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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento
Autoren: P.J. Tracy
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tot sehen will, schrumpft das Feld doch beträchtlich.»
    Jetzt hatte Warner genug. Er beugte sich weit vor und fixierte Gino mit durchdringendem Blick. «Hören Sie gefälligst auf, Detective, mich wie einen Fiesling auf der falschen Seite des Verhörtischs zu behandeln. Ich habe lange genug auf Ihrer gesessen, also lassen Sie uns zum Wesentlichen kommen. Alice und ich waren am Freitagabend zu Hause. Beide. Den ganzen Abend.»
    «Gut zu wissen, Bill, das notiere ich mir. Die Sache ist nämlich so: Derjenige, der Tommy und Toby umgebracht hat, ist möglicherweise auch für einen ähnlichen Mord in Pittsburgh verantwortlich.»
    Bill Warner zögerte eine Sekunde zu lang mit der Antwort. «Tatsächlich?»
    «Ja. Wissen Sie, wir haben da was aus dem Internet gezogen, aus einem supergeheimen Chatroom, in den eigentlich niemand reinkommen soll. Natürlich schafft man das trotzdem, man muss nur die richtigen Leute ransetzen, und unsere sind ziemlich gut. Im Moment versuchen sie gerade, die Urheber ausfindig zu machen.»
    Warner kniff die Augen zusammen und legte die Stirn in Falten, während er darüber nachdachte. Dann lehnte er sich mit einem halben Lächeln wieder zurück. «Das ist ja hochinteressant, Detective. Aber Sie wissen ja, wie das ist. In solchen Chatrooms behaupten die Leute alles Mögliche, aus den unterschiedlichsten Gründen. Dicke geben vor, dünn zu sein, irgendwelche Scharlatane geben sich als Arzte aus ... Die lügen wie gedruckt und erzählen Wildfremden, sie hätten Dinge getan, von denen sie eigentlich nur träumen.»
    Gino hielt seinem Blick stand. «Ist das so?»
    Warner nickte. «Ja, so ist das.»
    Sehr schlau, dachte Magozzi. Damit hatte er sich schon mal eine vernünftige Erklärung für seine Behauptungen in diesem Chatroom zurechtgelegt, falls die Äußerungen tatsächlich bis zu ihm zurückverfolgt werden sollten. Nicht, dass das eine große Rolle spielte. Internet-Unterhaltungen galten als Spuren, nicht als Beweise. Auch das wusste er vermutlich.
    «Sonst noch was, Detectives?»
    Iris wartete eine halbe Sekunde, ob Gino noch etwas sagen würde, dann schaltete sie sich in das Gespräch ein, mit einem kleinen, schüchternen Lächeln, das Magozzi absolut entwaffnend fand. «Ich hätte noch eine Frage an Sie, Mrs. Warner, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Es hat im Grunde nichts mehr mit dem Thema zu tun, eigentlich ist es nur reine Neugier, weil ich ja das Haus Ihrer Mutter gekauft habe. Und es ist eine überaus private Frage, ich kann also absolut verstehen, wenn Sie nicht darauf antworten möchten.»
    Alice Warner lächelte sie an, und das Lächeln wirkte ganz echt. «Was möchten Sie wissen, Sheriff?»
    «Nun, ich hatte mich gefragt ... Man hat uns erzählt, Sie seien in Bitterroot aufgewachsen, bei Ihrer Großmutter Ruth und bei Laura. Dabei wohnte Ihre Mutter doch ganz in der Nähe.»
    Zum ersten Mal beobachtete Magozzi eine Gefühlsregung bei Alice Warner. Es war keine feindselige Reaktion, doch sie war auch nicht sonderlich schön anzusehen. Alice senkte den Blick, um sie zu verbergen, dann holte sie tief Luft und sah Iris in die Augen. «Mein Vater hat mich sexuell missbraucht, deshalb hat meine Mutter mich weggeschickt. Hierher, weil sie wusste, dass ich hier sicher sein würde.»
    «Das tut mir sehr leid.»
    «Vielen Dank.»
    «Es tut mir auch sehr leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir heute Morgen in meiner Scheune menschliche Überreste gefunden haben, die höchstwahrscheinlich die Ihres Vaters sind.»
    Magozzi hatte noch nie erlebt, dass Augen tatsächlich glitzerten. Natürlich las man oft genug in Büchern davon und hörte den Ausdruck ebenso oft von anderen - doch jetzt beobachtete er es zum ersten Mal bei einem anderen Menschen.
    «Ach Gott», sagte Alice Warner. «Das ist ja schockierend.»
    Doch sie wirkte keineswegs schockiert. Ganz und gar nicht.

KAPITEL 33

    Sie gingen durch das Dorf zurück zum Wagen. Der Schnee lag inzwischen so hoch, dass man unmöglich außerhalb der kleinen, geräumten Straße gehen konnte, und es schneite immer noch weiter, große, dicke Flocken, die eigentlich auf Kinderzungen zergehen sollten.
    Doch heute waren keine Kinder zu sehen, und es war vollkommen still im Dorf. Das hatte Kurt Weinbeck verursacht.
    Es war wirklich traurig, dachte Magozzi, plötzlich festzustellen, dass der Ort, an dem man sich immer absolut sicher gefühlt hatte, eigentlich gar nicht so sicher war. Jedes Einbruchsopfer wusste, was es für ein Gefühl war, nach Hause zu
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