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Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Titel: Monkeewrench 06 - Todesnaehe
Autoren: P.J. Tracy
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übrige Monkeewrench-Team folgten ihr auf dem gepflegten Kiesweg, der sich durch den älteren Teil des Friedhofs Pattern Lake schlängelte. Sie hatte nicht viel gesagt, seit sie John mit dem Gesicht im Schnee gefunden hatte, und alle, die sie kannten, hielten es für klüger, sie nicht zu bedrängen. Ihre Trauer um John hatte sie ganz für sich durchlebt, und nun war nur noch ein Kummer übrig, der sie so sanft umgab wie Federflaum.
    Sie befürchteten alle, Grace könnte zusammenbrechen und sich wieder in die schreckliche, angsterfüllte Isolation zurückziehen, die mehr als zehn Jahre lang ihr Leben bestimmt hatte. Doch ihnen war nicht klar, dass John sie verändert hatte.
    In der Ferne sah Magozzi eine andere Beerdigungsgesellschaft mit mindestens hundert Gästen, die gekommen waren, um einem offensichtlich äußerst beliebten Menschen die letzte Ehre zu erweisen. Es machte ihn traurig, dass John Smith nur diese kläglich kleine Zahl an Freunden besaß, denen etwas an ihm gelegen hatte.
    Er sah den Hügel neben dem Grab, bedeckt mit einer weißen Plane, damit sie alle so tun konnten, als wüssten sie nichts von der halb gefrorenen Erde darunter. Bald schon würde diese Erde die Holzkiste, in der jemand lag, den sie kannten, unter sich begraben. Neben der Plane stand ein Priester, den Roadrunner gebeten hatte, bei der Beisetzung ein paar Worte zu sagen. Seltsam. Roadrunner kannte einen Priester. Das Leben steckte voller Überraschungen.
    Als sie noch näher kamen, bemerkte Magozzi das Grüppchen dunkel gekleideter Menschen, die schweigend neben dem offenen Grab warteten. Agent Dahl war darunter und auch einige der Agenten, die nach Elbow Lake gekommen waren, um nach dem unangekündigten Krieg dort aufzuräumen. Das FBI gab einem der Seinen das letzte Geleit, und doch waren es nur wenige Trauergäste.
    Als sie sich alle um das Grab versammelt hatten, die Köpfe gesenkt und jeder in seine eigenen Gedanken versunken, las der Priester eine Bibelstelle vor, an die sich Magozzi noch von der Beerdigung seines Großvaters vor vielen, vielen Jahren erinnerte. Die Worte hallten durch den kalten, verlassenen Friedhof, als er die Trommeln hörte: die leisen, gedämpften, absolut synchronen Schläge gepolsterter Trommelstöcke auf Wildleder-Trommelfellen, die den Rhythmus vorgaben.
    Sie drehten sich um und sahen der Prozession entgegen, die sich von hinten näherte. Vorneweg gingen Claude und der Chief in Gala-Marineuniform, dahinter die anderen Kriegsveteranen des Reservats in den Uniformen ihrer verschiedenen Einheiten. Das waren die Flaggenträger, sie marschierten wie die Kadetten aus West Point, mit der perfekten, disziplinierten Genauigkeit einer Elitetruppe, und präsentierten die Flagge der Vereinigten Staaten und die Wimpel der Ojibwa. John hatte zwar selbst nie eine Uniform getragen und sich keine militärischen Ehren bei seinem Begräbnis verdient, doch auf seine ganz eigene Weise hatte auch er sein Leben lang für sein Land gekämpft. Diese Männer hatten die fünfstündige Reise hierher auf sich genommen, weil sie das begriffen hatten. Und weil sie ihm zukommen lassen wollten, was ihm gebührte.
    Grace spürte die Trommelschläge tief in der Brust und schluckte schwer, als die Reihen der Trauergäste um Johns Grab immer weiter anwuchsen.
    Er müsste eine eigene Flagge mitbekommen
, dachte sie, als Johns Sarg ins Grab herabgelassen wurde. Es tat ihr weh, dass das nicht geschah.
    Doch als sie den Friedhof verlassen wollte, schaute sie sich nach Magozzi um und sah, wie er eine kleine amerikanische Flagge in Johns frischen Grabhügel steckte.
    Da weinte Grace zum ersten Mal seit langer, langer Zeit.

KAPITEL 53
    A gent Dahl saß noch an seinem Schreibtisch, nachdem der Großteil seiner FBI -Kollegen längst nach Hause gegangen war. Er dachte an all die Menschen, die jetzt daheim bei ihren Familien waren und friedlich schlafen konnten, weil sie nichts von dem wussten, was er wusste.
    Sein Assistent klopfte leise an die Tür. «Brauchen Sie mich noch, Sir? Jetzt ist der erste November.»
    Dahl schaute auf die Digitalanzeige an seinem Rechner. Drei Minuten nach Mitternacht. Der einunddreißigste Oktober war vorbei. «Nein, Neal. Gehen Sie ruhig nach Hause. Wir sehen uns morgen.»
    «Danke, Sir.»
    Dahl betrachtete die Notizen, die er sich auf dem Block neben dem Telefon gemacht hatte. Am neunundzwanzigsten Oktober hatte der Direktor des FBI eine vielbeachtete Pressekonferenz gehalten, in der er vor einzelnen,
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