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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer
Autoren: Marie Hoehne
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anerkennend durch die Zähne. Mir war aufgefallen, dass sie das immer tat, wenn sie sich über etwas wunderte, und Vanessa wunderte sich oft. "Normalerweise lädt sie niemanden zu sich ein."
    "Ich habe ihr quasi gesagt, dass sie verantwortlich dafür ist, wenn ich nach meinem Schulabschluss hierbleiben muss." Mittlerweile amüsierte mich Ashleys Reaktion. Ihr hatte ihr sogar verziehen, dass sie mir einfach so die Tür vor der Nase zugeknallt hatte. Schließlich hatte sie noch immer mit dem Verlust ihres Bruders zu kämpfen. Da konnte man schon mal überreagieren. Der Gedanke ließ mich noch immer nicht los. Es musste schrecklich sein, so etwas durchmachen zu müssen. Trotzdem hatte sie nicht das Recht, sich so aufzuspielen.
    "Ich hätte zu gerne ihr Gesicht gesehen." Verträumt ließ Vanessa ihren Blick durch die Schulcafeteria streifen. "Sie war bestimmt ganz schon entsetzt." Sie kicherte.
    Ich zuckte mit den Schultern. "Mir egal, Hauptsache ich bekomme meine Note, und sie lässt mich in Zukunft in Ruhe."
    "Und was meldet New York so?", wechselte sie nach einer kurzen Pause schließlich das Thema. Vanessa war unheimlich neugierig auf Kimberly. Zugegeben, ich war mir nicht sicher, ob Kimberly genauso begeistert von ihr sein würde. In den Weihnachtsferien wollte sie mich hier zum ersten Mal besuchen kommen und dann würden die beiden endlich auch einmal persönlich aufeinander treffen. Wenn ich allerdings ehrlich zu mir selber war, wusste ich bereits jetzt schon, dass das eine ganz schlechte Idee war. Vanessa hingegen freute sich auf das Treffen. Ich hatte ihr in den letzten Wochen so viel von Kimberly erzählt, dass sie mittlerweile schon so von ihr sprach, als wären sie alte Freundinnen.
    "Och, nichts Besonderes." Ich mied ihren Blick. Doch um der Wahrheit die Ehre zu geben, war mein letztes Gespräch mit Kimberly alles andere als gut verlaufen. Es wurmte mich, was sie mir erzählt hatte: Tom hatte eine neue Freundin.
    Ich war gerade einmal zwei Monate weg und schon datete er eine andere. Ich hatte es nur sehr zögerlich aus Kimberly herausbekommen und irgendwie glaubte ich ihr nicht, dass sie nicht wusste, wer die Neue war. Gut, im Grunde genommen, war es sein gutes Recht. Vielleicht war ich nicht einmal richtig in ihn verliebt gewesen, was wusste ich schon darüber? Er war der erste Junge gewesen, der mich geküsst hatte. Na gut, abgesehen von Jeffrey Wittfield, der mir in der siebten Klasse während des Flaschendrehens seine feuchten Lippen auf den Mund hatte drücken müssen .
    Kim hatte das Gespräch recht schnell beendet und mich ziemlich ratlos zurück gelassen. Ratlos, traurig und irgendwie auch ziemlich wütend. Wütend auf Mom und Dad, die mich hierher verschleppt hatten, wütend auf Mr. O'Leary, der mich zwang mit der blödesten Kuh der ganzen Schule zusammen zu arbeiten und wütend auf Sam, den ich von meinem Fenster aus beobachten konnte und der sogar beim Hof fegen einfach nur verwegen und gut aussah. Doch es half ja alles nichts. Wut brachte mich nicht weiter. Ich sollte mich nicht über Dinge ärgern, die ich nicht ändern konnte.
    "Meine Mom würde dich gerne am kommenden Wochenende zu uns einladen." Vanessa hatte so leise gesprochen, dass ich kurz überlegen musste, ob sie tatsächlich etwas gesagt hatte.
    "Was?" Ich hob fragend eine Augenbraue, während ich in den Apfel biss, den meine Mutter mir vorsorglich zu ihrem überaus interessanten Kartoffelsalatexperiment eingepackt hatte. Interessant deshalb, weil ich weit und breit in der dicken Mayonnaiseschicht kein einziges Stück Kartoffel entdecken konnte.
    "Sie würde gerne wissen, mit wem ich so abhänge." Es klang fast wie eine Entschuldigung. "Würdest du kommen?"
    "Zu euch zum Essen?"
    Sie nickte.
    "Ja, klar." Ich schluckte schwer. Ein wenig mulmig war mir schon bei dem Gedanken. Alles, was Vanessa mir bisher über ihre Mutter erzählt hatte, klang nicht gerade besonders einladend. Ich stellte mir eine griesgrämig dreinblickende Frau vor, die den ganzen Tag über nur jammernd durchs Haus lief und über die Ungerechtigkeit der Welt schimpfte. Klang doch ganz vielversprechend, oder?
    "Ehrlich?" Vanessas Gesichtsausdruck hellte sich augenblicklich auf. "Toll, ich freu mich."
    "Kann deine Mutter… kochen?", fragte ich mit einem Blick auf meinen sogenannten Kartoffelsalat.
    "Oh ja, sie ist wirklich eine gute Köchin." Vanessa folgte meinem Blick und lächelte.
    "Dann freue ich mich!" Ich drückte kurz ihre Hand, und wir grinsten uns
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