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Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Titel: Monkeewrench 06 - Todesnaehe
Autoren: P.J. Tracy
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sogar noch schlimmer, weil man sich den Hintern abfror und es nichts zu essen gab. Gerade schwelgte er in Gedanken an eine Salami-Pizza, mit geschmolzenem Mozzarella, der Fäden zog, da tippte ihm Magozzi auf die Schulter und reckte den Daumen nach oben.
Hinsetzen
, sagte der Daumen, und Gino begriff sofort. Wenn man auf dem Bauch lag, konnte die Kälte schneller in den Körper dringen. Sie mussten sich setzen, damit die Beine eine Barriere zwischen den eisigen Holzplanken und ihren Organen bilden konnten.
    Gino hatte sich gerade zum Sitzen hochgequält, als erste Schüsse durch den Wald hallten, und plötzlich war der ganze Albtraum real.
    Angst war Gino nicht fremd. Jeder, der glaubte, als Polizist gewöhne man sich an die ständige Gefahr, hatte schlicht und einfach einen Vogel. Die Herzfrequenz beschleunigte jedes Mal auf Überschallgeschwindigkeit, wenn bewaffnete Verbrecher im Spiel waren, und man versuchte, sich zu erinnern, wo man sein Testament aufbewahrte. So fühlte sich Angst an. Aber das hier war anders, eine reine, nackte, lähmende Panik, bei der sich einem der Magen zusammenzog und der kalte Schweiß ausbrach. Gino warf einen Blick zu Magozzi hinüber und fragte sich, ob er selbst seine Augen wohl genauso weit aufriss.
    Man konnte Fahnen schwenken und die Truppen, die in den Krieg zogen, anfeuern, so viel man wollte: Was sie durchmachten, das begriff man erst, wenn man es selbst erlebte. Und das hier war ja nicht einmal der Ernstfall, sondern nur ein Vorgeschmack. Soldaten hatten so etwas tagtäglich.
    Weder Gino noch Magozzi hatten je einen Kriegseinsatz mitgemacht, und auch ihre Zeit als Streifenpolizisten hatte sie auf so etwas nicht vorbereitet. Das waren keine vollgepumpten Junkies, die mit einer .22er wedelten, das war eine gottverdammte Armee aus gottverdammten Terroristen, die nur aus einem einzigen Grund hier waren: um zu töten.
    Sie robbten jeder zu einer Seite und spähten über den Rand ihres Ausgucks, die Waffen im Anschlag.
    Können Sie einen Indianer von einem Terroristen aus dem Nahen Osten unterscheiden?
Magozzi hatte die Stimme des Chiefs wieder im Ohr und dachte: Mein Gott, das will ich hoffen.
    Auf der anderen Seite des Ausgucks saß Gino wie festgefroren, das Gewehr in der Hand. Eine geschlagene halbe Stunde lang harrte er in dieser Haltung aus, bis er das Gefühl bekam, mit dem Wald ringsum zu verschmelzen. Immer wieder erklangen Gewehrsalven, doch es war unmöglich zu wissen, was da draußen vorging. Und dann, plötzlich, wurde es still. Völlig still. Für eine halbe Ewigkeit.
    Eine Viertelstunde lang atmeten sie flach, und trotz der Kälte stand ihnen der Schweiß auf der Stirn. Sie hörten die Schritte bereits, bevor sie den Mann sahen. Magozzi spähte zwischen den Bäumen hindurch, sah die Gestalt, die im Halbdunkel näher kam, und schaute durch das Zielfernrohr, den Finger zitternd am Abzug.
    «Nicht schießen!» In der Millisekunde, bevor Magozzi abgedrückt hätte, erklang Harleys Stimme.
    Magozzi ließ Kopf und Gewehr sinken und zitterte heftig am ganzen Körper. «Großer Gott, Harley! Großer Gott! Ich hätte dich fast erschossen!» Seine Stimme bebte wie Espenlaub im Wind.
    «Kommt runter. Es ist vorbei.»
    Mit immer noch zitternden Knien kletterte Magozzi als Erster die Leiter hinunter. Gino folgte ihm langsamer, er hatte erneut mit seiner Höhenangst zu kämpfen. «Wo sind Claude und der Chief?»
    «Alles in Ordnung. Sie suchen noch den Wald ab.» Harleys Stimme klang schwach und völlig erschöpft.
    Magozzi sprang das letzte Stück und bereute es sofort, als er den Aufprall in den Knien spürte. In der Dämmerung war Harleys Gesicht kaum zu erkennen, doch er hatte unverkennbar Blutspritzer auf den Wangen.
    «Um Gottes willen, Harley, was ist passiert? Bist du getroffen worden?»
    Langsam und hölzern schüttelte Harley den Kopf und griff sich ins Gesicht. «Das ist nicht mein Blut.»

KAPITEL 51
    A n diesem Abend sah man um den Esstisch der Jagdhütte nur ernste Mienen. Eine Zeitlang erwähnte niemand die Ereignisse im Wald: weder den unfassbaren Tod von John Smith noch den schrecklichen Verlust von Eugene Thunderhawk, diesem tapferen Mann, der noch am Leben sein könnte, wenn sie nicht hier aufgetaucht wären. Grace fragte sich, wie viele Leichen im Lauf ihres Lebens wohl noch ihren Weg pflastern würden – lauter unschuldige Menschen, die ihr Leben lassen mussten, nur weil sie mit ihr in Verbindung standen.
    Das alles war einfach zu viel, zu groß und zu
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