn seine Frau neben ihm schnarchte und er wegen der Schmerzen in seinen Händen nicht schlafen konnte. Einstweilen musste er seine fünf Sinne zusammenhalten, wenn er in dieser Sache das Resultat erzielen wollte, das ihm vorschwebte.
    »Aber wieso seid ihr euch denn so sicher, dass das Restaurant scheitern wird, bloß weil es von Fremden geführt wird?«, fragte Christian.
    »Weil die neuen Besitzer Engländer sind!«, sagte Pascal in seiner überheblichen Art.
    Christian sah erst Pascal und dann den Bürgermeister an und griff anschließend nach seinem Bier.
    »Scheiße!«, rief er. »Das ist in der Tat ein Problem.«
    Serge hob das Glas an die Lippen, um sein zufriedenes Lächeln zu verbergen. Das Ganze würde doch leichter werden als gedacht.
    Einige Stunden und viele Pastis später schloss Josette die Tür der Bar hinter dem Bürgermeister und seinen Gehilfen. Durch die Scheibe konnte sie am Berghang auf der anderen Seite des Flusses die glitzernden Lichter der Gemeinde von Sarrat erkennen – stecknadelkopfgroße Lichtpunkte, zu einem Bündel zusammengefasst. Dagegen verschwand die Straße von La Rivière, die vor der Bar verlief, im Dunkel der Nacht und in der undeutlich erkennbaren Masse des Cap de Bouirex. Josette konnte soeben noch die Umrisse der Auberge hinter der Beleuchtung der letzten Straßenlaterne am Ende des Dorfes ausmachen.
    Die Dinge waren also in Bewegung. Véronique zufolge hatte der Bürgermeister eine außerordentliche Sitzung des Conceil Municipal , des gewählten Gemeinderats von Fogas, einberufen, die morgen Abend im Rathaus abgehalten werden sollte. Er hatte einen Plan in der Hinterhand, aber Josette fragte sich, ob der auch gut für die Gemeinde sein würde.
    Sie seufzte und sperrte die Türen ab, wobei sie darauf achtete, dass die Riegel oben und unten gleichermaßen verschlossen waren. Und plötzlich stand Jacques neben ihr und blickte die Straße hinunter zur Auberge .
    »Jetzt macht er wieder seine alten Mätzchen«, sagte sie zu ihm.
    Jacques antwortete nicht, starrte nur weiter zur Auberge hinüber.
    »Aber zumindest haben wir Christian als Vizebürgermeister, damit die Sache nicht aus dem Ruder läuft.«
    Jacques lächelte bei der Erwähnung von Christians Namen, und Josette war überzeugt davon, dass er ein klein wenig mit dem Kopf genickt hatte.
    »So, ich gehe jetzt ins Bett. Ich bin sehr müde. Bis morgen dann.«
    Jacques sah sie immer noch lächelnd an, und Josette wusste, dass er versuchte, ihr etwas damit zu sagen. Sie lächelte ebenfalls, um ihre Frustration zu überspielen, drehte sich dann um und ging schweren
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