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Monkeewrench 02 - Der Koeder

Monkeewrench 02 - Der Koeder

Titel: Monkeewrench 02 - Der Koeder
Autoren: P.J. Tracy
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neu. Sie ließ ihm Zeit, bevor sie schließlich fragte: «Essen oder Wein?»
    «Wein.»
    Sie saßen auf der obersten Treppe der Vorderveranda, während sich die Dämmerung senkte, und wehrten mit dem Wein die abendliche Kühle ab. Magozzi hätte es nicht nötig gehabt, denn Grace berührte seine Schulter mit der ihren, und er glaubte, dass ihm nie wieder kalt sein würde.
    Trotz des Dämmerlichts waren noch einige Leute unterwegs. Einer blieb im Schatten am Rand des Grundstücks stehen und fiel Magozzi sofort ins Auge.
    Er dachte nicht darüber nach, er analysierte nichts, aber da es ihm den Magen umdrehte und die Alarmglocken in seinem Kopf schrillten, reagierte er instinktiv mit dem Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Diese besondere Gestalt sollte nicht hier sein. Zum ersten Mal an diesem Tag fühlte er eine große Leere an seiner Hüfte, wo seine Waffe hätte sein sollen.
    Er wandte den Kopf ab und vergrub seine Lippen in Grace' Haar dicht am Ohr, ganz wie ein Mann, der der Frau, die er liebt, zärtliche Worte zuflüstert. «Steh ganz ruhig auf, Grace. Geh ins Haus und dann wieder zur Hintertür hinaus. Hast du verstanden?»
    «Was ist los, Magozzi?», flüsterte sie zurück, nur eine Spur von Panik in der Stimme. Inzwischen näherte sich die Person dem vorderen Weg, hatte den Kopf gedreht und beobachtete sie. Magozzis Verhalten änderte sich. Er drängte ihr sein Weinglas auf und sprach laut genug, um nicht nur von ihr gehört zu werden.
    «Mach's diesmal randvoll, okay?»
    Jeder Muskel in Magozzis Körper war so angespannt, dass es wehtat. Ein ganz klein wenig lockerer wurde er erst, als er hörte, wie die Fliegentür hinter Grace zuschlug. In Sicherheit, dachte er. Bitte, Gott, lass sie in Sicherheit sein, lauf, lauf, lauf zur Hintertür hinaus, lauf zu einem Nachbarn, tu ja nichts Mutiges, Grace, mach bitte keine Dummheiten…
    Die Gestalt stand nun auf dem Weg, nahm vertrautere Züge an, je näher sie kam, und Magozzi saß auf der Treppe mit einem gekünstelten Begrüßungslächeln auf den Lippen und versuchte, sich ganz natürlich zu geben. Die Vernunft redete ihm ein, es sei nichts zu befürchten, während sein Instinkt ihm sagte, dass er nur noch ein paar Sekunden zu leben hatte. Und der Instinkt hatte bereits einen Plan gemacht. Was immer geschehen sollte, würde hier draußen geschehen. Grace würde nichts passieren. Dieser Gedanke verlieh seinem gekünstelten Lächeln einen Hauch von Glaubwürdigkeit. Die Bestimmung seines Lebens lief auf den wichtigsten Dienst hinaus, den er dieser Welt erweisen konnte – die Rettung von Grace MacBride.
    Drinnen stand Grace an die Wand neben der Tür gepresst, und ihre Hand griff automatisch nach der Sig, die nicht da war. Jetzt setzte echte Panik ein. Sie konnte nicht atmen, sie konnte kaum mehr sehen, und die Beine drohten, unter ihr einzuknicken. Ihre Gedanken rasten sechs Monate zurück – da hatte sie im Loft des Monkeewrench-Büros das letzte Mal echte Todesangst verspürt und war wie gelähmt und hilflos gewesen –, und sie suchte hektisch nach dem einzigen Heilmittel, das sie damals gefunden hatte, erinnerte sich an die Hoffnung auf Rettung und die Aura von Seelenruhe, von der sie sich erst umhüllt gefühlt hatte, als sie das Macht verleihende Gewicht der Sig in ihren Händen spürte.
    Sie hörte, wie die Schritte auf dem vorderen Weg näher kamen. Sie hatte keine Ahnung, wer die Person sein mochte, und auch keine klare Vorstellung von deren Absichten bis auf das, was sie in Magozzis Augen gesehen und in seiner Stimme gehört hatte. Mehr brauchte sie auch nicht.
    Ihre Gedanken rasten die Treppen hinauf in Magozzis Schlafzimmer – bewahrte er dort seine Waffen auf? Gestern Abend hatte man ihm die Dienstwaffe abgenommen, aber er musste noch eine weitere besitzen – alle Polizisten hatten eine zweite Waffe –, aber wo mochte er sie aufbewahren, und wie in Gottes Namen sollte sie diese Waffe rechtzeitig finden? Ihre Überlegungen blieben an dem Problem hängen, das von Waffen erst verursacht wurde. Verdammt, alles drehte sich um Waffen, die ganze Zeit, und dadurch war sie blind für jede andere Möglichkeit.
    «Hallo, Detective Magozzi.»
    Sie hörte die Stimme durch das Fliegengitter, wandte den Kopf ein wenig zur Seite, sodass sie die Gestalt sehen konnte, die in sicherer Entfernung von Magozzi stehen geblieben war und die Hände in den Jackentaschen behielt. Eine Tasche war ausgebeulter als die andere, und man erkannte deutlich die Mündung
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