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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition)
Autoren: Jasper Sand
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dich warten, was man ihnen
kaum verübeln kann.“
    Linus stolperte beinahe über seine eigenen
Füße und hielt sich im letzten Moment am Treppengeländer fest. „Soll das
heißen, dass die Schlacht vorüber ist?“
    „Das soll heißen, dass ich mich auf die
Suche nach dir begeben habe, damit der Anführer der Rachekreuze seine eigene
Schlacht nicht verpasst.“ Er klang schnippisch und schlecht gelaunt und unter
anderen Umständen hätte Linus ihn für sein schlechtes Benehmen bestraft, wie
Könige das gemeinhin taten.
    Stattdessen rannten sie zusammen die Treppe
hinab, stürzten ins winterliche Weiß und überquerten den Burghof, sausten sie
die Straße hinab, an den Marktschreien vorm Burgtor vorbei, in den Wald und in
den Winter hinein.
    Das Kriegsgeschrei hörten sie schon nach
wenigen Schritten, Schneebälle schwirrten ihnen aus dem Nichts entgegen und verfehlten
sie um Haaresbreite.
      Hinter den Bäumen, hinter einem Vorhang aus
Schnee, wogte ein Meer aus Köpfen und Armen. Ein Schneeball traf Linus mitten
auf der Stirn, im nächsten Moment wurde er nach hinten gerissen und in den
Schnee gepresst. Ein Sündenkreuz drückte sein Knie auf Linus‘ Brust und begrub
sein Gesicht unter einer Schicht aus Eis. Linus hustete und rang nach Atem,
stützte sich vom Boden ab und schleuderte den Jungen zur Seite. Er nahm so viel
Schnee, wie er zwischen seinen zwei Händen formen konnte und warf ihn dem
Jungen ins Gesicht, ehe er abermals umgerissen wurde. Sie kämpften eine halbe
Stunde, die ihnen wie drei Stunden erschienen, bis sie keuchend und lachend
innehielten und die verschwitzten Gesichter im Schnee vergruben.
    Nur Joona, der Anführer der Sündenherzen,
stand starr und wortlos inmitten der schnaufenden Krieger und sah ernst zu Linus
herüber. „Genug Kinderkram“, sagte er und kam langsam auf seinen Rivalen zu.
Sie waren nichts weiter als Anführer in einem bunten Kinderhaufen, ohne sich
allzu sehr von ihren Verbündeten abzuheben. Sie hassten sich weder, noch
mochten sie sich besonders, sie waren verfeindet, weil das nun mal zwischen
Anführern so war. Aber heute, das spürte Linus, war es anders.
    „Ich hab genug von all den Schneeballschlachten“,
sagte Joona und blieb vor Linus stehen, nur ein paar Fingerbreit entfernt. Er
kostete den Moment aus, in dem jeder ihm zuhörte. „Immer diese Schneebälle,
jedes Jahr. Nicht nur ich habe davon genug, das weiß ich. Es wird Zeit für
andere Waffen, für richtige .“
    Ein Sündenkreuz warf ihm zwei Holzschwerter
zu, die Joona gelangweilt fing. „Glaubst du nicht auch, dass Schwerter die
Sache spannender machen würden?“
    Er wartete auf keine Antwort, drückte Linus
nur die Waffe in die Hand und klopfte mit seinem eigenen Schwert dagegen.
    „Da es leider nur zwei sind“, sagte er und
grinste „können nur wir miteinander kämpfen. Ich hoffe, du hast nichts dagegen,
dass jeder uns zuschaut?“
    Linus schüttelte den Kopf und versuchte zu
lächeln, obwohl es ihm fürchterlich schwer fiel. Er wollte nicht kämpfen, nicht
hier, nicht so , aber er war zu
schwach um zu widersprechen. „Natürlich nicht“, sagte er. Und der Kampf begann.
      „Schaut genau hin!“, schrie Joona und sein
Schwert sauste jäh auf seinen Rivalen hinab. „Schaut mir beim Gewinnen zu!“
    Linus wich nach hinten aus und spürte, wie
das Schwert seine Wange streifte.
    „Du bist zu langsam“, höhnte Joona und
holte erneut mit dem Schwert aus. Linus machte einen Schritt zurück, die Waffen
krachten aufeinander. „Du bist zu langsam, Linus, viel zu langsam und weißt du
auch warum? Weil du so dick bist.“
    „Ich bin nicht dick“, knurrte Linus und nun
war er es, der ausholte. Joona parierte, das Schwert in seiner Hand vibrierte,
und kaum hatte er die Situation wieder unter Kontrolle, wirbelte er herum und
zielte auf Linus’ Brust. Linus wich zurück, hob das Schwert und grinste,
vielmehr aus Verzweiflung, denn aus echtem Mut. „Noch kannst du aufgeben“,
zischte er, obwohl er ahnte, dass er es sein würde, der bald aufgab. Schon
jetzt wurde das Schwert schwerer. Jeder Gegenschlag, jede Verteidigung kostete
ihm von Mal zu Mal mehr Kraft.
    Zögerlich riefen ihm die Rachekreuze etwas
zu, nicht besonders laut, Linus konnte nur ab und an seinen Namen vernehmen.
Ihre müde Anfeuerungsversuche vermochten ihn kaum zu stärken, ihre leisen
Stimmen machten ihn nur schwächer.
    „Da siehst du es.“ Joona sah ihn gehässig
an, war so ganz und gar anders als sonst, dass Linus ihn kaum
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