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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
Autoren: Halo Summer
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stand.“
    „Und wo steht er jetzt?“, fragte Lisandra.
    „Da-das weiß man immer erst hinterher.“
     
    Lisandra hatte noch nie in so einem großen Bett geschlafen. Dieses Bett hatte die Größe von der Kammer, die Lisandra und ihre Mutter in Schwammling zusammen bewohnten. Die Matratze war weich, das Bettzeug federleicht und duftend und dennoch schlief Lisandra schlecht. Der Meister des schneefarbenen Todes spukte durch ihre Träume und blies ihr immer dann, wenn sie kurz davor war, alle Sorgen zu vergessen, seinen kalten Atem ins Ohr. Lisandra hatte an diesem Abend wohl zu viele Geschichten von dem sagenhaften Meister gehört. Sie waren alle spannend und wundersam gewesen (so wie die Geschichte, in der Yu Kon den Kopf einer jungen Schülerin mit sich herumtrug und diesen jedes Mal fallen ließ, wenn sie ihm widersprach), doch ein Märchen von singenden Kaninchen im rosa Wunderwatteland wäre für Lisandras Nachtruhe besser gewesen.
    Irgendwann fiel Lisandra dann doch noch in einen tiefen Schlaf und als ein pflichtbewusster Diener sie am nächsten Morgen an der Schulter rüttelte, um sie wach zu bekommen, hätte sie fast nach ihm geschlagen. Sie hatte vollkommen vergessen, wo sie war, und hielt den armen Mann im ersten Moment für einen Morgul, Mörder oder Mädchentführer.
    „Fräulein Lisandra, die Herren warten schon lange beim Frühstück auf Sie!“
    Lisandra zwinkerte ungläubig mit den Augen, dann dämmerte es ihr: Sie war im Golden-Zyklopia zusammen mit seiner Hoheit oder Majestät oder wie man das nannte, Hanns von Fortinbrack und seinem gruseligen Gespenster-Leibwächter. Natürlich, wie hatte ihr das entfallen können?
    „Oh, ähm, sagen Sie den beiden … Herren … bitte, dass ich gleich komme!“
    „Wird gemacht, Fräulein Lisandra.“
    Als Fräulein Lisandra mehr oder weniger verstrubbelt und mit einer Katzenwäsche versehen in ihren schmutzigen Reiseklamotten zum Frühstück erschien, musste sie feststellen, dass die Jungs … äh … die Herren wie aus dem Ei gepellt, ausgeruht und fröhlich am Tisch saßen und anscheinend sehnsüchtig darauf gewartet hatten, ihren Gast zu foppen und zu hänseln, nach Leibeskräften und ohne Hemmungen, zu ihrer morgendlichen Erbauung. Immerhin, Lisandra fasste es als Kompliment auf, dass Hanns von gestern auf heute aufgehört hatte, sie anzustottern.
    „Hakon sagt, du hast nach ihm gebissen. Erst gebissen und dann getreten!“
    „Ach, das ist doch gelogen“, sagte Lisandra, während sie das Angebot auf dem Frühstückstisch studierte. Das sah alles sehr verlockend aus!
    „Mein armer Diener hatte Angst um seine Finger. Wir haben ihm empfohlen, einen Schuh nach dir zu werfen, was er nach langem Zögern auch versucht hat, aber du hast den Schuh genommen und zurückgeworfen.“
    „Und getroffen!“, fügte Haul hinzu.
    „Ohne dabei aufzuwachen“, ergänzte Hanns. „Als Nächstes hat er versucht, dir ins Ohr zu brüllen, aber du hast sofort nach ihm geschlagen, er konnte gerade noch rechtzeitig seine Nase in Sicherheit bringen.“
    „Ihre Technik ist so rustikal wie ihre Kleidung“, sagte Haul.
    „Wie nennt man wohl ihren Stil?“, fragte Hanns. „Kratzende Katze?“
    „Ausrutschender Tiger passt noch besser!“
    Darüber lachten sie sich kaputt. Lisandra war es egal. Sie hatte sich für Eier mit Speck entschieden und tunkte jetzt einen in Butter angebratenen Toast in eine Schüssel mit Heidelbeerquark, was in Kombination mit dem Ei und einigen darüber gestreuten kandierten Kürbiskernen einfach göttlich schmeckte.
    „Das isst man nicht alles durcheinander“, belehrte sie Haul. „Es gibt hier eine Gang-Reihenfolge. Verstehst du?“
    „Na und?“, sagte Lisandra mit vollem Mund. „Ich esse, es schmeckt, ich werde satt.“
    „Immerhin wird sie bei dem Tempo schnell satt“, stellte Hanns fest, „und wir können bald aufbrechen.“
    „Nehmen wir Lockenköpfchen mit?“
    Lisandra schaute von ihrem Teller auf, der zugegebenermaßen wie ein Schlachtfeld aussah.
    „Redet ihr von mir?“
    „Ja“, sagte Hanns. „Wir wollten dir anbieten, mit uns nach Sumpfloch zu fahren. Schließlich haben wir den gleichen Weg. Oder willst du lieber den Kutschbus nehmen?“
    Lisandra überlegte kurz. Thuna und Maria hatten letztes Jahr sehr über die Fahrt im Kutschbus geklagt: Fünf Stunden ohne Heizung mit undichten Fenstern. Immer wieder hatten sie die Fahrt unterbrechen und Schnee aus dem Weg schaufeln müssen, weil die Pferde nicht mehr durchkamen.
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