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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut
Autoren: Mary Higgins Clark
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nur ein bißchen neugierig. Nach
meinem kleinen Rückfall gestern nacht war ich etwas
benebelt. Aber als ich wieder einen klaren Kopf hatte, hab
ich mir so meine Gedanken gemacht und selbst ein paar
Leute angerufen.«
Er drehte sich um und blickte seine Frau an. »Du bist
gestern abend gar nicht bei dem Dinner in Boston
geblieben, Odile. Und wo immer du hingegangen bist,
jedenfalls sind deine Schuhe schrecklich dreckig
geworden, nicht wahr?«

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    Sie kriegte die Zahlen nicht mehr auf die Reihe. Es war zwecklos.
    Gib nicht auf, schärfte sich Maggie ein und versuchte sich mit aller Kraft dazu zu zwingen, wach zu bleiben, bei Verstand zu bleiben. Es wäre so einfach, sich treiben zu lassen, so einfach, bloß die Augen zu schließen und sich dem zu entziehen, was mit ihr geschah.
    Das Bild, das Earl ihr geschenkt hatte – da war etwas an Liams Gesichtsausdruck gewesen: das oberflächliche Lächeln, die berechnende Aufrichtigkeit, die eingeübte Herzenswärme.
    Sie hätte darauf kommen müssen, daß an seiner plötzlichen Aufmerksamkeit ihr gegenüber etwas Unehrliches war. Es hatte eher seinem Wesen entsprochen, als er sie bei der Cocktailparty im Stich ließ.
    Sie dachte an gestern abend zurück, an die Stimme. Odile Lane war mit Liam in Streit geraten. Sie hatte die beiden gehört.
    Odile hatte Angst gehabt. »Ich kann das nicht mehr machen«, hatte sie gejammert. »Du bist geisteskrank! Du hast doch versprochen, daß du den Laden verkaufst und wir zusammen weggehen. Ich hab dich gewarnt, daß Maggie Holloway zu viele Fragen stellt.«
    So deutlich. Jetzt in diesem Moment so deutlich. Sie konnte ihre Finger kaum mehr krümmen. Es war an der Zeit, wieder um Hilfe zu schreien.
    Doch jetzt war ihre Stimme nur ein Flüstern. Niemand würde sie hören.
Beugen … strecken … nur ganz leicht einatmen, rief sie sich ins Gedächtnis.
Doch ihr Bewußtsein kam immer wieder auf etwas ganz Bestimmtes zurück, das erste Kindergebet, das sie gelernt hatte: »Abends, wenn ich schlafen geh …«

90
    »Du hättest mir wenigstens sagen können, daß das Latham Manor dir gehört«, sagte Earl Bateman anklagend zu seinem Cousin. »Ich sage dir auch alles. Wieso bist du so verschwiegen?«
    »Das ist doch bloß eine Kapitalanlage, Earl«, sagte Liam beschwichtigend. »Nichts weiter. Ich hab mit dem Tagesgeschäft in dem Haus rein gar nichts zu tun.«
    Er fuhr auf den Parkplatz des Bestattungsmuseums und hielt neben Earls Wagen an. »Geh jetzt heim, und schlaf dich ordentlich aus. Du hast es nötig.«
    »Wo gehst du denn hin?«
»Nach Boston zurück. Wieso?«
»Bist du heute bloß deswegen angerauscht, um mich zu
    sehen?« fragte Earl noch immer verärgert.
»Ich bin gekommen, weil du durcheinander warst, und
    ich bin gekommen, weil ich mir Sorgen um Maggie Holloway gemacht habe. Aber wie ich vorhin erklärt habe, bin ich jetzt nicht mehr so beunruhigt. Ich vermute, daß sie bald wieder auftaucht.«
    Earl wollte schon aussteigen, als er nochmals innehielt.
    »Liam, du hast doch gewußt, wo ich den Schlüssel fürs Museum und den Zündschlüssel für den Leichenwagen hingetan hatte, oder?« fragte er.
»Worauf willst du hinaus?«
    »Nichts, ich frage bloß, ob du irgendwem verraten hast, wo ich sie immer liegen habe?«
»Nein, hab ich nicht. Nun aber los, Earl. Du bist müde. Fahr jetzt nach Hause, damit ich mich auf den Weg machen kann.«
Earl stieg aus und schlug die Wagentür zu.
Liam Moore Payne fuhr direkt vom Parkplatz runter bis ans Ende der Nebenstraße. Er merkte nicht, daß ein anderer Wagen vom Bordstein losfuhr und in einem unauffälligen Abstand seine Spur aufnahm, als er nach rechts abbog.
Alles war im Begriff auseinanderzubrechen, dachte er mißmutig. Sie wußten nun, daß das Latham Manor ihm gehörte. Earl hatte bereits den Verdacht geschöpft, daß er gestern abend im Museum war. Die Leichen würde man exhumieren und dann dahinterkommen, daß die Frauen die falsche Medizin bekommen hatten. Falls er Glück hatte, gab man Dr. Lane die Schuld, aber Odile war drauf und dran, die Nerven zu verlieren. Sie würden ihr im Nu ein Geständnis entlocken. Und Hansen? Der würde absolut alles tun, um seine eigene Haut zu retten.
Dann bin ich dran, dachte Liam. All diese Arbeit für nichts und wieder nichts! Der Traum, der zweite Squire Moore, mächtig und reich, zu sein, war zerronnen. Nach all den Risiken, die er eingegangen war – Anleihen auf die Wertpapiere seiner Kunden zu machen; das Seniorenheim mit einem Minimum an
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